7. April 2018

Eiskaltes Überleben

Das Survival-Game „Impact Winter“ lässt uns jetzt auch auf Konsole um unser Leben bangen

Lesezeit: 4 min.

Man mag es mit Blick auf die Screenshots zwar kaum glauben, aber die Kälte ist nur eines von vielen Problemen für Spieler von Impact Winter. Nach einem Asteroideneinschlag ist die Erde zwar von Schnee bedeckt, doch es sind eben auch der Ausfall der Infrastruktur und die vielen Unabwägbarkeiten einer zerstörten Welt, die dafür sorgen, dass unser Leben am seidenen Faden hängt. Zu Beginn befinden wir uns mit einer Gruppe aus vier weiteren Personen in einer verlassenen Kirche und erhalten über Funk die vermeintliche Heilsbotschaft, in genau 30 Tagen gerettet zu werden.

Die verstreichen in Form eines Countdowns ziemlich rigoros und halten nicht mal bei der Menüführung inne. Natürlich können wir nicht einfach Däumchendrehen und müssen uns mit unserem Avatar raus in die Kälte schlagen. Dort sammeln wir Nahrung oder Gegenstände und erfüllen Missionen unserer Mitstreiter, um die gut 8-10 Stunden eines Durchlaufs erfolgreich (also lebendig) abschließen zu können. 

Das gestaltet sich in mehrfacher Hinsicht fordernd und mit Geduld auch durchaus motivierend. Denn im Vergleich zur damals ziemlich verbuggten und mit einer unsäglich schlechten Steuerung (speziell mit Tastatur) fast unspielbaren PC-Fassung von vor einem Jahr, hat die nun für PS4 und Xbox One veröffentlichte Version deutlich mehr Feintuning erhalten. Auch wenn das (Mechanik-)Rad nicht neu erfunden wurde, sorgt die Spielbarkeit nun nicht mehr für blanken Technikfrust.

Dieses Gefühl könnten aber nach wie vor das immer noch kaum transparente Micromanagement sowie die Entscheidungsfindungen hervorrufen, denn in Impact Winter, das seinen Survival-Kern bitterernst nimmt, ist eben nur selten bis nie vorab klar, ob eine eben getroffene Item-Auswahl oder Rollenverteilung wirklich spielintelligent war. Man kann dem Titel daher sehr leicht vorwerfen, seine wesentlichen Mechaniken nicht gut genug zu erklären und so unnötig viele Tode und Einarbeitungszeit zu provozieren. Doch man kann diesen Befund auch positiv wenden und sagen, dass Impact Winter sein Survival-Motto nicht banalisiert und damit eben auch eine überschaubare Prise Try and Error einhergeht.

So finden wir auf unseren Streifzügen immer wieder Gegenstände wie Flaschen, Samen, Büroklammern oder auch Elektronik (sogar ein altes NES!) und müssen uns entscheiden, was wir davon in unserem begrenzten Inventar mitnehmen. Vieles, was wir finden, erschließt sich in seiner (Un-)Bedeutung erst später und genau das fällt nicht immer nachvollziehbar aus. Da sich die Missionen, die uns mit neuen Fähigkeiten und sogar einer Verkürzung der 30-Tage-Frist belohnen, mit jedem Durchlauf verändern und wir nicht alle Aufgaben unserer Mitstreiter in einem Spielprozess erledigen können, gibt es auch keinen Masterweg für  akribische Jäger und Sammler.  

Ganz allein sind wir übrigens nicht unterwegs. Begleitet werden wir  - Stichwort Zukunftssetting - von einem kleinen Roboter, der uns neben Licht auch wichtige Informationen liefert und im Verlauf der Kampagne immer wertvoller für uns wird. Ohne storytechnisch zuviel verraten zu wollen: Der Ausgang unseres Abenteuers, gerade hinsichtlich der Frage, wer nach 30 Tagen aus welchen Gründen womöglich zu unserer Rettung naht, hat bzw. scheint signifikant mit ihm zu tun zu haben. 

Stets geht es in den Missionen fundamental darum, der Gruppe das Überleben zu sichern. Hunger oder Durst wollen ebenso im Auge behalten werden wie beispielsweise Schlaf. Wir dürfen dazu den anderen Mitgliedern sogar verschiedene Rollen zuweisen, mit denen entsprechende Fähigkeiten wie eine schnellere Regeneration einhergehen und die so das strategische Profil des Gameplays weiter vertiefen. Überhaupt bietet der Ablauf viele Möglichkeiten und angenehm variantenreiche Wege, das Abenteuer zu überstehen.

Sogar Gefechte warten auf uns, wenn wir etwa nur mit einem gefundenen Baseballschläger bewaffnet auf herumstreunende Bären treffen. Mangels ausgiebiger Fightingskills, ist allerdings Rückzug oder Ausweichen stets die bessere Wahl. Wirkliche Kopfnüsse in Form von aufwändigen Rätseln haben sich die Entwickler gespart und die Itemjagd zum zentralen Element erklärt - wobei gerade das während der vielen längeren Märsche durch Schee und Eis im Wiederholungsfall schon mal auf die Nerven gehen kann.

Erzählerisch bewegt sich Impact Winter auf durchschnittlichem Niveau. Die Dialoge laufen in Textkästen ab und trotz der Missionen gelingt es den Machern nie so ganz, eine wirkliche Bindung zwischen uns und den anderen Figuren aufzubauen. Sie bleiben für uns eher wandelnde Punktewerte, auf die wir im Sinne des Spielziels stets zu wachen haben. Technisch sollte man ebenfalls keine Wunder erwarten, allerdings sorgt der sehr stimmige 80er-Soundtrack für eine angenehme John Carpenter-Stimmung und auch die winterliche Postapokalypse punktet mit einer passenden Inszenierung.  

Fazit

Die Genre-Konkurrenz ist im Survival-Fach mit so unterschiedlichen Titeln wie This War of Mine, Subnautica oder Symmetry sehr groß und da hat es ein Titel wie Impact Winter schon aufgrund seiner unglücklichen PC-Vergangenheit schwer. Das zuweilen harte, ein bisschen zu redundante und fast nie ganz durchschaubare Gameplay trägt gerade in den ersten 1-2 Stunden einiges dazu bei, um speziell Neulingen die Laune gerne mal zu vermiesen.

Doch wie so oft im Survival-Fach steigt die Lust erst mit zunehmender Spieldauer und den ersten Erfolgen, nachdem man heikle Situationen überstanden und pragmatisch richtige Entscheidungen getroffen hat. Impact Winter kitzelt genau das immer wieder sehr gezielt aus uns heraus und gibt mit seinen umfangreichen Optionen genug Tools an die Hand, um richtig Spaß zu machen.

Daher: Wer keine Geduld mitbringt und stets das Gefühl haben muss, wirklich alles im Griff zu haben, ist hier fehl am Platz. Spieler, die gerade mit den eben genannten Referenzen schon ihre Freude hatten, können der nun besseren Konsolenversion (oder der mittlerweile wahrscheinlich auch gepatchten PC-Variante) definitiv eine Chance geben. 

Impact Winter • Mojo Bones/Bandai Namco Entertainment • Survival-RPG

Abb. © Mojo Bones/Bandai Namco Entertainment

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