Ein spielbarer Marsianer
Das stimmungsvolle Adventure „The Solus Project“ ist endlich auch für PS4 erschienen
Wer sich von den erstaunlichen Überlebenskünsten Mark Watneys in Der Marsianer beeindrucken ließ und gerne selbst mal auf einem zumindest virtuellen Planeten allein überleben möchte, sollte sich unbedingt das jetzt auch für PS4 (mit VR-Unterstützung) veröffentlichte Adventure The Solus Project näher ansehen. PC- und Xbox One-Jünger durften schon länger in den Genuss dieser stimmungsvollen Sci-Fi-Tour kommen, bei der wir mit unserem Avatar nichts weniger als die Rettung des spärlichen Restes der Menschheit vor Augen haben. Denn die braucht - oh Wunder - eine neue Heimat, um sich dort niederzulassen und wir sind als Explorer auf der Suche nach einer passenden Bleibe.
Doch das ohnehin äußerst überschaubare Quantum Hoffnung auf eine neue Heimat scheint schon bald zu schwinden, als wir mit unserem Raumschiff notlanden und als einziger Überlebender die Suche nach einer sicheren Kolonie auf einem unbewohnten Planeten antreten müssen. Einen weiteren Haken hat das Ganze dann auch noch: Unser Absturz war kein Unfall und der Planet scheint neben einer untergegangenen Zivilisation einige weitere für unsere Mission relevante Geheimnisse zu verbergen, die wir nach und nach freilegen müssen.
The Solus Project präsentiert sich unter dieser Prämisse als typischer Walking Simulator, bei dem wir das ziemlich üppige Gebiet des Planeten erkunden, kleinere Rätsel- und Schaltereinlagen bewältigen und immer wieder auf (Text-)Hinweise, Gegenstände oder altertümliche Relikte, Höhlen und Bauwerke stoßen, um uns die Story zu erschließen. Etwas ungewöhnlich dabei: Wir können die vorhandenen Survival-Mechaniken, die uns etwas regelmäßige Nahrungsaufnahme oder Schlaf aufzwingen, auf Wunsch sogar einfach ausschalten, um uns so ausschließlich auf die Erkundung des Planeten zu konzentrieren. Eine nicht unkluge Entscheidung, denn die Befriedigung besagter Grundbedürfnisse gerät ähnlich wie die extrem simplen Crafting-Mechaniken (Stichwort Fackel) schnell zur reinen Routine ohne echten spielerischen Mehrwert.
Richtig punkten kann der Titel allerdings - wie die meisten Genre-Kollegen - mit seiner atmosphärisch dichten Spielwelt, die durch abwechslungsreiche Areale gerade in den ersten Stunden den Entdeckerdrang angenehm kitzeln, ehe sich leider gegen Ende mit etwas viel Backtracking inklusive langen Wegstrecken eine gewisse Ermüdung einstellt. Dieses Gefühl wird jedoch mithilfe der tollen Soundkulisse, den realistischen Lichteffekten und das bis auf ein paar Matsch-Texturen und etwas arg lange Ladezeiten großartige Umgebungsmanagement spürbar hinausgezögert.
Angenehmerweise verwöhnt uns The Solus Project neben der gelungenen Setting-Atmosphäre dazu mit einer letztlich sehr hintergründigen Story, wenn man sich über die gut 14 Stunden Spielzeit darauf einlässt und sich aktiv auf die Suche nach den Hinweisen begibt. Wer nur schnell durchrauscht und die Augen verschließt, verpasst sehr leicht einige spannende Zusammenhänge und Hintergründe. Besonders gut gelungen ist auch die Inszenierung eines zunehmend paranoiden Spielgefühls, das durch die subtile, zuweilen sehr ambivalent gestaltete Welt evoziert wird, allerdings nie zum Preis unpassender Pseudo-Effekte erkauft wird.
Fazit
The Solus Project ist in Summe eine zwiespältige Angelegenheit: Wer ein knackiges Survival-Abenteuer erwartet, könnte schon nach kurzer Zeit ob der zu simplen Mechaniken enttäuscht sein, während Weltraum-Entdecker über viele Stunden sehr gut unterhalten werden, ehe sich leider auch auf dieser Ebene zumindest leichtere Ermüdungserscheinungen einschleichen. Technisch sehr solide bis manchmal sogar wunderschön programmiert, überzeugt das Game speziell mit seiner stimmigen und angenehm dichten Atmosphäre, die besonders in VR in den besten Momenten zu den Highlights im Genre der Walking Simulators zählt.
The Solus Project • Hourences/Grip Games/Teotl Studios • Exploration/Survival-Adventure/Walking Simulator
Abb. © Hourences/Grip Games/Teotl Studios
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