6. März 2022

„FAR: Changing Tides“ – Segeln durch die Einsamkeit

Okomotives neuestes Adventure lädt erneut zum Staunen ein

Lesezeit: 3 min.

Was haben wir nicht auch hier auf unserer Zukunft von FAR: Lone Sails geschwärmt. Diesem Indie-Kleinod von Okomotive, in dem man ein wuchtiges Gefährt (eben eine Okomotive) durch eine geheimnisvolle wie schöne Welt steuert, immer auf der Suche nach Puzzleteilen einer sich nur zaghaft entblätternden Story ohne Dialog und Eindeutigkeit. Dass es sich um eine Endzeit handelte, war dennoch schnell klar und eigentlich lag der Zauber von Lone Sails ohnehin eher darauf, wie befriedigend es sein konnte, die Mechanik der Okomotive ohne komplett abstraktes Knöpfchendrücken zu bedienen und Hindernisse mit etwas Geschick und gutem Timing zu überwinden. Wer diesen simplen, irgendwie leicht verträumten Titel noch nachholen muss, sollte nicht länger zögern.

Selbiges gilt für die Fortsetzung Changing Tides, der man, strenggenommen, eigentlich unterstellen muss, den Erstling einfach nur fast vollständig zu kopieren. Einziger (echter) Unterschied: Wir steuern nun ein etwas ungelenkes Schiff, sind aber ebenfalls wieder in einer einsamen, zerstörten, aber dennoch erbaulichen Welt voller Urkräfte und alter Technik unterwegs, die sofort wieder in ihren Bann zieht und Überraschungen zu bieten hat.

Spielerisch stehen, natürlich, wieder physikbasierte Aufgaben an, die eben nicht auf staubigen Wüstenböden wie in Lone Sails, sondern vorwiegend zu Wasser auf uns warten. Als Kapitän geht es erneut von links nach rechts, wobei das Geschehen gerne auch in andere Perspektiven abgleitet. Stets müssen wir mit unserem Avatar die Schiffsfunktionen im Auge behalten, sodass es sich auch in Changimg Tides einfach toll anfühlt, wenn unser Bolide buchstäblich reibungslos schwimmt und wir mit Blick auf die grafisch dezente, aber abwechslungsreiche Spielwelt langsam herausfinden, was hier wohl geschah und warum wir eigentlich unterwegs sind.

Zu den zahlreichen Aufgaben gehört es u.a., das Segel richtig zu setzen, den Maschinenraum korrekt zu bedienen oder das Schiff zu verlassen, um mittels weiterer Objekte oder gar Gefährten wie einem Kran Tore zu öffnen oder etwas zu verladen. Dazu müssen wir mit einem Schlauch Wasser ein- oder aussagen und manchmal dürfen wir sogar ins kalte Nass eintauchen, um Treibstoff zu suchen oder verlorene Gegenstände aufzuspüren.

All das ist nicht schwer zu meistern und Changing Tides setzt wie der Vorgänger auf das Prinzip des Nicht-Sterbens oder anderweitigen Scheiterns. So bleibt die nur wenige Stunden umfassende Kampagne frustfrei, markiert aber im Umkehrschluss auch keine Herausforderung für „echte“ Gamer und generiert dazu nur wenig Wiederspielwert mangels weiterer Modi.

Technisch läuft der Titel (auf unserer PC-Version) nahezu tadellos, die Steuerung zickt nur sehr vereinzelt und auch die nie überdramatische, sehr fein platzierte Soundkulisse tut das Ihrige, um aus dem zweiten FAR-Ableger trotz mangelnder Innovation und einem eben sehr bei sich selbst abgekupferten Gesamtablauf wieder einen stimmungsvollen Adventure-Traum entstehen zu lassen. Bleibt nur die Frage, ob es tatsächlich noch einen weiteren Ableger geben könnte? Es gäbe, bei aller Kritik an einer weiteren Selbstausbeutung, in jedem Fall schlimmere Vorstellungen.

FAR: Changing Tides ist seit Anfang März digital für PC und Konsolen zum Preis von rund 20 Euro erhältlich.

Fazit

Wunderschön inszenierte, spielerisch entspannte Indie-Odyssee durch eine mysteriöse Welt, die alle Stärken des Vorgängers kopiert, ohne echte Neuakzente einzubringen.

FAR: Changing Tides • Okomotive • Adventure • PC/PS4/PS5/Xbox One/Xbox Series X/Switch

Abb. © Frontier Foundry

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