19. November 2021

„F.I.S.T.“: Kampfhase mit Riesenfaust

Überraschend famose Diselpunk-Action

Lesezeit: 4 min.

Wer uns Gamern hier regelmäßig folgt, wird wissen, dass wir ein Faible für tierische Helden wie schießwütige Enten oder Schnecken haben, die in letzter Zeit im Actiongenre für Furore sorgen. Zu dieser Kategorie darf sich ohne Einschränkungen nun auch der Hase Rayton zählen, den wir im jüngst für Sony-Konsolen und PC veröffentlichten F.I.S.T.: Forged in Shadow Torch kennenlernen durften. Denn der flauschige Held ist Teil eines top präsentierten, spielerisch spannenden Metroidvania-Plattformers mit viel Actionanteil, den sich Dieselpunk-Fans nicht entgehen lassen sollten.

Die chinesischen Entwickler von TiGames kreierten für F.I.S.T. eine dystopische Stadtwelt voller Industrie, rauchender Schlotte und mechanisch betriebenen Tunnelsystemen, in der eine Roboterlegion unter dem Namen Iron Dogs das Kommando übernommen hat. Anthropomorphe Tierbewohner wie Rayton sollen sich nach erlittener Niederlage im Krieg gegen die Iron Dogs nun dem Schreckensregime fügen. Dieses schreckt nicht davor zurück, Bürger zu entführen und die Bewohner der Stadt Torch City generell wie Sklaven zu behandeln.

Die Story von F.I.S.T. erzählt nun davon, wie wir mit Rayton den Aufstand proben und dabei einer Verschwörung auf die Schliche kommen, die sogar enge Weggefährten unseres Langohrs betrifft. Ohne zu viel zu verraten oder die gerade von Raytons noir-mäßigen Monologen getragene Handlung (inklusive sehr guter englischer Sprecher) abzuwerten: Die Story ist trotz ordentlich inszenierter Cutscenes und sympathisch-witzigen Nebenfiguren sicher nicht der Hauptgrund, warum man F.I.S.T. spielen sollte.

Der eigentliche Reiz des Titels liegt vielmehr im Zusammenspiel aus stimmiger 2,5D-Spielwelt, einer griffigen Action-Mechanik und einem wohldosierten Entdeckerdrang, den TiGames in einer angenehm langen, aber nicht übermäßig gestreckten Kampagne über gut 20 Stunden anbietet. Rayton wird zu Beginn seiner Reise durch Torch City mit einer riesigen Stahlfaust ausgestattet, mit der wir im Verlauf des Abenteuers nicht nur Feinde mit verschiedenen Moves verkloppen können, sondern mittels erspielter Upgrades unser Fäustchen wahlweise zu einem Bohrer, einer Peitsche oder einem Kurzzeit-Hubschrauber umfunktionieren können.

Hier kommt auch der Metroidvania-Faktor ins Spiel, denn oft genug lassen sich bestimmte Gebiete erst mit der passenden Fähigkeit erkunden, wenn wir beispielsweise Hindernisse nur mithilfe der Flugfähigkeit überwinden können. Da die Spielwelt auch die mit einem solchen Ansatz verbundenen Rückwege zu bereits entdeckten Arealen mit ihrer Vielfalt ausgleicht und nicht übertreibt, motiviert der Metroidvania-Faktor mehr als dass er stört.

Das in alle Richtungen scrollende Geschehen beschert uns dabei viele Sprungpassagen und Feindkontakte mit oftmals mehreren Gegnern wie Robotern oder Drohnen gleichzeitig, wobei die Steuerung auch mit erweitertem Angriffsrepertoire (bis auf einige Doppelbelegungen bei den Tastenkombinationen) sehr flüssig funktioniert und das recht vielfältige System zum Experimentieren einlädt. Große, top inszenierte Bossfights dürfen da natürlich auch nicht fehlen, wobei gerade hier deutlich wird, dass F.I.S.T. durchaus kein Sonntagsspaziergang ist.

Die Gefechte können hektisch bis leicht unübersichtlich werden und so manche Sprungpassage (Stichwort Laserbarrieren) erfordert etwas Geduld, ehe der nächste Abschnitt erreicht wird. Oft ist ein Scheitern schon deshalb kaum vermeidbar, da wir durch Gegner nicht hindurchrollen können oder Angriffe manchmal zu schnell bzw. nicht klar vorab erkennbar auf uns einprasseln. Richtiger Frust kommt jedoch nicht auf, wenn man sich die Zeit nimmt, Gegner zu studieren, Raytons Moves mit Dash, Doppelsprung oder Wandsprung auszuschöpfen und unsere Lebensleiste mit entsprechend auffindbaren Items zu verlängern. Zusätzlich bietet F.I.S.T. noch zwei wählbare Schwierigkeitsgrade und insgesamt faire Rücksetzpunkte. Aber um den Punkt Schwierigkeit positiv zu sehen: Hat man speziell einen der Bosse mit einem gewaltigen Finisher erledigt, stellt sich in F.I.S.T. eben ein etwas höherer Grad an Befriedigung ein als in vergleichbaren Actiontiteln.

So weit, so gut, möchte man sagen, zumal auch die Technik (wir spielten auf PC) mit sehr schönen Lichteffekten, vielen Details bei Umgebung und Figuren sowie ohne unschöne Bugs auskommt. Selbst der Soundtrack reißt je nach Situation richtig mit und Raytons, wie bereits angedeutet, teilweise sehr melancholisch angehauchte Monologe untermauern das packende Dieselpunk-Setting mitsamt seines erfrischendem Asia-Flairs. Da F.I.S.T. aktuell digital für 30 Euro zu haben ist, was bei einem Spiel dieser Größe und Länge einen guten Preis markiert, sollten alle, die sich angesprochen fühlen, unbedingt zugreifen.

Fazit

Abwechslungsreich, angenehm fordernd und mit sehr charismatischer Dieslpunk-Welt inszeniert: F.I.S.T. ist ein echtes Metroidvania-Juwel!

F.I.S.T.: Forged in Shadow Torch • TiGames • Metroidvania/Plattformer • PS4/PS5/PC

Abb. © bili bili

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