Gestochen unscharf
Die Demo zum kommenden Horror-Trip „Outlast 2“
Ein wenig aus der Hölle kam er ja damals schon, dieser überragend atemberaubende Trip namens Outlast, der uns 2014 vor der Folie einer „klassischen“ Irrenanstalt als Setting und der konsequent umgesetzten Survival-Horror-Spielmechanik ohne Waffen oder Kämpfe jeden Blutstropfen im Körper gefrieren ließ. Nur mit einer Videokamera ausgestattet, ging es durch extrem dunkle, verstörrend ekelhafte und wunderbar pointiert inszenierte Höllenkreise, in denen wir uns vor grotesk entstellten „Unmenschen“ nur verstecken oder davonlaufen konnten. Der famose DLC Whistleblower setzte dem Schrecken mit unvergesslichen Serienmördern wie dem „Liebhaber“ und so mancher akuten Phallusbedrohung sogar noch die Krone des Horrors auf, da auf der Basis des Vorgängers noch weiter an der Ekel- und Erwartungsphantasie geschraubt wurde. Beide Titel kamen als eher kleinere Indie-Titel ohne bombastische Technik aus und besannen sich durchgehend auf ihr Konzept eines atmosphärischen Horror-Erlebnisses, das eben nicht wie Survival-Horror-Urgestein Resident Evil immer mehr zur Massenware für alle Action-Fans herunterskaliert wurde. Kurz gesagt: Ist Outlast zu hart, ist man nicht unbedingt zu schwach. Doch wer die ersten Minuten mental überstand, war schlicht gefangen. Toll war das! Und ist es auch heute noch mit etwas Abstand, da fesselnder Survival-Horror leider eher zu einer Rarität kontemporärer Gaming-Kultur geworden ist.
Dass nun mit Teil 2 eine amtliche Fortsetzung vor der Tür steht, ist aufgrund des Erfolgs mehr als logisch. Ein paar Monate werden zwar noch vergehen, ehe uns die Entwickler von Red Barrels mit ihrem Horror-Sequel Outlast 2 hoffentlich wieder ordentlich das Fürchten lehren, doch völlig unverhofft, flatterte nun die offizielle Demo zum Survival-Schocker für PC, Playstation 4 und Xbox One in die entsprechenden Online-Portale wie Steam oder PSN. Für ungefähr 20-30 Minuten lässt uns die technisch bereits ziemlich ausgereifte Demo in eine gewohnt albtraumhafte Welt eintauchen, die sich zwar in ihrer Grundstimmung, dem Gameplay und einigen Motiven (Stichwort Religion) am Vorgänger orientiert, allerdings nun ein etwas offeneres Setting zu bevorzugen scheint.
Die Fortsetzung wartet mit brandneuen Charakteren auf, wobei auch diesmal wie im Vorgänger (und anders als in Whistleblower) ein Journalist als Protagonist fungiert, der sich nach einem Unfall auf die Suche nach seiner Frau begegben darf, die im Rahmen einer gemeinsamen Recherche plötzlich verschwindet. Dass es sich hier um eine offensichtlich okulte und höchst grausame Geschichte um tödliche Schwangerschaften und eine bizarre Satanistengruppe handelt, wird nicht nur mithilfe eines mysteriösen Zungenungeheuers (ja, richtig gelesen) an allen Ecken und Enden der Demo auf sinistre Art unterstrichen oder angedeutet. Als Spieler gehen wir nach einem Unfall ohne lange Umschweife in der bekannten Egoperspektive daran, den schnell immer zahlreicheren Mysterien von Outlast 2 auf den Grund zu gehen und idealerweise neben den überall herumliegenden Hinweisen sowie den obligatorischen Batterien für die Kamera als einziger mobiler Lichtquelle auch noch unsere vermisste Gattin (lebend) aufzuspüren.
Nimmt man die Demo tatsächlich als ernstzunehmenden Maßstab für das fertige Game, dann erwartet uns mit Outlast 2 eine würdige Fortsetzung, die allen echten Horror-Fans wieder einige freudige Angstschweißmomente bereiten dürfte. Gerade die erste Hälfte der Demo schließt nahtlos an das beklemmende Grundgefühl der Vorgänger an und verliert sich nicht in billigen Schnitten und ähnlicher, sich schnell abnutzender Effekthascherei. Die stimmige Spielwelt bietet mit einem Dorf, Maisfeldern oder auch einer Schule genug Anreiz für subtile, mal explizite Andeutungen und Ereignisse, die der Avatar als völlig unheroischer Protagonist über sich ergehen lassen muss. Im zweiten Teil der Demo versammeln sich leider einige plakativ reißerische Effekte, die in Summe ihre Wirkung leicht verfehlen, wobei man einer Demo aber durchaus zugestehen sollte, mit einer gewissen Verdichtung der zu erwartenden Inhalte zu operieren und nicht schon repräsentativ für das gesamte (und vor allem finale) Spielerlebnis zu sein.
Eine kleine Überraschung am Rande: Die Demo deutet einen stärkeren psychomentalen Einschlag auf Seiten des Protagonisten an, der sich in seinen Wahrnehmungen und offensichtlichen Visionen über Erlebnisse aus seiner Vergangenheit widerspiegelt. Ein interessanter Fingerzeig, der den Figuren eventuell etwas mehr Tiefe angedeihen lässt, als es noch in den Vorgängern der Fall war. Ob sich das Outlast-Universum also etwas stärker in eine Art intensiveres Silent Hill verwandelt oder ob uns die Entwickler womöglich sogar mit bewusst falschen Spuren völlig auf das sprichwörtliche Glatteis geführt haben, erfahren wir voraussichtlich im ersten Quartal 2017, wenn Outlast 2 für PC, PlayStation 4 und Xbox One erscheint.
Für alle Interessierten, die sich nicht „allein“ an die Demo von Outlast 2 heranwagen möchten, gibt es unten eingebettet das Let´s Play von Gronkh, der die Demo schon vorab testen durfte.
Outlast 2 • Red Barrels • Survival-Horror
Abb. © Red Barrels
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