9. September 2017 2 Likes

Jetzt auch in Gut

Mit dem Action-Platformer „Knack 2“ wird ein kleiner Held endlich groß

Lesezeit: 4 min.

Die Älteren erinnern sich vielleicht: Der Erstling mit dem schlichten Titel Knack erschien seinerzeit sogar als einer der Starttitel der PS4 und konnte trotz nettem Look und einiger guter Ansätze nicht wirklich überzeugen. Das lag vor allem an einem eklatanten Mangel an spielerischer Abwechslung, einigen drögen Passagen und der eben leider selbst für einen kindgerechten Platformer auch nur durchschnittlichen Story. So schien das kleine Partikelwesen Knack schon nach einem Abenteuer in seine Bestandteile zerbröselt und die Konsolenlaufbahn beendet. Doch nach mehrjähriger Kreativ- und Umbaupause kehrte er nun diese Woche tatsächlich mit einer Fortsetzung auf die PS4 zurück - und macht nun in der Tat einen wesentlich gereifteren Eindruck an fast jeder Front.

Eine gute Entscheidung, zumal es in der heutigen Zeit ohnehin viel zu wenige gelungene Action-Platformer gibt, die alle Altersklassen vor den Bildschirm treiben können und nicht beispielsweise mittels manchmal übertrieben absurdem Japanokamikaze (aka Anime-Kosmos) für verwirrtes Fremdschämen sorgen. Ähnlich wie Ratchet und Clank gehört Knack zu der Kategorie Held, die man - vor allem in seiner winzig niedlichen Variante - mit ein bisschen Wille einfach ins Herz schließen kann. Gerade dann, wenn sich auch das Gameplay durchaus knackiger und vielschichtiger erweist, als man es ,aufgrund des bunten Designs vielleicht zunächst erwarten würde.

Die Story von Knack 2 knüpft an die Ereignisse des Vorgängers an. Knacks Freund Lucas und dessen Onkel Ryder sind immer noch auf der Suche nach geheimnisvollen Schätzen, während der aus kleinen Relikten zusammengesetzte Knack als Recke fürs Grobe gegen Roboter und Goblins zum Einsatz kommt, die sich den Schatzsuchern in den Weg stellen. Als ein unbekannter Gegner eine Armee uralter Kampfroboter aktiviert, um sie auf die Menschheit loszulassen, machen sich Knack und seine Freunde auf zur Rettung. Dieser ehe belanglose Aufriss genügt bereits, um die zwar charmant präsentierte, allerdings zu keinem Zeitpunkt originell erzählte oder mit besonderer Charaktertiefe ausgestattete Geschichte anzudeuten.

Fast ein wenig ärgerlich in diesem Kontext: Gegen Ende versuchen die Macher mit einer Prise unnötigem Übermut, ein Pseudo-Highlight an das nächste zu setzen, anstatt auf einen wohldosierten Spannungsaufbau mit - natürlich - knackigem Finale zu vertrauen. Die Zwischensequenzen sehen allerdings gut aus und sorgen mit ein paar kleineren Scharmützeln inklusive guter Sprecher und stimmungsvollem Soundtrack für solide Unterhaltung, doch das Zentrum bildet eindeutig das Gameplay.  

Und hier gibt es im Vergleich zum Vorgänger kaum etwas zu meckern. Die 15 linearen, jedoch liebevoll designten und vor allem vor Abwechslung regelrecht strotzenden Kapitel punkten mit Settings wie einer Großstadt, einem Kloster oder einem Kontrollzentrum und servieren uns neben Sprungpassagen vor allem jede Menge fiese Kobolde und Roboter, denen wir mit Knacks Fäusten ordentlich Saures geben. Das macht gerade aufgrund der nun wesentlich üppigeren Move.-Auswahl inklusive einer ausdifferenzierteren Gegenerpalette mehr Spaß, da uns die meisten Kontrahenten ein spezielles Vorgehen und somit eine Prise Taktik abverlangen. Da wir unseren Protagonisten sogar mithilfe mehrerer Talentbäume weiterentwickeln können, gibt es dazu konstant Neuzugänge für unsere Aktionsvielfalt.

Krachende Bodenstampfer und wütende Faustkombos zählen ebenso zu Knacks Repertoire wie punktgenaue Spung-Kicks oder kleinere Fahrzeugsequenzen, in denen wir in bester Shooter.-Manier (ohne rohe  Gewaltdarstellung) mit einer Geschützkanone dem Feindesvolk einheizen. Dazu gibt es Skills wie der Aufbau eines Schildes, gezieltes Blocken, Ausweichen oder sogar Boomerang-Werfen (eigener Körperteile). So kommt in den gut 12 Spielstunden nie Langeweile auf und die insgesamt vier möglichen Schwierigkeitsgrade bieten allen Spielern das genau richtige Maß an Herausforderung - fair gesetzte Rücksetzpunkte fehlen da natürlich auch nicht. Nervige Stellen gibt es daher nur wenige, wobei die statische Kamera nicht immer einen optimalen Job macht und es so manchmal zu Abstürzen oder Hektik kommt. Unnötig, aber eben höchst selten.

Besonders bemerkenswert: Knacks Fähigkeit seine Größe zu variieren, kommt nun angenehmersweise häufiger und variabler zum Einsatz als noch im Vorgänger, um ihn etwa durch kleine Durchgänge bewegen oder in der Großvariante Gegenstände zertrümmern zu lassen. Gerade in manchen Geschlichkeitspassagen, die sich mit den eher kämpferischen angenehm abwechseln, müssen wir häufiger zwischen den Größen wechseln, um ans Ziel zu gelangen. Hinzu gesellen sich Knacks Sonderformen, da er an vorgegebenen Stellen seinem Körper beispielsweise Metallsplitter hinzufügen kann, um so Schaltkreise zu überbrücken und neue Wege frreizuschalten. Eine gute Idee, um das Spielgeschehen weiter aufzulockern, ohne - wie einige andere Titel - krampfhaft überkonzipierte Rätsel zur Streckung der Spielzeit einzufügen. 

Als weiteres Plus darf der lokale Koop-Modus nicht unerwähnt bleiben, bei dem sich ein zweiter Spieler jederzeit in das Geschehen einklinken kann, um mit einem zweiten Knack direkt an der Seite des anderen Reliktwesens zu kämpfen - spezielle Kombo-Aktionen wie ein Schockwellen-Angriff inklusive!

Fazit

Jeder verdient eine zweite Chance. So auch das Partikelwesen Knack, der in seinem zweiten Action-Platformer auf Sonys Edelkiste fast alles besser machen darf als noch im höchstens mediokren Vorgänger. Speziell in Sachen Abwechslung und spielerischer Vielfält weiß Teil 2 jederzeit zu überzeugen, auch wenn kleinere Kinderkrankheiten wie die nicht optimale Kamera oder die recht durchschnittliche Story die Begeisterung dann doch noch leicht eintrüben. Da es im Genre allerdings nur wenig Auswahl gibt und Knack 2 gerade im Koop bestens unterhält, sollte jeder Sony-Jünger, der ein Faible für stimmig designte und letztlich sehr klassisch aufgebaute Jump´n´Runs hat, dem verbesserten Knack eine Chance geben. 

Knack 2 • Japan Studios/Sony Interactive Entertainment • Action-Platformer

Abb. © Sony Interactive Entertainment

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