30. Oktober 2022 2 Likes

„New Tales From The Borderlands“: Comeback (fast ganz) gelungen!

Das Adventure-Spinoff zum Shooter-Hit ist wieder am Start

Lesezeit: 3 min.

Es war eine schöne Überraschung, als bekannt wurde, dass eines der zwar nicht unbedingt erfolgreichsten, aber gelungensten Adventures aus dem Hause Telltale (bekannt für Serienadventures u.a. zu The Walking Dead oder Batman) nach dessen Schließung eine neue Heimat und damit nun sogar eine Fortsetzung gefunden hat. Die Rede ist von Tales From The Borderlands, einem Spinoff zur immens populären SciFi-Shooter-Reihe Borderlands, in der es neben viel Action, schickem Celshading-Look und besonders abgedrehten Charakteren vor allem darum geht, massig Loot in Form von Waffen und anderen Ausrüstungsgegenständen zu sammeln. Telltale sah aber seinerzeit in den Figuren das Potenzial zu mehr Storytiefe, als es im Shootergenre meist üblich ist, und genau darauf baut nun ebenso New Tales From The Borderlands auf, das als Gesamttitel ohne eine Zerstückelung in einzeln veröffentlichte Episoden vor ein paar Tagen zum Preis von rund 50 Euro für alle gängigen Konsolen und PC erschienen ist.

In der Fortsetzung liegt der Schwerpunkt erneut eindeutig auf der Geschichte und den Charakteren, sodass Hardcoregamer oder Fans der Shootervorlage nur bedingt auf ihre Kosten kommen dürften. Im Zentrum stehen drei unverbrauchte, natürlich sehr unterschiedliche Helden, wobei die Story nach den Ereignissen des Erstlings anknüpft, ohne Vorwissen zwingend vorauszusetzen. Wir übernehmen die Geschicke der engagiert selbstlosen Wissenschaftlerin Fran, ihres (nicht immer) cleveren Halbbruders Octavio und der temperamentvollen Fran, die dazu Octavios Chefin ist. Während einer Invasion auf dem Planeten Promethea, ausgelöst vom Waffenkonzern Tediore, verfängt sich das ungleiche Trio in einer Jagd nach einem großen Schatz, an dem Tediore Interesse hat, um die Geschicke der Welt maßgeblich zu verändern. Eine klassische Underdog-Story also.

In den fünf Kapiteln erwartet SpielerInnen eine nur leicht modifizierte Telltale-Formel. So gibt es wenig Erkundungsspielraum in den recht eng abgesteckten Gebieten, kaum Aktionen und der Schwerpunkt liegt auf den Dialogen, die stets verschiedene Optionen bereithalten. Allerdings gaukeln die Macher im Gegensatz zu Telltale früher kaum noch vor, dass unsere Entscheidungen tatsächlich großen Einfluss auf die wirklich wichtigen Storyarcs hätten. Wen das nicht stört, der findet sich in einer Welt wieder, in der neben dem üblich schrägen Borderlands-Humor viele Anspielungen auf Popkultur sowie andere Spiele (wie z. B. die Metal Gear-Reihe) und recht simple Minispiele wie Tanzen a la Just Dance für Auflockerung innerhalb der gut 12 Stunden Spielzeit sorgen.

Dank des geringen Schwierigkeitsgrades kommt hier jede SpielerIn locker voran und kann die insgesamt gut geschriebene, wenn auch erst gegen Ende etwas überraschendere Handlung genießen. Besonders gelungen ist dabei der Mix aus Humor und latentem Ernst in einer letztlich sehr gefährlichen, von Waffen dominierten Welt, in der man sich seiner Haut nie so ganz sicher sein kann.

Die drei Hauptfiguren sind natürlich Geschmackssache und brauchen sicher ein wenig, um bei den meisten SpielerInnen zu punkten. Letztlich dürfte aber für jeden etwas dabei sein, denn Frans Träume einer Welt der Wissenschaft, Octavios Begehren nach Ruhm und Reichtum und Frans Rachedurst geben über die einzelnen Stationen genug her, um die Handlung abwechslungsreich am Laufen zu halten. Das gilt ebenso für die mit viel Kreativität gestalteten Nebenfiguren, die das erzählerische Salz in der Inszenierungssuppe darstellen. Ob Assassinenroboter, Psychodiebin oder ein Soziopathengewehr, der teils doch sehr absurde Humor schlägt immer wieder Volten, die unterhalten, aber nicht zu flach ausfallen und so mancher SpielerIn länger im Gedächtnis bleiben dürften.

Technik, Soundtrack und die englischen Sprecher (dt. Bildschirmtexte inklusive) wissen ebenfalls zu überzeugen, allerdings verlangt der comichafte Stil der Hardware (wir spielten auf PC) nicht wirklich viel ab. So steht unter dem Strich eine gelungene, kaum veränderte Fortsetzung des Erstlings, die zwar spielerisch gerne etwas mehr hätte bieten können (der alte Telltale-Vorwurf eben), aber als kurzweiliges Storyadventure im verrückten Borderlands-Kosmos auch diesmal gut funktioniert.

Fazit

Wer Adventures mit schräger Story und launigen Charakteren mag, wird hier gut versorgt.

New Tales From The Borderlands • Gearbox Software • Adventure • PS5/PS4/Xbox Series X/Xbox One/Switch/PC

Abb. © 2K

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.