15. März 2022 1 Likes

Kurz-Review: „Die letzten Tage des Ptolemy Grey“ auf Apple TV+

Alzheimer, Wundermittel & Mordermittlung: Die neue Serie mit Samuel L. Jackson

Lesezeit: 2 min.

Walter Mosley ist einer der wichtigsten Autoren des modernen schwarzen Detektivkrimis, den er u. a. mit seinem Ermittler Easy Rawlins („Teufel in Blau“) prägte. Allerdings verfasste Mosley, der im Januar seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, auch ein paar der Science-Fiction zuordenbare Werke, darunter das Buch „The Last Days of Ptolemy Grey“ von 2010. Aus genau diesem Stoff haben der keineswegs im Marvel-Universum verschollene Samuel L. Jackson und seine Frau LaTanya Richardson Jackson als Producer für Apples Streaming-Service nun eine hochkarätig besetzte, anspruchsvolle Miniserie gemacht, die zwischen dem traumatisierendem Rassismus einer anderen Ära, hässlichen Wahrheiten zu unserer modernen Gesellschaft und altersbedingter Alzheimer kein Thema scheut. Am 11. März gingen die ersten beiden Episoden von „Die letzten Tage des Ptolemy Grey“ online, weiter geht’s am Freitag.

Die Apple-Serie handelt von Ptolemy Grey alias Papa Grey (Samuel L. Jackson), einem allein lebenden alten Mann, dessen Demenz weit fortgeschritten ist und ihn den Alltag in seiner Messi-Wohnung kaum bewältigen lässt. Alleine raus kann der verwirrte Rentner im Grunde gar nicht mehr. Entfernte Verwandte kümmern sich so gut es geht um Papa Grey und sehen einmal die Woche nach ihm, aber es ist für alle Beteiligten schwierig. Vor allem, als eine von Greys wichtigsten Bezugspersonen erschossen wird und die schicksalsgeplagte junge Robyn (Dominique Fishback) aus dem Umfeld der Family als Greys Betreuerin übernehmen muss. Doch dann gibt die Injektion eines experimentellen neuen Medikaments von Dr. Rubin (Walton Goggins) Papa Grey zeitlich begrenzt sein Gedächtnis und sein altes Ich wieder, und er und Robyn ermitteln mit Rückschlägen im Mordfall, der alles verändert hat …

Auch „Die letzten Tage des Ptolemy Grey“ tappt in die Falle des heutigen Premiumfernsehens und lässt sich zumindest in den ersten beiden Episoden ziemlich viel Zeit, kommt nicht allzu schnell auf den Punkt. Doch die schauspielerische Glanzleistung von Jackson und Fishback trägt das ungeschönte Gesellschaftsdrama durch diese Anfangsphase – bis dann in der zweiten Episode die ersten Science-Fiction-Momente anstehen, die Geschichte wie ein Gruß an „Blumen für Algernon“ von Daniel Keyes wirkt und sich der Krimi-Plot mit SF-Twist herauszukristallisieren beginnt. Das ist nichts, was man als Science-Fiction-Fan sofort auf der Liste haben oder für das man eigens Apple+ ins Abo nehmen muss, aber allein schon wegen eines beeindruckenden Samuel L. Jackson definitiv einen Blick wert.

Abb.: © 2022 Apple

Die letzten Tage des Ptolemy Grey (Folgen 1 & 2) • USA 2022 • Drehbuch: Walter Mosley, Jerome Hairston • Darsteller: Samuel L. Jackson, Dominique Fishback, Walton Goggins, Omar Benson Miller, Damon Cupton • ca. 50 Min. pro Episode • Apple TV+

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