6. August 2022 1 Likes

„Science for Future“ – Lösungen für die Zukunft

Der youtuber Jacob Beautemps verjüngt den Samstagnachmittag in der ARD

Lesezeit: 3 min.

Falls es für den Moderator einer Sendung möglich wäre, durch die Kamera einen Blick auf sein Publikum zu werfen, würde Jacob Beautemps vermutlich einen Kulturschock erleben. Denn hauptberuflich ist der 29jährige Wissenschaftsjournalist auf Youtube in seinem Kanal „Breaking Lab“ zu sehen, wo das Publikum um einige Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, jünger ist als in der ARD, wo Beautemps nun auftritt.

In der dreiteiligen Wissenssendung „Science for Future“ widmet er sich dort relevanten Fragen der Gegenwart und vor allem der Zukunft. Das Format wirkt dabei wie eine erwachsenere Mischung aus der „Sendung mit der Maus“ und „Checker Tobi“, was allerdings keineswegs gegen den Anspruch des Dreiteilers spricht.

Die erste Folge: „Wie holen wir das CO2 wieder aus der Luft?“ beginnt auf Island, wo Beautemps zwei Methoden kennenlernt, den CO2-Gehalt in der Atmosphäre zu reduzieren: Zum eines die Geothermie, die gerade auf Island Zukunft hat. Denn die Menge an Energie, die nötig ist, um CO2 aus der Luft zu saugen und in Hohlräume im Gestein zu pumpen ist enorm. Ein Aufwand, der sich nur lohnt, wenn die dafür verwendete Energie praktisch kostenlos ist, so wie auf Island mit seinen heißen Quellen, die problemlos in Energie umgewandelt werden können.

Schon hier zeigt sich der Ansatz der Serie, der zwar nach Lösungen für diverse globale Probleme sucht, aber nie so naiv ist zu tun, als wäre jeder kleinteilige Ansatz der Königsweg auf dem Weg in eine bessere Zukunft. So wie das Aufforsten, das ebenfalls auf Island intensiv betrieben wird, aber viel Platz bedarf. Außerhalb von Berlin wiederum lernt Beautemps den dritten Lösungsansatz kennen: Moore, die ähnlich wie Bäume CO2 aus der Luft saugen, allerdings ähnliche Nachteile haben: Sehr viel Platz ist nötig. Und so bleibt am Ende das Fazit, das für viele der akuten Probleme der Menschheit gilt: Die beste Möglichkeit etwas zu verändern wäre es, weniger CO2 zu produzieren, aber das ist wie so vieles einfacher gesagt als getan.

In der zweiten Folge „Was werden wir in Zukunft essen?“ geht es in ähnlichem Dreiklang weiter. Hier stellt Beautemps drei Ansätze vor, die absehbaren Ernährungsprobleme der immer noch wachsenden Menschheit anzugehen. Vertical Farming, also der Versuch, in Treibhäusern auf mehreren Etagen anzubauen und so auf weniger Fläche eine größere Produktion zu generieren. Dazu kommen zwei auf den ersten Blick eher bedingt schmackhafte Alternativen: Algen und Insekten. Asien-Reisende kennen die auf dortigen Märkten zu findenden Angebote von knusprigen Heuschrecken oder gegrillten Maden, aber auch in Europa wird an der offenbar sehr nahrhaften, proteinreichen Kost geforscht. Im holländischen Nimwegen tätigt Beautemps sogar einen Selbstversuch. Hier gibt es ein Insekten-Restaurant, in dem es auch originell belegte Flammkuchen gibt: Mit Tomaten, Mozarelle, Rucola – und Insekten…

In der abschließenden Folge „Müssen wir Recycling neu erfinden?“ geht es um das Problem Plastik, für das ebenfalls drei Lösungsansätze angeboten werden: Besseres Recyling, Plastik fressende Mehlwürmer und Bioplastik, das umweltfreundlicher in der Produktion ist. Und auch hier zeigt sich Beautemps als angenehm kritischer Geist, der zwar fasziniert von den Möglichkeiten der Technik ist, aber nie so tut, als könnten sie Wunder bewirken. So sind die drei Folgen von „Science for Future“ informativ ohne dogmatisch zu sein, genau das also, was man von einem Wissenschaftsprogramm erwarten sollte.

Science for Future • ab 6. August jeweils um 16 Uhr in der ARD, in der Mediathek und auf YouTube.

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