6. Dezember 2024 2 Likes

Das Beste aus 2024

Ein Jahresrückblick und die Weihnachtsempfehlungen der Redaktion

Lesezeit: 12 min.

 

Der Satz des Philosophen Sören Kierkegaard, dass das Leben nur rückwärts verstanden werden kann, aber vorwärts gelebt werden muss, ist inzwischen in die Sammlung seichter Kalendersprüche eingegangen. Vielleicht deshalb, weil wir als Menschheit uns so schwertun damit, die Verbindung zwischen den beiden Teilen dieses Satzes herzustellen. Was nehmen wir denn mit aus der Rückschau, wenn wir den nächsten Schritt nach vorn machen? Um Ihnen das für das Jahresende 2024 etwas zu erleichtern, haben wir unsere persönlichen Rückschauen mit vielen vorwärts gerichteten Ideen gepaart.

Wir wünschen Ihnen friedliche und inspirierende Feiertage!

Ihre diezukunft.de-Redaktion

 

Elisabeth Bösl  Elisabeth Bösl

 

 

Buch

Nick Fuller Googins - Der Plan zur Rettung der Welt

Nick Fuller Googins wirft in „Der Plan zur Rettung der Welt“ (Heyne) einen Blick in die Welt von übermorgen, in der die Menschheit nach Klimakatastrophen von vorn angefangen hat. Auch wenn nicht alles super ist in dieser neuen Welt, ist dieses Buch doch im Grunde optimistisch – und damit ein Muss für alle, die sich nicht entmutigen lassen wollen.

Klassiker

Kurt Vonnegut -Galapagos

Kaum ein Autor hat einen so klaren Blick auf uns Menschen wie Kurt Vonnegut. Und kein anderer Autor führt uns so geschickt und mit feinsinnigem Humor die ganzen Absurdiäten unseres Daseins vor Augen, und in seinem Klassiker „Galapagos“ (Heyne) treibt er das auf die Spitze. Ein absolutes Lesevergnügen!

Film/TV-Serie

Giorgos Lanthimos - Poor Things

Poor Things (Searchlight Pictures) von Regisseur Giorgos Lanthimos mit Emma Stone und Mark Ruffalo in den Hauptrollen ist ein bisschen Alice im Wunderland, ein bisschen Zauberer von Oz und ganz viel Frankenstein. Dazu ist Poor Things wunderschön, sehr witzig und berührend, auf eine ganz eigene Weise. Ein Film, der noch lange nachhallt.

Lieblingsszene

Tactical Breach Wizards

Ich bin derzeit angefixt von Tactical Breach Wizards (Suspicious Developments) – nicht, weil ich so auf rundenbasierte Taktikspiele stehe, sondern weil ich die Dialoge, die die taktischen Zauberer vor dem Aufbrechen und Erstürmen der Räume führen, absolut brillant finde und die Story wirklich ultraspannend ist. Dass es Bonuspunkte gibt, wenn man Gegner aus dem Fenster wirft, ist das Sahnehäubchen obendrauf.

Fail

This is Fine

Wo soll ich da anfangen?! *deutet wild gestikulierend auf alles*

Highlight

Hahn und Hühner

Familienzuwachs: Harry der Hahn und seine Mädels Nugget, Originalrezept, Hot’n’Spicy, Crispy Cheese und Hot Wings, letztere gerettet aus der Legebatterie. Eier legen sie nicht mehr allzu viele, aber zuzusehen, wie sie sich auf ein paar Hundert Quadratmetern ihres Lebens erfreuen, ist das Allerschönste überhaupt.

 

  Stefanie Brösigke

 

 

Buch

Nick Fuller Googins - Der Plan zur Rettung der Welt

Die Prämisse von Nick Fuller Googins’ Debüt, „Der Plan zur Rettung der Welt“ (Heyne) ist eigentlich ein Traum: Die Welt ist seit fünfzehn Jahren klimaneutral, der Planet ist gerettet. Doch wie sollen wir mit denen umgehen, die die Klimakatastrophe verursacht haben? Ein ebenso spannender wie inspirierender Roman über unsere Zukunft, wie sie sein könnte.

Klassiker

Octavia Butler - Xenogenesis

Octavia Butler versteht es wie keine Zweite, brisante Themen wie Rassismus und Toleranz, technologischen Fortschritt und Selbstbestimmung des Menschen in mitreißende Geschichten zu packen. Ihr Meisterwerk „Xenogenesis“ (Heyne) wurde in den 1980er-Jahren geschrieben und passt dennoch perfekt in unsere Zeit.

TV-Serie

Bodkin

Die irische Produktion Bodkin (Netflix) war dieses Jahr eine erfreuliche Überraschung. Die Serie, in der eine griesgrämige Journalistin und ein überambitionierter Podcaster gemeinsam einen zwanzig Jahre zurückliegenden Fall lösen müssen, punktet nicht nur mit einem exzellenten Ensemble, sondern auch mit einem genialen Plot und einer schaurig-schönen, übernatürlichen Atmosphäre.

Lieblingsszene

3 Body Problem

Die auf Cixin Lius „Trisolaris“-Romanen (Heyne) basierende Serie 3 Body Problem (Netflix) wurde von vielen – auch nicht ganz unberechtigt – kritisiert; ich habe die acht Folgen dennoch in zwei Nächten durchgebinged. Die Geschichte ist unübertroffen, die Bilder sind atemberaubend, und als sich in der letzten Folge bei Wills „Mission“ das Nanosegel einrollt, hatte ich Tränen in den Augen.

Fail

Trump

Es gibt ja leider vieles, was in diesem Jahr Anlass zur Sorge gegeben hat: Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, anhaltende Erfolge der Rechtspopulisten in Deutschland und Europa, das nur mittelmäßig zufriedenstellende Ergebnis der Weltklimakonferenz in Baku. Aber der negative Höhepunkt waren die Präsidentschaftswahlen in den USA. Donald Trump zum ZWEITEN Mal? Echt jetzt?

Highlight

Lee Young-do  - Die Legende vom Tränenvogel

Mein Highlight, das mich das ganze Jahr über begleitet hat, ist ohne Zweifel „Die Legende vom Tränenvogel“ (Heyne). In den vier Bänden entfaltet der koreanische Autor Lee Young-do ein wahres Feuerwerk an Abenteuer, Magie und Sense of Wonder. Und mehr als einmal habe ich mich gefragt, wie die Fantasie eines Menschen solche Pfade einschlagen kann. Und wenn Sie in den Weihnachtsferien sonst nichts tun – lesen Sie den „Tränenvogel“!

 

Christian Endres  Christian Endres

 

 

Buch

Don Winslow  - City in Ruins

Mit Nick Fuller Googins’ „Der Plan zur Rettung der Welt“ (Heyne), Paul Lynchs „Das Lied des Propheten“ (Klett-Cotta) und Kelly Barnhills „When Women Were Dragons“ (Cross Cult) haben mich drei SF-Romane nachhaltig beeindruckt. Allerdings kann ich nicht anders, als hier salutierend den Mafia-Krimi „City in Ruins“ (HarperCollins) zu nennen, den leider letzten Roman meines Helden Don Winslow.

Klassiker

Raymond Chandlers „Die Lady im See“

Raymond Chandlers „Die Lady im See“ (Diogenes) ist sicher der untypischste Roman um Privatdetektiv Philip Marlowe, der in diesem Hardboiled-Krimi von 1943 meist außerhalb von L.A. ermittelt. Doch der Klassiker ist auch mit Abstand Chandlers freundlichster Marlowe-Fall, der zudem auf immer wieder verblüffend leichtfüßige Weise Mord, Urlaubsstimmung und den Zweiten Weltkrieg kombiniert.

Film/TV-Serie

The Gentlemen

Bei den Filmen hat der französische SF-Streifen Animalia (Prime) die mutierte Schnauze vorn, der durch Stilsicherheit, Menschlichkeit und Sense of Wonder in der Dystopie punktet – und tagelang nachhallt. Bei den Serien gewinnt das britische Streaming-Spin-off The Gentlemen von Guy Ritchie (Netflix) dank tollem Cast sowie viel Coolness, Schrägheit, Schmiss und Härte.

Lieblingsszene

Der verkehrte Himmel

Mikael Ross inszeniert seine Graphic Novel „Der verkehrte Himmel“ (Avant) als perfekte Mischung aus Großstadt-Noir und Coming-of-Age-Drama. Die sympathischen Charaktere, die Energie der Story und der hübsche Manga-Look erinnern an „Scott Pilgrim“, jedoch gibt es einen Berlin-Comic-Krimi inklusive Plattenbau, Menschenhandel, Drohne, Migration und Schrebergarten.

Fail

Festplatte

Ein Festplatten-Crash hat mehr als ein Jahrzehnt der Zusammenarbeit zwischen mir und meinem treuen, altersschwachen Mac Mini beendet. Glück im Unglück: Ich bin ziemlich neurotisch, was Back-ups angeht, und hab mich schnell an den neuen Mini gewöhnt. Aber dass man sich die KI und die automatische Einwilligung zum KI-Training überall mit dem Lichtschwert vom Leib halten muss, ist nervig und besorgniserregend.

Highlight

Wolfszone

Wie Leser dieser Seite vermutlich mitbekommen haben, ist im Mai mein Roman „Wolfszone“ (Heyne) erschienen – mein ganz persönliches Highlight 2024. Die Kollegen Eschbach, Brandhorst und Morris drückten ihre Begeisterung aus, die Kritiken waren gut und es reichte für einen Platz auf der Phantastik-Bestenliste. Wenn meine Cyborg-Wölfe jetzt noch unter möglichst vielen Weihnachtsbäumen landen …

 

Thorsten Hanisch Thorsten Hanisch

 

 

Buch

„Wir sind die Roboter – Kraftwerk und die Erfindung der elektronischen Pop-Musik“ von Uwe Schütte

Für jemanden wie mich, der eine nahezu an Wahn grenzende Obsession im Hinblick auf elektronische Musik verschiedenster Art hat, ist „Wir sind die Roboter – Kraftwerk und die Erfindung der elektronischen Pop-Musik“ von Uwe Schütte (btb) natürlich purer Sex auf Papierseiten. Keine weitere öde Biografie, die Musik steht im Mittelpunkt, Schütte geht Album für Album durch. Faszinierend.

Klassiker

Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt – Die drei Alien-Romane in einem Band

Bekannte Filme noch mal nachzulesen ist meistens fad, aber „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt – Die drei Alien-Romane in einem Band“ von Alan Dean Foster (Heyne) macht schon Spaß, weil diese Novelizations in so einigen Punkten von den Filmen abweichen, sodass die Filme praktisch neu gelesen werden können.

Film

Rebel Moon

Der feuchte Traum eines ewig Elfjährigen mit 166 Millionen Taschengeld: Rebel Moon (Netflix) ist weit mehr Star Wars, als es die letzten sechs Kapitel der Sternenkrieg-Saga waren: ein herrlich unbekümmert zusammengeräuberter Spaß, der seine platten Figuren aufrichtig liebt! Und unfassbar viel Lust auf eine Karriere in der Landwirtschaft macht!

Lieblingsszene

Typhoon Club

Japanisches Kino at its very best – nach 40 Jahren endlich in Deutschland ausgewertet, und tatsächlich so nahe dran an 2024: In einer Szene in Typhoon Club, in der eine Gruppe Schüler während eines Taifuns vor einem großen Fenster, durch das nur das Pechschwarz der Nacht zu sehen ist, anfängt, zur von Regengeräuschen durchdrungenen Popmusik zu tanzen, wird die Verlorenheit einer ganzen Generation spürbar.

Fail

Waterworld - Game over

Es ist schon irre: Kevin Costners Waterworld (1995) scheint mehr und mehr zur Realität zu werden, da stürzt einfach mal eben so eine Brücke ein und die Jugend kann nicht mehr richtig lesen, aber die Talkshowpolitik interessiert sich nur für Migranten und Arbeitslose. Hilfe!

Highlight

Karl Lauterbach

Karl Lauterbach. Schon amüsant. Während seine Kollegen sich vor allem durch Migranten- und Arbeitslosen-Blabla bemerkbar machen oder dank völlig verbohrter Klientelpolitik mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt werden, entpuppt sich ausgerechnet der schlaksige Corona-Prügelknabe als taffer Macher. 

 

  Bernd Kronsbein

 

 

Buch

 Christian Endres - Wolfszone

Unser Kollege Christian Endres zeigt in „Wolfszone“ (Heyne) ein Brandenburg der nahen Zukunft, in dem die Cyber-Wölfe los sind, und das in einem rasant-wilden Roman, der Pulp und Science-Thriller in einem furiosen Mix vereint. Und dabei einen Ton findet, der in hiesiger Genre-Literatur eher selten zu finden ist. Nix für Leute, die Bücher als Einschlafhilfe benutzen.

Klassiker

Octavia E. Butler - Die Parabel der Talente

Octavia E. Butler ist heute, fast zwanzig Jahre nach ihrem Tod, berühmter als zu Lebzeiten. „Die Parabel der Talente“ (Heyne), Sequel von „Die Parabel vom Sämann“ (Heyne), zeigt eindrücklich, warum das so ist. Eine Dystopie, so finster aktuell, dass man aus dem Entsetzen kaum noch herauskommt. Und dabei große Literatur, die endlich auch jenseits des Genres entdeckt wird.

Film

Rebel Moon

Rebel Moon (Netflix), der Star Wars-Metal-Remix von Zack Snyder, traf wie erwartet auf viel Hass, aber das dürfte Snyder inzwischen gewöhnt sein. Trotzdem ist der Zweiteiler ein riesengroßer, hemmungsloser Spaß, der irgendwo zwischen Michael Bay und Paul Verhoeven prächtig die Sau rauslässt. Und Pathos mal so richtig in Großbuchstaben schreibt.

Lieblingsszene

Daidalos

„Daidalos“ (3 Bände bei Reprodukt) von Charles Burns geht unter die Haut, wie alles, was Burns macht. SF-/Horror-Home Movies in den frühen 1970ern als Tor zur Seele, ein Blick in manisch-depressive Abgründe, dabei immer ganz dicht, fast unangenehm dicht, bei den jugendlichen Protagonisten und ihrer Lebenswelt. Maximal verstörend, maximal gut.

Fail

The end is nigh

Nun, einfach alles? Das überwältigende Gefühl, in einer Slo-Mo-Apokalypse zu leben? Dass man auf dem Weg zum Abgrund die Bremse ausgebaut hat und das Gaspedal immer tiefer durchdrückt? Dass man keinen Lichtstrahl am Horizont sieht? Dass man all die Blöden, all die Einfältigkeit links und rechts nicht mehr erträgt? Und vollkommen ausgeliefert ist?

Highlight

Hotel del Luna

Ich hab letztes Jahr schon von K-Dramen geschwärmt, und schwärme immer noch: My Mister, Hotel del Luna, Lovestruck in the City, My Liberation Notes (alle Netflix) … Es ist schon faszinierend, wie viel Qualität in unterschiedlichen Genres in Südkorea produziert wird. Ein böser Zeit-Killer, aber einer, dem man gern die Kehle hinhält.

 

  Sascha Mamczak

 

 

Buch

Scott Alexander Howards - Das andere Tal

Drei Täler, nicht nur im Raum, sondern auch in der Zeit voneinander getrennt. Ein Leben in drei Leben, jeweils zwanzig Jahre entfernt. Eine große Melancholie schwebt über Scott Alexander Howards meisterhaftem Roman „Das andere Tal“ (Diogenes), eine Unentrinnbarkeit. Und doch geht es genau darum: dem Schicksal zu entrinnen.

Klassiker

Planet der Affen

Es gibt keinen schlechten Film in der seit Jahrzehnten laufenden Planet der Affen-Reihe, das ist schon ein Phänomen. Auch Kingdom of the Planet of the Apes von 2024 hat einige unvergessliche Momente. Es scheint, als ob sich Pierre Boulles klassischer Stoff (Cross Cult) nicht vollständig kommerzialisieren lässt.

Film

The Artifice Girl

Künstliche Wesen, vielleicht intelligent, vielleicht intelligenter als wir, zählen zum Kernbestand der Science-Fiction-Kunst. Die Filme aber kommen oft viel zu überladen daher. Oder metaphysisch verblasen. The Artifice Girl, 2024 bei uns auf DVD erschienen, ist ein kleiner KI-Film: kaum Effekte, nur In-House-Locations. Und er macht alles richtig.

Lieblingsszene

Richard Powers Das große Spiel

Dort draußen existiert etwas, das größer ist als wir – etwas Irdisches. Selten hat mich eine Szene in einem Prosatext so berührt wie die Tauchfahrt zu den Mantarochen in Richard Powers’ „Das große Spiel“ (Penguin). Eine einzigartige Liebeserklärung an die Wasserwelt Erde und ihre Bewohner. Ein Autor auf dem Höhepunkt seines Schaffens.

Fail

Dünnschnabelbrachvogel

In diesem Jahr wurde der Dünnschnabelbrachvogel offiziell als ausgestorben deklariert. Eine auf dem europäischen Festland heimische Vogelart ist damit für immer verschwunden. Interessiert Sie das? Macht Sie das sogar betroffen? Wenn ja, gehören Sie zu den wenigen, die sensibel für die größte Katastrophe des 21. Jahrhunderts sind.

Highlight

Großbritannien Kohleausstieg

Unsere auf industrialisierter Ressourcenausbeutung basierende Lebensweise, die viele als alternativlos betrachten, ist nur wenige hundert Jahre alt. Ein Ereignis von 2024, das nicht gebührend gewürdigt wurde, war die Abschaltung des letzten Kohlekraftwerks Großbritanniens. In diesem Land hat es einst begonnen. Wird es irgendwann ganz enden?

 

Sebastian Pirling  Sebastian Pirling

 

 

Buch

James Corey - Die Gnade der Götter

Großen Romanen gelingt es, den offensichtlichen Plot mit weiteren Geschichten und Perspektiven zu verflechten. James Corey alias Daniel Abraham und Ty Franck haben das mit The Expanse bereits bewiesen und nun in „Die Gnade der Götter“ (Heyne) noch einen draufgelegt. Wie sie hier einen Erstkontakt mit einer Sklavengeschichte und dem Aufbruch ins Weltall verknüpfen, ist meisterhaft. Und soll natürlich auch bald verfilmt werden.

Klassiker

Dune – Der Wüstenplanet

Noch nie war mehr Science-Fiction als jetzt, könnte man meinen. Was auch an der Wucht liegt, mit der Denis Villeneuves Verfilmung von „Dune – Der Wüstenplanet“ (Heyne) dieses Jahrzehnte alte Meisterwerk von Frank Herbert in unsere Gegenwart geholt hat. Der Kampf um globale Ressourcen, das Ringen um politische Deutungshoheit, die Jagd nach alten und neuen Sinnangeboten – all das ist hoch aktuell.

Film

Hayao Miyazaki - Der Junge und der Reiher

Es gibt nur zwei oder drei Erzähler unserer Zeit, von denen ich versuche, alles zu lesen und zu sehen. Hayao Miyazaki ist einer davon. Sein im Januar in den deutschen Kinos erschienener Film Der Junge und der Reiher (Studio Ghibli) verarbeitet sehr persönliche Motive wie das Trauma des Elternverlusts oder die Natur der Erinnerung und wurde zu Recht mit dem Oscar für den besten Animationsfilm ausgezeichnet.

Lieblingsszene

Die Stadt und ihre ungewisse Mauer

In Haruki Murakamis Roman „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ (Dumont) gibt es eine Szene, in der die Hauptfigur, der Leiter einer kleinen Stadtbibliothek, die Treppe hinunter in einen Kellerraum mit Holzofen geht – und dort auf den alten Bibliothekar stößt, der ihn wiederum mit den Geheimnissen der titelgebenden Stadt vertraut macht. Ich kann die Handlung unmöglich wiedergeben, aber ich weiß jetzt, dass ein Teil von mir für immer in diesem Raum mit Ofen zu Hause ist.

Fail

Carolabrücke

Als Exil-Dresdener macht man ja einiges mit. Der Rechtsruck in Teilen des Landes, die immer wiederkehrenden, starken Überschwemmungen der Elbe – und nun auch noch das: Mitten in der Nacht zum 13. September ist die 1971 gebaute Carolabrücke eingestürzt. Da gab es doch einen DDR-Witz: Wie ist die Stimmung im Sozialismus? Sie hält sich in Grenzen.

Highlight

Dune 2

Wie sagte schon Karl Valentin: Kinder zu erziehen nützt gar nichts, sie machen einem ja doch alles nach. In diesem Sinne ist die wachsende Astrophysik- und Science-Fiction-Begeisterung meiner Tochter eine glückliche Unausweichlichkeit. Und deshalb haben wir beide uns dieses Frühjahr auch das Dune-Doppelfeature gegönnt – eine 351-minütige Studienreise nach Arrakis. Grandios!

 

Alexander Schlicker  Sonja Stöhr

 

 

Buch

Emily Tesh  - Die letzte Heldin

In einer Zeit, in der der Hass aus allen Ecken des Internets und der Realität trieft, mag ein Roman mit einer ellenlangen Trigger-Warnung am Anfang zunächst abschrecken. Doch Emily Tesh zeigt in ihrem Science-Fiction-Debüt „Die letzte Heldin“ (Heyne) auf beeindruckende Weise, wie Hass entsteht ‒ und wie man ihn überwinden kann.

Klassiker

Michail Bulgakow - Die verhängnisvollen Eier

Es gibt Autor*innen, die kann man immer wieder entdecken. Vor allem dann, wenn Neuübersetzungen erscheinen. In diesem Jahr hat Alexandra Berlina eines der grotesk fantastischen Werke von Michail Bulgakow neu ins Deutsche übertragen: „Die verhängnisvollen Eier“ (Anaconda), eine Satire über ein Experiment, das schief geht. Amüsant und erschreckend zugleich.

TV-Serie

Tony DiTerlizzis WondLa

Erinnert sich noch wer an Tony DiTerlizzis „WondLa“-Trilogie? Ich habe vor rund zehn Jahren leider nicht die Zeit zum Lesen dieser fabelhaft illustrierten Science-Fiction-Geschichte gefunden. Im Sommer hat Apple TV+ jedoch die erste Staffel als wunderschön animiertes Abenteuer veröffentlicht. Ein absoluter Traum! Hoffentlich dauert das Warten auf die nächsten Folgen nun nicht so lange …

Lieblingsszene

Rebis Ein Kind der Natur

Irene Marchesini und Carlotta Dicataldo erzählen in „Rebis. Ein Kind der Natur“ (Crocu) die Wandlung des Albinojungen Martino zur titelgebenden Heldin. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir die Momente, in denen Rebis mit ihren Schwestern eine unbeschwerte Zeit verbringt, sowie die, in denen Viviana zu der Ziehmutter heranwächst, die das Kind so dringend braucht. Ein fabelhafter Comic mit starker Botschaft.

Fail

Fail Harold

Der Morgen nach der US-Präsidentschaftswahl

Highlight

bôa

Es gibt Bands, die sind auf ewig mit einem Lied verbunden. Im Fall von bôa ist dies „Duvet“, der Opening-Song zum Sci-Fi-Anime-Hit Serial Experiments Lain von 1998. Über 25 Jahre später haben die Briten mit „Whiplash“ ihr erstes Album seit 2005 vorgelegt, dessen 13 Songs mit all ihrer Melancholie und Lebensfreude ein echter Lichtblick in diesem Jahr sind.

Kommentare

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