Invasion hoch zehn
Die zehn besten Alien-Invasions-Romane pünktlich zum Kinostart von „Independence Day: Wiederkehr“
Diesen Donnerstag bekommt E.T. ein weiteres Mal einen Tritt in den Allerwertesten, denn Roland Emmerichs Mega-Blockbuster-Fortsetzung Independence Day: Wiederkehr startet in den deutschen Kinos. Teil eins aus dem 1996 gehört zu den berühmtesten Vertretern eines Plots, der so alt wie das Genre selbst ist: der Alien-Invasion. Dabei kann man verschiedene Arten, von offen aggressiv bis hin zu einer Invasion aus Versehen oder gar, um die Menschheit zu retten, unterscheiden – muss man aber nicht. Ich habe mich für diese Liste der zehn besten Invasionsromane auf die reinen Basics beschränkt: Aliens kommen zur Erde, woraufhin es ungemütlich wird.
10. H. G. Wells: Krieg der Welten
Der Großvater aller Alien-Invasionen erschien im Jahr 1898 und griff den damals beliebten Plot des Invasionsromans auf, stellte ihn allerdings auf den Kopf: Statt Deutscher oder Franzosen sind es Aliens vom Mars, die neues Land erobern wollen, und ausgerechnet Großbritannien, der Nabel des Empires, muss daran glauben. Den Spaß, den Wells gehabt haben muss, als er seine Nachbarschaft ausradierte, liest man bis heute heraus. Nicht zuletzt durch Orson Welles Hörspiel-Bearbeitung von 1938 und die Panik, die es auslöste, wurde eines klar: Wenn es irgendwo da draußen Aliens gibt, könnten sie uns technisch so weit überlegen sein, dass sie uns vom Angesicht der Erde fegen können. Beunruhigend, nicht? Bei Wells bringen schließlich irdische Bakterien die Marsianer zu Fall, was die Idee verbreitete, dass Alien-Invasoren durch ganz alltägliche Dinge wie Erde, Wasser oder einer Erkältung besiegt werden können – oder in moderner Zeit eben von einem Computervirus.
9. Robert A. Heinlein: Die Invasion
Noch gruseliger als Wells‘ Marsianer sind Aliens, die uns nicht nur haushoch überlegen sind, sondern obendrein auch noch unsere Gedanken kontrollieren und sich so unbemerkt überall einnisten können – kurz: „Marionettenspieler“, wie Heinleins erster und einziger Invasionsroman Die Invasion (im Shop) in den älteren Ausgaben genannt wurde (nachdem jemand beschlossen hatte, dass Weltraummollusken erobern die Erde zwar irgendwie cool, aber dann doch nicht das Gelbe vom Ei ist). Die schneckenähnlichen, schleimigen Aliens landen heimlich und heften sich an die Hinterköpfe ihrer Opfer, wo sie das Nervensystem nach Belieben manipulieren und die Menschen so regelrecht fernsteuern. Die Geheimagenten, die ausgeschickt werden, um die UFO-Sichtungen über den USA zu untersuchen, bemerken erst, was gespielt wird, als es beinahe zu spät ist, und es verlangt ihnen alles ab, um die Invasion zu stoppen.
8. Greg Bear: Die Schmiede Gottes
Ein sterbendes Alien wird in der Wüste gefunden. In einwandfreiem Englisch sagt es noch „Es tut mir leid, aber ich habe schlechte Nachrichten“, ehe es den Planten auch schon wieder verlässt. Wenig später stellt sich das als die Untertreibung des Jahrtausends heraus, denn zwei konkurrierende Alien-Spezies kämpfen um die Erde. Die einen wollen den Planeten zerstören, die anderen ihn retten, und die Menschheit muss offenbar hilflos zusehen. Greg Bears Die Schmiede Gottes (im Shop) zeigt uns Außerirdische, denen nicht unbedingt an einer Eroberung der Erde gelegen ist, sondern an ihrer Vernichtung, und dazu so hochentwickelte, aber absolut plausible Technologien zur Verfügung haben, dass uns schwindelig werden sollte. Wenn wir zwischen die Fronten dieses Krieges geraten, würden wir uns wünschen, wir hätten es mit dreibeinigen marsianischen Kampfmaschinen zu tun!
7. Marko Kloos: Alien Wars - Sterneninvasion
Einer der jüngsten Vertreter in Sachen Alien-Invasion ist Marko Kloos‘ Military-SF-Reihe Alien Wars, die mit Sterneninvasion (im Shop) einsetzt und zwar eine Weile braucht, bis die bösen Extraterrestrier die Erde erreichen, die dafür dann aber auch amtlich zuschlagen. Besagte Aliens sind nicht nur die größten und fiesesten Burschen, die sich je mit der Erde angelegt haben – Kloos‘ Lankies sind rund 25 Meter hoch, betrachten die Menschen offenbar mehr als Parasiten denn Gegner und terraformen einfach Kolonialplaneten, sodass die Einwohner elendig ersticken müssen -, sie sind auch noch so gut wie unbesiegbar. Andrew Grayson und seine Kollegen von der Raummarine müssen sich also in jedem Buch einiges einfallen lassen, um die Katastrophe abzuwenden, was von Band zu Band immer schwieriger wird. Semper Fi!
6. Arkadi und Boris Strugatzki: Picknick am Wegesrand
Auch der hierzulande wohl berühmteste Strugatzki-Roman Picknick am Wegesrand (im Shop) gehört in diese Liste, obwohl strenggenommen keine Invasion stattfindet. Stattdessen sind die Aliens kurz auf die Erde gekommen, haben sich ausgeruht und sie wieder abgezogen. Dabei haben sie ihren Müll dagelassen, der sich uns Menschen als vollkommen rätselhafte Objekte präsentiert, die sogenannte Stalker unter Einsatz ihres Lebens aus den verseuchten Landezonen bergen – nicht immer selbstlos im Dienste der Wissenschaft, denn für die Objekte existiert natürlich längst ein lukrativer Schwarzmarkt. Diesen beliefert Stalker Roderick Schuchart, doch zunehmende Überwachung der Zone und die immer häufigeren Todesfälle unter seinen Kollegen machen ihm die Arbeit inzwischen so schwer, dass er sie aufgeben will. Einmal noch wagt er sich in die Zone, um die legendäre Goldene Kugel zu bergen, die angeblich alle Wünsche erfüllt. Doch was stellt man mit einer unerschöpflichen Wunderlampe wie dieser an?
5. Algis Budrys: Harte Landung
Eines der schönsten Beispiele für eine Invasion aus Versehen ist Algis Budrys Meisterwerk Harte Landung (im Shop), das sich um das Schicksal einiger Aliens dreht, die auf der Erde notlanden müssen. Die vier Überlebenden zerstreuen sich in alle Himmelsrichtungen und mischen sich unter die Erdlinge, denn sie wissen, dass niemand kommen wird, der sie rettet, weil die Outer-Space-Politik ein Eingreifen ihrer Artgenossen verhindert. Die befinden sich nämlich in einem Kalten Krieg mit den Methanatmern, und beide Spezies patrouillieren im Einzugsgebiet der Erde, um sicher zu stellen, dass die jeweils andere keine Militärbasis dort einrichtet. Die ehemaligen Soldaten wissen also, dass sie ganz und gar der strengen Kontrolle ihrer Vorgesetzten entkommen sind, und die Versuchung, die eigene, überlegene Technik anzuwenden und so Macht über die Menschen zu erlangen, ist sehr, sehr groß. Manche widerstehen ihr besser als andere. Doch auch für Aliens gilt: Wer hoch steigt, fällt auch tief.
So, wie die Erdmikroben H. G. Wells‘ Marsianer zu Fall bringen, könnten Alien-Mikroben eines Tages auch uns den Kopf kosten. Das ist der Ausgangspunkt von Ian McDonalds zweibändiger Chaga-Saga (im Shop), bei der uns eine Invasion der etwas anderen Art bedroht: ehe die Aliens landen, lassen sie Bio-Bomben auf die Erde regnen, die vor allem in den Äquatorregionen damit beginnen, die Umwelt zu verändern. Mensch und Tier können in diesen Gebieten bald nicht mehr leben. Die UN errichten Sperrzonen, die Wissenschaftler forschen, was das Zeug hält, und eine Journalistin wittert die Story ihres Lebens und macht sich auf den Weg nach Kenia, der am schlimmsten betroffenen Region der Erde. Was sie dort findet, verrate ich an dieser Stelle nicht, aber es ist brisant genug, dass es für einen zweite Teil (Kirinja) reicht.
3. Arthur C. Clarke: Die letzte Generation
Weltfrieden. Keinen Hunger mehr. Medizinische Versorgung für alle. Das alles und noch mehr haben Arthur C. Clarkes Overlords in Die letzte Generation (im Shop) in kürzester Zeit durchgesetzt, nachdem sie mit gigantischen Schiffen über den größten Städten aufgetaucht sind (Ihnen kommt das bekannt vor? Stimmt - diese Szene diente Roland Emmerich als Inspiration für die riesigen Schiffe in Independence Day!). Jetzt regieren die Overlords aus dem All die Welt, bestimmen über den Handel, leiten Wissenschaft und Forschung und haben die Erde zu einem wahren Paradies gemacht. Klar, dass die ganze Sache einen gewaltigen Haken haben muss: die Overlords wollen sich den Menschen nicht zeigen. Erst wenn die Menschheit so weit ist, so Overlord-Anführer Karellen, bekommt sie die Aliens zu Gesicht. Dass damit zugleich der Untergang der Menschheit eingeleitet werden wird, verschweigt er lieber …
2. Orson Scott Card: Enders Spiel
Es hilft, wenn die Alien-Invasoren eklig aussehen und wir uns vor ihnen gruseln. Wells dreibeinige Marsmaschinen, Heinleins Psycho-Schnecken oder die tentakeligen „Shrimps“ aus District 9 sehen widerlich aus, deswegen macht es nichts, wenn sie Dresche beziehen. Enders Spiel von Orson Scott Card (im Shop) greift einen weiteren populären Alien-Typus auf, die Insektoiden. Die dominieren in dem Roman über den Jungen Ender, der auf einer Station im Orbit zu einer gnadenlosen Kampfmaschine ausgebildet wird, alles und jeden im Hintergrund, denn die Invasion konnte bereits vor Jahren zurückgeschlagen werden. Nun braucht man fähige Kämpfer wie Ender für die Gegeninvasion – die natürlich völlig anders abläuft, als geplant, was vor allem natürlich an Wunderkind Ender liegt.
Aliens greifen, das wissen wir alle, bevorzugt die westliche Welt (und hier wiederum bevorzugt die USA) an – warum auch immer. Wie eine chinesische Invasion aussieht, zeigt uns der preisgekrönte Autor Cixin Liu in seinem Roman Die drei Sonnen (im Shop), der demnächst auf Deutsch erscheinen wird. Schon während der Kulturrevolution hat China angefangen, Signale ins All zu schicken, um als erste Nation auf der Erde Kontakt mit Außerirdischen herzustellen. Diese Vision wird fünfzig Jahre später tatsächlich Wirklichkeit – aber auf eine ganz andere Weise, als wir (oder die Partei) es für möglich gehalten hätten. Denn auch die Aliens wissen: So eine Invasion will sehr, sehr gut vorbereitet sein …
Natürlich gibt es noch unzählige nicht minder gute Romane und Kurzgeschichten zum Thema, aber die Top 10 Romane beshränken sich leider auf zehn Stück. Die Kommentare glücklicherweise nicht - ich bin gespannt auf Ihre Empfehlungen!
Mehr Listen gefällig? Die finden Sie auf der Startseite unseres Shops. Das Titelbild ist aus dem Filmklassiker Earth vs. the Flying Saucers von 1956. Krieg der Welten-Cover © Zassen.
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