Serienstart: „Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm“
Drei gute Gründe, warum Sie dieses Wochenende vor dem Fernseher verbringen sollten
Heute geht es endlich los: „Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm“, die TV-Serienadaption von Richard Morgans Bestseller (im Shop), startet auf Netflix! Aber vermutlich wissen Sie das längst: seit Dezember werden wir mit Trailern, Features und Teasern scharf gemacht, und seit einigen Tagen ist quasi jede größere Stadt mit Plakaten zur Sendung völlig zugekleistert. Bei mir wirkt die Kampagne voll: über die Feiertage habe ich den Roman noch einmal gelesen, und ich werde dieses Wochenende vor dem Fernseher verbringen. Und ich liefere Ihnen gerne (spoilerfrei!) drei gute Gründe, warum Sie es mir gleichtun sollten:
„Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm“ ist der Debutroman von Richard Morgan. Er ist 2002 erschienen und wurde prompt mit dem Philip K. Dick Award ausgezeichnet – hübsche Lorbeeren für einen Erstling! Zunächst sicherte sich Warner die Stoffrechte und wollte einen Film daraus machen. Laeta Kalogridis, ein Riesenfan des Romans, verfasste das Drehbuch, fand jedoch, dass ein Film zu viele Kompromisse erfordert hätte, um dem Stoff treu zu bleiben. Als ihr Kollege David Ellison bei Skydance sich ebenfalls als Morgen-Fan herausstellte, kamen die beiden überein, dass eine Big-Budget-Mini-Serie die beste Lösung wäre. Die beiden überzeugten Streaming-Gigant Netflix von ihrer Idee, der auf den Pilot verzichtete und direkt eine Serie orderte. Gerüchten zufolge ist „Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm“ die bislang teuerste Netflix-Eigenproduktion – und wird dementsprechend gut aussehen.
2. Die Welt von „Altered Carbon“ ist genial!
Roman und Serie sind im 26. Jahrhundert angesiedelt, einer Zeit, in der die Menschheit Gevatter Tod endlich ein Schnippchen geschlagen hat. Dank der „Stacks“, kleinen Geräten, die einem schon im Mutterleib in den Nacken eingepflanzt werden, können Gedanken, Gefühle, Talente, Fähigkeiten, Erlerntes – kurz: alles, was unsere Persönlichkeit ausmacht – aufgezeichnet werden. Stirbt der Körper, entnimmt man einfach den Stack und pflanzt ihn in einen anderen. Diese Prozedur ist teuer, aber die meisten Menschen schaffen es, im Laufe ihres Lebens genug Geld zu sparen, um sich am Ende einen neuen Körper, „Sleeve“ genannt, leisten zu können. Die Superreichen haben natürlich Klone auf Vorrat, sodass sie sich nicht jedes Mal an ein neues Aussehen gewöhnen müssen. Nicht jeder Sleeve ist geklont: arme Menschen stellen ihre Körper zur Verfügung und lassen ihre Stacks einlagern. Kriminelle werden ebenfalls virtuell eingesperrt, sodass ihre Körper anderen als Sleeves dienen können. In einer Welt ohne Tod musste die Menschheit nach den Sternen greifen, um dem Problem der Überbevölkerung entgegenzuwirken. Interstellare Reisen sind inzwischen jedoch einfach zu bewerkstelligen: man überträgt einfach seinen Stack per „Needlecast“ zwischen den Welten, und wacht auf einem fremden Planeten in einem neuen Körper auf.
3. Die Story ist der Hammer!
Der Anti-Held von „Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm“ ist Takeshi Kovacs (Joel Kinnaman), ein ehemaliger Elitesoldat. Eine seiner Missionen ging schief, und deswegen lagert Kovacs im digitalen Gefängnis, bis ihn der Multimilliardär Laurens Bancroft (James Purefoy) herausholt und ihm einen Deal anbietet: Bancroft wurde ermordet, um im Gegenzug für seine Freilassung soll Kovacs den Mord aufklären. Die Polizei hat den Fall als Selbstmord zu den Akten gelegt, aber Bancroft glaubt das nicht. Er hat ein Stack-Backup, das alle 48 Stunden vorgenommen wird. Der Mord fand kurz vor dem Update statt – und der Killer muss das gewusst und den Mord entsprechend geplant haben. Bei seinen Ermittlungen muss Kovacs sich mit der Polizistin Ortega, der kriminellen Unterwelt, einem KI-Hotel und jemandem, der einen ziemlichen Hass gegen den vorherigen Bewohner seines Sleeves hat, herumschlagen.
… und die besondere Schwierigkeit dabei:
Takeshi Kovacs stammt nicht von der Erde, sondern von Harlans Welt, und muss sich in seiner neuen Umgebung erst einmal zurecht finden. Dazu kommt, dass er von ungarischen und japanischen Einwanderern abstammt, aber in einen weißen Körper gesleeved wird, der obendrein nikotinabhängig ist (wogegen Kovacs im Roman konstant ankämpft und nicht immer die Oberhand behält). Zwischendrin wird Kovacs auch noch in den Körper einer Frau „zwangsgesleeved“, eine weitere drastische Umstellung, an die er sich gewöhnen muss. Joel Kinnaman, der Hauptdarsteller der TV-Serie, ist also ein weißer Mann, der einen Asiaten spielt, der im Körper eines weißen Mannes steckt. Ich bin gespannt, wie er (und die Macher der Serie) das visuell vermittelt!
Richard Morgan: Altered Carbon – Das Unsterblichkeitsprogramm • Roman • Aus dem Englischen von Bernhard Kempen • Wilhelm Heyne Verlag, München 2017 • Taschenbuch • 608 Seiten • € 9,99 • im Shop
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