31. Dezember 2018 1 Likes

>>Wiederentdeckt: Der Bildband „Unter fremden Sonnen“

oder Eine Reise durch die Welten der SF

Lesezeit: 3 min.

Manchmal gibt es Romane, Comics, Filme oder Musik, die in der Zeit ihrer Entstehung durchs Raster fallen. Die veröffentlicht werden und dann einfach – verschwinden. Verschwinden, oder unverdienterweise vergessen werden. Manchmal lohnt sich aber ein zweiter Blick.

Die späten 1970er/frühen 80er waren eine Blütezeit der Science-Fiction – gerade auch in Deutschland. Eine regelrechte Flut von Büchern ergoss sich über die Leser, fast alle Taschenbuchverlage hatten bereits SF-Reihen oder starteten eigene, beflügelt vom Erfolg der Konkurrenz. Viele Werke, die bisher nur in gekürzter Form erhältlich gewesen waren, erschienen neu. Es gab Romane, Storysammlungen und Anthologien und selbst für den ausgefallensten Geschmack war definitiv jeden Monat etwas dabei.

Es war auch die Blütezeit der „Perry Rhodan“-Serie, die unter der Leitung von Willi Voltz einen bemerkenswerten Höhenflug erlebte und 1980 die 1000. Ausgabe erreichte. Und der Pabel-Moewig-Verlag, in dem die Serie erschien, ließ sich nicht lumpen. Auf der Welle des allgemeinen Booms der SF brachte man auch eine Reihe von Bildbänden heraus, die zwar für damalige Verhältnisse recht teuer waren, aber erstmals einen Blick auf ein Phänomen ermöglichte, das vor allem in den USA und England existierte. Denn dort waren die Illustratoren der Titelbilder verehrte Stars in der SF-Fan-Szene und ihre schönsten Motive wurden in prächtigen Büchern gesammelt. Und manchmal entstanden sogar Exklusiv-Bildbände mit gänzlichen neuen Illustrationen – und dazu gehörte auch der von Robert Holdstock und Malcolm Edwards herausgegebene Band „Unter fremden Sonnen“ (im Orig. „Alien Landscapes“).

Dieser Band war etwas ganz Besonderes, denn in ihm zeigten zehn verschiedene Künstler zehn verschiedene Welten der SF, die einen hohen Stellenwert bei den Lesern genossen. Eine Mini-Geschichte der SF sozusagen – im quadratischen LP-Format. Holdstock und Edwards steuerten die Texte bei, die diese Welten jenseits der Gemälde vorstellten und sie gaben sich alle Mühe, die Schauplätze berühmter Werke so real wie möglich erscheinen zu lassen.

Und die Welten waren:

• Arthur C. Clarke: Rama (Bilder: Jim Burns)

• Anne McCaffrey: Pern (Roger & Linda Garland)

• James Blish: Die Okie-Städte (John Harris)

• Hal Clement: Mesklin (Tony Roberts)

• Harry Harrison: Eros (Colin Hay)

• Frank Herbert: Arrakis (Terry Oakes)

• Larry Niven: Ringwelt (Stuart Hughes)

• Isaac Asimov: Trantor (Angus McKie)

• Brian Aldiss: Treibhaus (Bob Fowke)

• H.G. Wells: Das Ende der Welt (Les Edwards)

Vielleicht abgesehen von der ursprünglichen „Wüstenplanet“-Trilogie, deren Neuausgabe 1978 bei Heyne mit den umwerfenden Titelbildern von John Schoenherr erschienen war, hielt man sich in den deutschen Verlagshäusern lieber fern von den Werken der US-Coverkünstler und entwickelte bevorzugt einen eigenen Look, der nicht selten ins Abstrakte ging – sehr zum Leidwesen des „Fandoms“, das schon immer viel wert auf die „Stimmigkeit“ von Cover und Inhalt legte.

„Unter fremden Sonnen“ war da eine dankbare Alternative, denn hier wurden die Visionen der Autoren abseits von Werbewirksamkeit und Etat umgesetzt. Erstmals – und lange vor Internet und CGI – erblickte man diese Welten nicht nur in der eigenen Fantasie (die natürlich eh unschlagbar war), sondern durch die Augen hochbegabter Illustratoren, die sich alle Mühe gaben, den Beschreibungen von Clarke, Herbert oder Asimov gerecht zu werden. Und so wurde dieser Band zu einem fantastischen Kaleidoskop der SF, der liebgewonnene Welten zum Leben erweckte – und neugierig auf Welten machte, die man noch nicht entdeckt hatte.

Bei Interesse: „Unter fremden Sonnen“ bzw. „Alien Landscapes“ ist antiquarisch relativ leicht und günstig zu bekommen. Ein Blick lohnt sich!

Abb. ganz oben: Die Okie-Städte (John Harris)

Ebenfalls Wiederentdeckt.


Unter fremden Sonnen: Rama (Jim Burns)


Unter fremden Sonnen: Mesklin (Tony Roberts)


Unter fremden Sonnen: Arrakis (Terry Oakes)


Unter fremden Sonnen: Trantor (Angus McKie)

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