13. Januar 2025

Heimkino-Highlights im Januar 2025

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 6 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindest ein wenig leichter machen!

 

1. Subservience (2024)

Bei wem? ‎ Eurovideo Als was? Blu-ray, DVD, VOD Wann? 06.01.2025 (VOD), 16.01.2025 (Blu-ray, DVD)

Worum geht’s? Weil Nicks Frau im Krankenhaus liegt und er mit Kindern und Haushalt auf sich allein gestellt ist, besorgt er sich eine Roboter-Haushaltshilfe, die das Leben erleichtern soll. Doch als „Alice“ ihr eigenes Bewusstsein erlangt, liegt ihr Nicks Wohlbefinden so sehr am Herzen, dass sie vor nichts mehr halt macht – weder vor körperlicher Nähe noch vor Gewalt.

Prognose: So schade. So schade. Der tatsächlich immer noch schauspielernde Boulevard-Liebling Megan Fox hat mit Robo-Haushaltshilfe Alice die perfekte Rolle gefunden. Fox macht als ätherische Grusel-Schönheit mit elektronischem Inneren so viel Spaß viel selten - endlich eine Figur, die ihren schauspielerischen Fähigkeiten voll und ganz angemessen ist. Das sahen auch viele Netflix-Abonnenten so und klickten Robofox in den USA zum Hit hoch, weswegen nun von einem Sequel gemunkelt wird. Man kann nur hoffen, dass man die Figur bei einem zweiten Film in eine etwas interessantere Geschichte packt, denn hier passiert nichts, aber wirklich gar nichts, was man nicht nach wenigen Minuten erwartet. Es wurde im Prinzip lediglich „Eine verhängnisvolle Affäre“ (1987) mit dem spätestens seit „Terminator“ (1984) so beliebten Bad-Android-Motiv (zuletzt: „M3GAN“) angereichert und wer die genannten Referenzpunkte (oder ähnliche) kennt, kann sich auf zähe 100 Minuten gefasst machen. Ist die Zeit nur wert, wenn eines Tages ein Megan-Fox-Cut auf YouTube aufploppt.

Subservience Bulgarien/USA 2024 Regie: S.K. Dale • Darsteller: Megan Fox, Michelle Morrone, Madelina Zima, Matilda Firth, Jude Greenstein, Andrew Whipp, Atanas Srebrev

 

2. Artifical Justice – Tödliche Gerechtigkeit (2024)

Bei wem? Pandastorm Als was? DVD, VOD Wann? 17.01.2025

Worum geht’s? Wahre Gerechtigkeit und präzise Urteile verspricht das KI-gesteuerte Rechtssystem „Thente“. Doch kurz vor der Einführung des visionären Tools stirbt dessen Schöpferin Alicia Kovack unerwartet bei einem Autounfall. Der Tod wirft viele Fragen auf.

Um den Start von „Thente“ nicht zu gefährden, wird die angesehene Richterin Carmen Costa beauftragt, das System zu testen. Bei ihren Recherchen stößt Carmen auf eine Verschwörung, die das Ziel verfolgt, das Justizsystem des Landes zu kontrollieren. Dabei gerät sie in einen gefährlichen Strudel aus Macht und Manipulation. In einem Wettlauf gegen die Zeit setzt Carmen alles auf eine Karte, um die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Einführung von „Thente“ zu verhindern …

Prognose: Kommt mit einem nichtssagenden Titel und einem der jetzt schon scheußlichsten Cover des Jahres daher, ist aber überraschend sehenswert. Kleiner, feiner Sci-Fi-Politikthriller mit leichtem 70’s Flavor, in dem die AI nicht wie in Zilliarden Filmen verteufelt wird (siehe oben), sondern die Bedrohung durch den Menschen lauert, der mit technischen Errungenschaften nur Schurkisches im Sinn hat. Natürlich, ein innovativer Ansatz ist auch das nicht, man ahnt recht schnell, worauf die Geschichte hinsteuert, dennoch: Der angenehm unaufgeregte „Artifical Justice“ fächert in mit viel Bedacht komponierten, kühlen Bildern eine beklemmende, unmittelbare Zukunft auf und weiß mit einer leisen, sehr nuanciert aufspielenden Hauptdarstellerin und einer dicht gewebten Story zu glänzen. Sollte man unbedingt eine Chance geben!

Artificial Justice – Tödliche Gerechtigkeit • Justicia artificial; Spanien 2024 • Regie: Simón Casal • Darsteller: Verónica Echegui, Tamar Novas, Alba Galocha, Alberto Ammann, Lúcia Moniz

 

3. Urotsukidōji II – Legend of the Demon Womb (1991)

Bei wem? Cinestrange Extreme Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD) Wann? 29.11.2024

Worum geht’s? Außer der Menschenwelt gibt es noch Jujinkai und Makai, die unsichtbaren Reiche der Menschenbiester und der Dämonen. Einer alten Legende zufolge wird alle 3000 Jahre ein Wesen namens Chojin in unserem Universum wiedergeboren. Die Prophezeiung besagt, dass er die drei Welten vereinigen und das Ewige Königreich erschaffen wird. Die Ankunft Chojins wird zeigen, dass die Menschheit nicht die Krone der Schöpfung ist.

Der verrückte Wissenschaftler Dr. Münchhausen Sr. bezweckt, mit seiner berühmt-berüchtigten Vergewaltigungsmaschine den Overfiend herbeizurufen, doch das Experiment geht gründlich schief. Der Overfiend wütet wieder völlig außer Kontrolle und verleiht dem Begriff Blutbad völlig neue Dimensionen. Münchhausen Jr., der die Nachfolge seines Vaters antritt, ist bereit, es erneut zu versuchen – mit einer neuen, stärkeren Maschine, intensivierten Legierungen und verbesserten Motoren! Wird es ihm gelingen, den Overfiend zu töten und danach die Kontrolle über die Erde zu übernehmen?

Prognose: Sehr schön, erst neulich wurde Teil eins veröffentlicht (zum Feature) und schon steht Teil zwei bereit beziehungsweise ist die Fortsetzung schon seit Ende November verfügbar, hatte es aus Zeitgründen aber nicht mehr in die Dezember-Ausgabe dieser Rubrik geschafft. Film Nummer zwei, der die Franchise übrigens noch mehr in Richtung Science-Fiction schiebt, ist keine Fortsetzung im eigentlichen Sinne, sondern eine „Sidequel“, das irgendwann während der Geschehnisse des ersten Films spielt. Wann genau ist bis heute Stoff für Fandiskussionen, spielt aber keine wirkliche Rolle.

Teil eins wurde eigentlich zu Ende erzählt, aber aufgrund des Erfolgs musste die Show natürlich weitergehen und so verfiel man halt auf diese Lösung, die gleich die Weichen für weitere Fortsetzungen setzte – zum Beispiel wird hier Nazi-Wissenschaftler Münchhausen als Dauergegner für den Rest der Reihe etabliert.

Wer bereits beim ersten Teil aufgrund expliziter Gewalt- und Sexszenen die Augen verdreht hat, wird hier ebenso wenig glücklich: Besonders die Vergewaltigungsmaschine könnte beim ein oder anderen für zornig pulsierende Stirnadern sorgen. Anderseits ist das alles dermaßen drüber, dermaßen von einer unbändigen Lust an Grenzverletzungen geprägt (selbst ein berühmt-berüchtigter Österreicher mit Chaplin-Bart hat einen Gastauftritt), dass sich „Urotsukidōji II“ in seinem Bemühen um Schockwirkung – ähnlich wie der Vorgänger – selbst beschneidet: Wer aus allen Rohren feuert, trifft nicht zwangsläufig ins Schwarze, sondern wirkt eher ein bisschen pubertär.

Wobei „Legend of the Demon Womb“ einen Gang zurückschaltet, die Fortsetzung kommt alles in allem nicht ganz so exzessiv daher, trumpft dafür aber mit einer deutlich kürzeren Laufzeit auf, die für mehr Kurzweil sorgt, zumal die Geschichte hier ein gutes Stück runder ist, man inmitten der Bäche aus Blut und anderen Körperflüssigkeiten sogar eine ganz süße Liebesgeschichte entdecken kann.

Das Cinestrange-Mediabook überzeugt erneut. In technischer Hinsicht wurde alles herausgeholt, was angesichts des sicherlich nicht leicht umzusetzenden Projekts möglich war, zudem gibt es zwei Filmfassungen und eine Reihe Extras: Ein Booklet mit einem informativen Essay von Christoph N. Kellerbach, ein weiteres Interview mit „Urotsukidōji“-Erfinder Toshio Maeda, das aber leider kürzer und nicht mehr so launig ausfällt, wie das zum Vorgänger, außerdem gibt’s noch den Soundtrack und diverse kleinere Beigaben wie Schnitt- und Bildvergleiche, alternative Intros, Promotion-Videos etc.

Urotsukidōji II – Legend of the Demon Womb Japan 1991 • Regie: Hideki Takayama • Trailer

 

4. Class of Nuke’Em High (1986)

Bei wem? 84’ Entertainment Als was? Blu-ray Wann? 10.01.2025

Worum geht’s? In der Tromaville High School, nur einen Steinwurf vom örtlichen Atomkraftwerk entfernt, sind die Schüler scheinbar ein wenig heller geworden. Genauer gesagt handelt es sich eher um ein giftgrünes Leuchten! Unschuldige Studenten mutieren zu sexverrückten Psychopathen, der Klassenrat hat sich in perverse, fleischfressende Kretins verwandelt und das schleimige Monster, das die Flure entlang schleicht, ist nicht der Direktor!

Prognose: Hach, Troma – geliebt, gehasst, zwischendrin gibt’s nicht so wirklich viel. Aber „Class of Nuke’Em High“ könnte die Hater vielleicht etwas besänftigen, denn diese Troma-Produktion ist zwar so drüber wie alle anderen, aber gar nicht so schlecht gemacht, hier und da tatsächlich witzig und vor allem: Es gibt inmitten vom ganzen Irrwitz mit dem Liebespärchen Chrissy und Waren zwei sympathische, normale Figuren, die für Bodenhaftung sorgen. Sehr schön: Die Disc kommt mit einer Reihe Extras, unter anderem einen Audiokommentar von Co-Regisseur und Troma-Boss Lloyd Kaufman und Kaufmann weiß meistens prächtig zu unterhalten. Randnotiz: Parallel erscheinen die vier Fortsetzungen, aber die kann man getrost in den berühmten Mantel des Schweigens fest einwickeln.

Class of Nuke ’Em High USA 1986 • Regie: Richard W. Haines/Lloyd Kaufman • Darsteller: Janelle Brady, Gil Brenton, Robert Prichard, Pat Ryan, James NugentVernon

 


„Severance“

und was gibt’s im TV & Internet?

Extraordinary – 14.01.2025, ZDFneo (anschließend Mediathek): Superhelden-Comedy, die in einer Welt spielt, in der die meisten Menschen mit dem 18. Lebensjahr Superkräfte entwickeln. Nur Jen hat Pech, denn sie ist bereits 25. und bisher gehen ihre Kräfte nicht in Richtung super … bei britischen Comedys lohnt sich meist das reinschalten!

Severance, Staffel 2 – 17.01.2025, Apple+: Zweite Staffel der Serie um die schöne, neue und ziemlich gruselige Arbeitswelt von morgen (Review der ersten Staffel!

Paradise – ab 28.01.2025, Disney+: Serie über eine utopische Gemeinschaft, in der die klügsten und einflussreichsten Köpfe der Welt zusammenleben. Doch ein Mord bringt die heile Welt gehörig ins Wanken …

Your Friendly Neighborhood Spider-Man – ab 29.12.2025, Disney+: Animationsfilm-Serie über die frühen Tage des berühmten Netzschwingers.

Abb. ganz oben: „Subservience“, Eurovideo

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