6. Dezember 2018

Was wir bisher über „Nightflyers – Die Nachtgleiter“ wissen

Achtung, kleine Spoiler: Erste Einblicke in die TV-Adaption der gleichnamigen Geschichte von George R. R. Martin

Lesezeit: 4 min.

Letztes Wochenende war es endlich so weit, zumindest für die amerikanischen George-R.-R.-Martin-Fans: „Nightflyers – Die Nachtgleiter“ (im Shop) feierte auf Syfy Premiere. Seitdem gab es fast jeden Tag eine neue Folge zu sehen; ein Kompromiss zwischen klassischer wöchentlicher Ausstrahlung und modernem Bingewatching. Zwar müssen die Fans in Deutschland noch etwas warten, bis die Serie auf Netflix erscheint (ein genaues Startdatum steht nach wie vor noch nicht fest), aber hie und da erhascht man bereits erste Einblicke. Hier sind die wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Film und Buchvorlage - mit ein paar winzig kleinen Spoilern!

1. Nahe Zukunft statt ferne Welten

Anders als der preisgekrönte Kurzroman spielt die Serie nicht in der fernen Zukunft, sondern im Jahr 2093. Das bedeutet zum einen, dass uns thematisch einiges „näher“ sein dürfte als im Roman. Das haben wir schon in den Trailern und Teasern gesehen, in denen die Folgen des Klimawandels und der Umweltverschmutzung ein großes Problem waren (und unter anderem dazu führen, dass Schiffe wie die Nightflyer überhaupt losgeschickt werden). Dafür müssen wir auf die „1.000 Worlds“, wie das Universum heißt, in dem George R. R. Martin seinen Kurzroman seinerzeit angesiedelt hat, verzichten – zumindest vorerst. Showrunner Jeff Buhler hat in mehreren Interviews angedeutet, dass er das recht enge Universum mit bislang einer Welt gerne um 999 andere Welten erweitern würde. Es könnte also durchaus sein, dass uns in weiteren Staffeln „Nightflyers – Die Nachtgleiter“ alte Bekannte aus Martins Universum begegnen. Noch wurde die Serie allerdings nicht verlängert.

 

2. Die Nightflyer ist das fortschrittlichste Raumschiff der Menschheit

Anders als in der Buchvorlage ist die Nightflyer das modernste Schiff, das die Erde zu bieten hat, und sie wird ausgeschickt, um Kontakt zu Aliens aufzunehmen, die der Menschheit vielleicht einen Ausweg von dem Planeten bieten können, den sie selbst kaputtgemacht hat. In Martins Kurzroman ist die Nightflyer ein nicht sonderlich großes oder modernes Frachtschiff, das von Expeditionsleiter Karoly D’Branin angemietet wird, der von einer mysteriösen Alien-Spezies namens Volcryn besessen ist, die seit Anbeginn der Zeiten durch die Galaxis zieht (lesen Sie hier einen kurzen Textausschnitt über die Volcryn). Das Schiff kann zwar Passagiere befördern, aber es ist alles andere als komfortabel für die doch recht lange Reise (die Crew muss beispielsweise in den Frachträumen schlafen). Gut, das erste richtige Langstreckenschiff der Menschheit dürfte auch nicht sehr viel geräumiger sein, aber zumindest sollte es Passagierkabinen geben …

 

3. Die Crew ist das eigentliche Problem

Weder Horror-, noch SF- oder gar George-R.-R.-Martin-Fans dürfte das überraschen: Jede/r aus der Besatzung der Nightflyer bringt seine oder ihre eigenen und nahezu unverarbeiteten Probleme mit an Bord, die dann wiederum zu den Problemen aller werden. Die TV-Crew unterscheidet sich etwas von der im Buch, bleibt der Vorlage aber ziemlich treu: Captain Roy Eris (David Ajala) bleibt stets in seiner Kabine, beobachtet die Crew durch seine Kameras und zeigt sich nur als Hologramm. Expeditionsleiter Karl D’Branin (Eoin Macken) ist keineswegs so besessen von den Volcryn wie sein Gegenstück auf dem Papier, sondern will eigentlich nur zurück zur Erde, wo seine Familie auf ihn wartet. Aus Agatha Marij-Black wurde Dr. Agatha Matheson (Gretchen Moll), die als Psychiaterin für den schwierigsten Passagier verantwortlich ist: den Telepathen Thale (Sam Strike), der mitkommen muss, sollte eine sprachliche Verständigung mit den Aliens nicht möglich sein. Thales Fähigkeiten sind so stark ausgeprägt, dass er seinen Reisegefährten Visionen und Bilder in den Kopf setzen und sie damit manipulieren kann – was im Buch zwar vermutet, aber nie bewiesen wird. Daneben befinden sich noch die Biologin Lommie (Maya Eshet), die mittels eines implantierten Ports direkt mit dem Schiffscomputer sprechen kann, und Xenobiologe Rowan (Agus Sampson) an Bord, allerdings fehlt von den beiden Linuisten aus der Romanvorlage (Dannel und Lindran) jede Spur. Das macht „Nightflyers – Die Nachtgleiter“ dafür dann mit Melantha Jirl wieder wett …

 

4. Melantha, wie sie sein sollte

Einer der größten Kritikpunkte, die es sowohl an den verschiedenen Covern des Romans als auch an der Filmumsetzung von 1987 gab, war die Darstellung von Melantha Jirl: Martin beschrieb sie als schwarze Frau, doch Verleger und Filmemacher haben sie kurzerhand weiß und blond gemacht. Sehr zum Missfallen des Autors, der wiederholt Kritik am „Whitewashing“ einer seiner Figuren geäußert hat. Es sei ihm wichtig gewesen, so Martin, dass bei Melantha diesmal alles richtig gemacht wird, und war mit der Wahl von Schauspielerin Jodie Turner-Smith mehr als zufrieden. Melantha ist genetisch modifiziert, was sie im Roman schneller, stärker und schlauer macht als ihre Kollegen. In der Serie dürfte es ähnlich sein; es heißt, ihre Gene seien so verändert worden, dass sie perfekt ans Leben im Weltraum angepasst ist – was immer das nun genau heißen mag, erfahren wir vermutlich erst, wenn die Serie hier angelaufen ist. Dass sich der Autor hier persönlich ins Casting eingemischt hat, bedeutet keinesfalls, dass Melantha vor dem Grauen zwischen den Sternen sicher ist. Nicht vergessen: wir sprechen von George „Red Wedding“ Martin! Ich werde mich beim Schauen also sicherheitshalber nicht allzu sehr mit ihr anfreunden!

George R. R. Martin: Nachtgleiter. In: Traumlieder II • Storysammlung • Aus dem Amerikanischen von Maike Hallmann • Wilhelm Heyne Verlag, München 2015 • S. 263-403 • erhältlich als E-Book oder gedrucktes Buch • Preis des E-Books: € 11,99 • im Shop

Bilder © Syfy.com

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