Let’s Play again!
Noch mehr Spieletipps (nicht nur) für Pandemiezeiten
Das Nachdenken darüber, wie wir in den nächsten Monaten weiter mit und in der Pandemie leben, wird uns alle gerade nach den Lockerungen der Kontaktreduzierung immens fordern. Wer bis dahin noch einige Tipps gebrauchen kann, wie man sich die Sorgen mit ein paar digitalen Abenteuern am besten vertreibt, bekommt dafür in der zweiten Runde unseres Specials wieder plattform- und genreübergreifend sieben Titel jüngeren wie älteren Datums an die Hand – Trailer zu allen Spielen auch diesmal am Ende inklusive.
Journey
Derzeit fühlen sich nicht wenige Menschen dazu animiert, die Corona-Lage mit einer Art Reise der Menschheit zu vergleichen, in der sie positiv wachsen oder moralisch scheitern könnte. Egal, wie man zu solchen Überhöhungen steht, sie erinnern zumindest von ihrem Kern her an eines der vielleicht einflussreichsten und besten Indie-Spiele der letzten Jahre, nämlich das auch von uns oft zitierte Journey von Thatgamecompany. Der zunächst auf PS3 erschienene Walking Simulator dreht sich um einen nicht näher vorgestellten Wanderer, der ohne das übliche Gehabe um Action, Rätsel oder Menüführung einfach nur eine spirituelle Reise antritt und dabei Dinge erlebt, wie sie metaphorisch aufgeladener kaum sein könnten. Noch heute hat Journey nichts von seiner Magie verloren und schenkt uns zum Preis von rund 15 Euro (jetzt auch auf PS4 und PC) in seinen wenigen, aber umso erhabeneren und maximal zugänglichen Spielstunden vielleicht sogar tatsächlich das, was manche von uns gerade besonders gut gebrauchen können – ein Fünkchen Hoffnung auf bessere Zeiten.
Journey • Thatgamecompany • Walking Simulator/Adventure • PS4/PC
Abb. © Sony Interactive Entertainment
Sky: Children of the Light
Ein Schelm, wer da nicht ein Muster erkennt. Auch das jüngste Werk der Journey-Macher Thatgamecompany setzt auf eine mystische Welt, lose Kooperationen mit anderen Spielern und ein stilsicheres Spektakel ohne Majorbudget. Sky: Children of Light kam im letzten Jahr gratis (mit In-App-Käufen) für IOS und Android heraus und ist für einen baldigen Release auch auf Switch und PS4 angekündigt. Als dezidiert soziale Fantasy-Erfahrung angelegt, geht es auch bei Sky nicht primär um das Meistern von Herausforderungen, sondern das im besten Fall gemeinsame Spielerlebnis, welches vor allem in der Erkundung unterschiedlicher Gebiete und deren Symboliken gründet. Speziell die Flugmechanik funktioniert auf dem Phone leider nicht immer tadellos, aber dank des farbenprächtigen Designs und einer erneut traumhaften Ästhetik, verzaubert Sky zumindest zeitweise so wie Journey. Wer aber schon viele Adventures dieser Kategorie genossen hat, könnte beim Spielen vielleicht aber auch so langsam ein Völlegefühl entwickeln. Neu ist hier nämlich leider nichts.
Sky: Children of the Light • Thatgamecompany • Adventure • IOS/Android/Switch (angekündigt)/PS4 (angekündigt)
Abb. © Thatgamecompany
Gigantosaurus: Das Spiel
Da im ersten Teil unseres Specials der Schwerpunkt auf eher kindgerechten Titeln lag, wollen wir auch dieses Mal die Jüngeren nicht vergessen. Mit Gigantosaurus: Das Spiel (seit Ende März auf allen gängigen Konsolen und PC für rund 40 Euro erhältlich) können sich bis zu vier Spieler im lokalen Koop in ein kunterbuntes Abenteuer vor prähistorischer Kulisse stürzen. Dort warten Rätsel, Erkundung und viel Hüpferei, wobei der comicartige Look an die Ice Age-Filme erinnert und man sogar Rennen bestreiten kann. Das Ganze entfaltet einen kurzweiligen Charme und motiviert speziell bei mehreren Mitspielern wie eine typische Nintendo-Eigenmarke (das Gigantosaurus aber gar nicht ist). Wer also bei Tiefgang und Technik gewisse Abstriche in Kauf nimmt, wird hier mit feiner Familienunterhaltung bedient.
Gigantosaurus: Das Spiel • WildSphere • Action-Adventure • PS4/Xbox One/Switch/PC
Abb. © Bandai Namco Entertainment
Die Sims 4
Wer jegliche soziale Interaktion zutiefst vermisst, kommt natürlich gerade jetzt an den Sims eigentlich nicht vorbei. Das muss man dem jüngsten Teil schließlich lassen: Auch sechs Jahre nach Veröffentlichung für PC (und drei Jahre nach Release für PS4 und Xbox One) erfreut sich EAs Kultreihe in Form des vierten Ablegers ungebrochener Beliebtheit und fährt seit Corona sogar wieder besonders brillante Verkaufszahlen ein. Das liegt neben dem ungebrochen genialen Konzept einer mit allen möglichen Facetten zwischen Schabernack und Realismus ausstaffierten Lebenssimulation auch an der Flut an DLCs und Erweiterungen, mit denen die Macher Die Sims 4 bestmöglich frisch halten. Zuletzt erschienen etwa Erweiterungen zu Universität und Tiny Houses und die Macher kündigten jüngst an, in den nächsten Monaten weitere Inhalte u.a. speziell zur Corona-Pandemie anzubieten. Wer also ein bisschen preisbewusst vergleicht und sich durch den Erweiterungsdschungel durchwühlt, bekommt beim König der Lebenssimulationen nach wie vor ein prall gefülltes Spektrum – und gewinnt ganz nebenbei die Einsicht, dass nicht jede Form von Social Distancing automatisch schlecht sein muss.
Die Sims 4 • Maxis Software • Lebenssimulation • PS4/Xbox One/PC
Abb. © EA
Florence
Wer lieber auf eine weniger epische, in diesem Fall sogar maximal kompakte Storyerfahrung aus ist, dürfte sich mit dem Indie-Spiel Florence wohl fühlen. Das australische Entwicklerstudio Mountains benötigt nämlich nicht einmal eine Stunde Spielzeit, damit uns ihre namensgebende Titelheldin ans Herz wächst. Eigentlich ein (fast) ganz normales Mädchen, durchlebt die 25-jährige Florence ihre Alltagsroutine aus Smartphone, Arbeit und Sushi vor dem Fernseher. Untermalt von einem comichafte Stil erledigen wir in dieser Interactive Novel spielerisch simple Miniaufgaben wie das Auflesen einiger Noten eines Musikers oder dem möglichst fixen Zusammenfügen von Sprechblasen während eines heftig geführten Streits. Natürlich darf da auch die Liebe nicht fehlen und so beschleicht einen nach der knappen Spielzeit das Gefühl, man hätte doch noch gerne etwas mehr Zeit mit der zwar nur vage skizzierten, aber ungemein charmant inszenierten Story verbringen wollen. Schon länger für IOS und Android erhältlich, gibt es seit ein paar Wochen auch Versionen für PC und Switch für ca. 5 Euro. Einfach mal reinschauen.
Florence • Mountains • Interactive Novel • IOS/Android/Switch/PC
Abb. © Annapurna Interactive
We Went Back
Auch Horrorfreunde mit Hang zu schnellen Spielrunden müssen zur Zeit nicht darben – und das via Steam sogar völlig kostenlos. Das ebenfalls pro Runde nur knapp einstündige We Went Back entpuppt sich nämlich gerade als kleine Genresensation für PC und scheucht uns durch eine Raumstation, aus der wir vor einem Monster entkommen müssen. Allerdings reduziert sich das Gameplay bei Weitem nicht auf das Alien, sondern spielt vielmehr geschickt mit unserer Wahrnehmung. Denn während wir verzweifelt durch die verstörend ausgeleuchteten, insgesamt äußerst wirkungsvoll präsentierten Räume hetzen, verändert We Went Back immer wieder Details, die uns im Grunde weit mehr erschrecken als unser Verfolger. Dezent platzierte Hinweise bezüglich des Schicksals der restlichen Crew und kleinere Rätseleinlagen runden dieses meisterlich stimmungsstarke Kleinod wunderbar ab. Genrefans sollten sich das unbedingt gönnen.
We Went Back • Dead Thread Games • Horror-Adventure • PC
Abb. © Dead Thread Games
Persona 5 Royal
Zum Schluss noch ein Tipp für alle, die auch vor einer Spielzeit von über 50 Stunden pro Titel nicht zurückschrecken und sich folglich so richtig in ein Setting eingraben möchten. Denn Ende März erschien mit der Royal-Edition des bereits 2017 auch von uns gefeierten JRPGs Persona 5 ein aufgepepptes Gesamtpaket, das selbst Kenner der Ursprungsfassung nochmal vor die PS4 schleifen könnte. Neben besserer Grafik spendieren die Macher neue Dungeons, Monster, Charaktere und Storyparts, welche die Abenteuer um eine mit magischen Fähigkeiten begabte Gruppe japanischer Teens zu einem noch beeindruckenderen Erlebnis anwachsen lassen. Dieser Mix aus Fantasy, Action und Social-Adventure, der sich story- wie settingtechnisch zwischen Schulstress, Freizeitaktivitäten und düsteren Zwischenwelten aufspannt, ist schlicht eines der inhaltlich wie spielerisch ausbalanciertesten RPGs, die seit Jahren aus Fernost zu uns gekommen sind - von den (trotz aller Rollenspielklischees) famos geschriebenen Figuren ganz zu schweigen. Eine Neuauflage, die ihren Vollpreis von gut 60 Euro absolut wert ist.
Persona 5 Royal • Atlus • JRPG • PS4
Abb. © Atlus
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