30. Oktober 2017 1 Likes

Wie man ein namhafter Fantastikautor wird

Sergej Lukianenkos sechs Tipps, wie Sie zu einem erfolgreichen Fantastik-Schriftsteller werden können

Lesezeit: 4 min.

Der Großmeister der russischen Fantastik meldet sich zurück: Sergej Lukianenkos neuester Roman „Quazi“ (im Shop) ist ab 13.11.2017 bei Heyne lieferbar. Unvergessen ist die epische Wucht, mit der Lukianko in seiner „Wächter“-Serie russische Mythen und moderne Fantasy in ein urbanes Märchen verwandelt hat. Aber auch als Science-Fiction-Autor, zum Beispiel von „Spektrum“ (im Shop) oder der ergreifenden „Weltengänger“-Dilogie (ebenfalls im Shop), hat sich Lukianenko einen Namen gemacht. Mit „Quazi“ schlägt der internationale Bestsellerautor ein neues Kapitel der russischen Fantastik auf – und was läge näher, als an seine eigenen Ratschläge zu erinnern, die er angehenden Genreautoren gegeben hat? Hier sind sie:
 

1. Stellen Sie sich auf eine lange Phase ein, in der Sie unbekannt sind

Ihr erstes, zweites, ja möglicherweise sogar Ihr drittes Buch dürfte vermutlich kein Bestseller werden, wie gut auch immer es sein mag. Eventuell nehmen auch die Kritiker Ihre ersten Arbeiten nicht gerade wohlwollend auf. Ich kenne etliche Leute, die aufgrund der Anfangsschwierigkeiten ihre Schriftstellerkarriere nicht weiter verfolgten. Dabei waren viele von ihnen durchaus begabt. Ich erinnere mich noch, wie vor ein paar Jahren bei einem Seminar für junge Phantastik-Schriftsteller Alexej Iwanow aus Perm kritisiert wurde. Danach war er eine Zeitlang völlig von der literarischen Bühne verschwunden, fand dann jedoch die Kraft, auf sie zurückzukehren. Und heute kriegt man seine Bücher „Das Herz von Parma“, „Das Gold der Rebellion“, „Message: Tschussowaja“ in jeder Buchhandlung. In unserem Beruf kommt der Erfolg zu den geduldigen Menschen, die an sich glauben.
 

2. Wählen Sie ein Genre

In der Literatur ist es wie im Sport: Am besten widmet man sich nur einer Disziplin. Meine starke Seite dürfte vermutlich in der Konstruktion eines dynamischen Plots liegen. Viktor Pelewin dagegen, um nur ein Beispiel zu nennen, ist ein wahrer Meister der Ironie und Groteske und setzt beides virtuos ein. Boris Akunin wiederum hat den Kriminalroman erfolgreich weiterentwickelt. Wenn Sie Schriftsteller werden wollen, müssen Sie Ihre starke Seite finden und entsprechend Genre und Stil wählen.
 

3. Lassen Sie sich nicht von Quantität verführen

Schreiben ist eine fesselnde Tätigkeit, aber es ist auch wichtig innezuhalten, den Text mit kritischem Blick zu betrachten und an ihm zu feilen. Das ist nicht einfach. Manchmal lasse ich mich selbst hinreißen und fange an, einfach drauflos zu schreiben. Da schleichen sich dann allerlei Patzer ein. Deshalb muss man sich selbst Zügel anlegen.
 

4. Lesen Sie die Klassiker

Es ist wichtig, viele und gute Bücher zu lesen, und zwar möglichst aus unterschiedlichen Genres. Ich schreibe nur Phantastik, was aber nicht heißt, dass ich auch nur diese Literatur lese. Häufig genug wird man mich mit einem Band von Iwan Bunin, Alexander Kuprin oder Anton Tschechow antreffen. Dann hege ich noch eine altmodische Liebe für Charles Dickens und Victor Hugo. Je vielfältiger die eigene Lektüre, desto leichter fällt einem das Schreiben.
 

5. Befassen Sie sich mit der Materie

Bevor man sich an ein Buch setzt, sollte man so viel wie möglich über sein Thema in Erfahrung bringen. Mit dem Internet ist diese Seite unserer Arbeit wesentlich leichter geworden. Zurzeit schreibe ich zum Beispiel an einem Buch, das im Mittelalter spielt. Dafür musste ich mich mit den Besonderheiten mittelalterlicher Architektur befassen, mit den verschiedenen Waffen vertraut machen und Details aus dem Alltagsleben von damals recherchieren. Nutzen Sie so viele Quellen wie möglich. Ich begnüge mich nicht mit dem Internet und mit Büchern, sondern hole mir oft auch von Fachleuten Rat.
 

6. Lernen Sie Verleger und Lektoren kennen

Diese Leute entscheiden Ihr berufliches Schicksal, je mehr Sie also kennen, desto besser. Ihre Einschätzungen können sich mitunter diametral widersprechen – lassen Sie sich also nicht abschrecken, sollte sich ein Verlag nicht für Ihr Buch interessieren, sondern wenden Sie sich einfach an den nächsten. Sergej Lukianenko: QuaziAls Joanne K. Rowling ihr erstes Buch über Harry Potter geschrieben hat, haben es vier oder fünf Verlage abgelehnt. Ich hatte in dieser Hinsicht immer Glück. Mein erstes Buch „Der nukleare Traum“ habe ich unaufgefordert bei einem Verlag in Krasnojarsk eingereicht, und es wurde sofort veröffentlicht.
 

Sergej Lukianenko, 1968 in Kasachstan geboren, studierte in Alma-Ata Medizin, war als Psychiater tätig und lebt nun als freier Schriftsteller in Moskau. Er ist der populärste russische Fantasy- und Science-Fiction-Autor der Gegenwart, seine Romane und Erzählungen wurden mehrfach preisgekrönt. Die Verfilmung von „Wächter der Nacht“ war der erfolgreichste russische Film aller Zeiten.

Sergej Lukianenko: Quazi · Aus dem Russischen von Anja Freckmann · Wilhelm Heyne Verlag · 416 Seiten · E-Book: 11,99 € (im Shop)

 

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