18. Juni 2020 2 Likes

Furienhaftes Frühwerk

Jack Ketchums Roman „Ladies' Night“ erstmals auf Deutsch

Lesezeit: 2 min.

Dallas Mayr alias Jack Ketchum (1946–2018) war einer der besten Autoren, den die harte Spannungsliteratur hatte – nicht umsonst wurde der sympathisch direkte und ungekünstelte Amerikaner, der schockierende Werke wie „Evil“ und „Beutezeit“ verfasste, zu Lebzeiten von Stephen King oder Robert Bloch gepriesen. Bei Festa ist im Hardcover gerade Ketchums Roman „Ladies‘ Night“ auf Deutsch erschienen.

Von George A. Romeros Zombieklassiker „Die Nacht der lebendenden Toten“ und David Cronenbergs erstem Film „Shivers – Parasiten-Mörder“ beeinflusst, hätte „Ladies‘ Night“ Anfang der 1980er eigentlich Mr. Ketchums zweiter Roman werden sollen, wie er im Vorwort schildert. Doch die Geschichte sollte ihn unveröffentlicht jahrzehntelang in vielen Formen begleiten: als Idee mit dem ursprünglichen Titel „The Mantis Syndrom“ („Das Gottesanbeterinnen-Syndrom“), als sogar schon bezahltes Romanmanuskript in vielerlei Fassungen, als Filmdrehbuch. Erst 1997 folgte eine weitere Überarbeitung und endlich die Veröffentlichung.

Das Buch beginnt mit dem Unfall eines dubiosen Tanklasters mitten in Manhattan, dessen Ladung sich auf dem Asphalt verteilt und deren verhängnisvoller Wirkstoff vom Wind durch die Stadt getragen wird, die ohnehin niemals schläft. In einer einzigen Nacht drehen viele Frauen wegen des chemischen Stoffes durch und verwandeln sich in mordlüsterne Furien, die durch New York City metzeln und vor allem Männer jagen. Der untreue Autor Tom, der in einer Bar gerade am Flirten gewesen ist, muss sich durch diesen Wahnsinn bis zu seiner Wohnung kämpfen, wo sein junger Sohn mit seiner Frau alleine ist …

„Ladies‘ Night“, als Hardcover ohne ISBN direkt beim Verlag angeboten und ansonsten überall als E-Book zu erwerben, darf und will nicht als frauenfeindlicher Beitrag zu den wichtigen und richtigen aktuellen Diskursen gesehen werden. Der Roman im Geiste einer anderen Horror-Ära ist ein bewusst trashiger, geradlinig-gewalttätiger Reißer – nicht mal Ketchums bestes brutales Buch, aber doch in vielen Szenen und Sätzen unverkennbar. Fans würde ohne etwas in ihrer Ketchum-Kollektion fehlen.

Abb.: Arndt Drechsler

Jack Ketchum: Ladies‘ Night • Festa, Leipzig 2020 • 318 Seiten • Hardcover: 19,99 Euro

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