23. Dezember 2017

Bond jagt die Black Box

Ein perfekter neuer 007-Comic von Benjamin Percy & Rapha Lobosco

Lesezeit: 2 min.

Autor Benjamin Percy kennt man für den fantastischen Roman „Roter Mond“ und für die aktuellen „Green Arrow“-Comics bei DC. Außerdem ist Percy der erste Amerikaner, der mit seiner Miniserie „Black Box“ eine der neuen Missionen für James Bonds jüngste Comic-Reihe beim US-Verlag Dynamite schreiben durfte, wo die Panel-Abenteuer des Geheimagenten-Archetypen aus der Feder von Ian Fleming mit Hilfe von SF-Superstar Warren Ellis erfolgreich neu gestartet wurden. Das sehr ordentliche Artwork des fünften Bond-Bandes in der deutschen Übersetzung bei Splitter besorgte der in Irland lebende Brasilianer Rapha Lobosco , der davor u. a. „Hack/Slash vs. Vampirella“ gezeichnet hat und der nicht nur mit seinen Doppelseiten punktet.

Percys Debüt als 007-Autor in „James Bond: Black Box“ hat alles, was eine coole Bond-Story braucht, und obendrein jede Menge Science-Fiction-Elemente: Fiese Pulp-Schurken mit gefährlichen bis unaufhaltsamen Schergen, eine schön-tödliche, mysteriöse rothaarige Mitspielerin, Hightech ohne Ende, einen Gastauftritt von Felix Leiter und einen souveränen, seelisch wie körperlich vernarbten Titelhelden mit der Lizenz zum Töten. Sogar der Humor ist gut, wenn Bond einen Crashkurs für die Gadgets seines neuen Aston Martin verlangt und Waffenmeister Q. seinen Kollegen über Funk bittet, nicht die Worte „Crash“ und „Aston“ in einem Satz zu verwenden.

Percy und Lobosco inszenieren eine rasante, wirklich topaktuelle Geschichte, in der Bond es mit den Fallstricken des Informationszeitalters und seiner folgenschweren Leaks zu tun bekommt, da ein unglaublicher Datendiebstahl die Stabilität der internationalen Beziehungen bedroht – wer die Black Box kriegt, weiß definitiv zu viel über den Rest der Welt. Während Percy und Lobosco Bond durch das moderne Japan scheuchen, wird die Handlung im Grunde von Seite zu Seite (und später von Location zu Location) neuzeitlicher, was noch mal die Richtigkeit des Konzepts unterstreicht, keine historischen Bond-Pastiches anzusetzen, sondern den berühmtesten MI6-Spion im Hier und Jetzt agieren zu lassen. Zudem gönnt Percy dem gut mörderischen Antihelden und notorischen Frauenhelden ein paar überzeugende Momente der Introspektive. Stark!

Die Euphorie für die regelmäßige „Star Wars“-Dosis im Kino lässt schon spürbar nach – auf die neuen Bond-Comics freut man sich dagegen noch immer diebisch.

Benjamin Percy, Rapha Lobosco: James Bond 007 Bd. 5: Black Box • Splitter, Bielefeld 2017 • 152 Seiten • Hardcover: 22,80 Euro

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