20. Juli 2019 1 Likes

Con Job

Comic-Krimi für Szene-Kenner: „Bad Weekend“ von Ed Brubaker & Sean Phillips

Lesezeit: 2 min.

Gemeinsam erschufen der Amerikaner Ed Brubaker (Autor von „Captain America“ und Erfinder des Winter Soldier) und der Brite Sean Phillips (Zeichner von „Hellblazer“ und Robert Kirkmans (im Shop) „Marvel Zombies“) großartige Comics wie die Superhelden-Spionage-Serie „Sleeper“, den Pulp-Remix „Fatale“ und die Hollywood-Hommage „The Fade Out“. Doch „Criminal“, das sie seit 2006 veröffentlichen, überragt alles, was die beiden sonst gemacht haben – und auch die meisten anderen Comics da draußen.

Anfang 2019 startete eine neue Staffel von „Criminal“, wobei die US-Hefte 2 und 3 eine eigenständige Storyline ergaben. Die wurde nun mit ein paar neuen Szenen in einem englischsprachigen Hardcover-Sammelband neu aufgelegt. Die Geschichte ist so oder so ein Geniestreich. Sie dreht sich um den fiktiven alten Comic-Künstler Hal Crane, einen verbitterten Meister ohne Meisterwerk. Für eine Convention, auf der Crane Ende der 90er geehrt werden soll, wird sein früherer Assistent Jacob abgestellt, damit er den wütenden alten Mann halbwegs an der Leine hält. Doch Crane hat anderes im Sinn: Er, der früher selbst des Diebstahls und Verkaufs von Originalseiten verdächtigt wurde und noch heute Sammlerstücke fälscht, will herausfinden, wer seine wertvollsten Seiten gestohlen hat …

Für seine Story vermischt Ed Brubaker echte Namen und wahre Legenden des Comic-Zirkus mit Legierungen verschiedener Personen und Fakten sowie ausgedachten Mythen, was „Bad Weekend“ eine halbfiktive, immens wirksame Authentizität verleiht. Namen wie Will Eisner, Wally Wood oder Stan Lee sind Fans und Kennern vertraut, und der tödliche Autounfall von Hal Cranes erdachtem Mentor, einem großen Science-Fiction-Comicstrip-Zeichner, bedient sich natürlich am realen Unfalltod von „Flash Gordon“-Erfinder Alex Raymond.

„Bad Weekend“ ist ein kriminell gutes Panel-Werk über die amerikanische Comic-Welt und ihre traditionellen Schattenseiten: unbesungene kreative Helden, Buy-out-Verträge und Multimedia-Erfolge, von denen die Schöpfer oft nichts haben. Als Freund guter Comics und starker Geschichten über die Szene hat man umso mehr von dieser „Criminal“-Story, die man wirklich für sich lesen kann. Die signiere Variante des Hardcovers – letztlich nur mit einer Autogrammkarte – muss es aber nicht sein, die reguläre Ausgabe genügt.

Eine Schande, dass „Criminal“ seit Langem keinen deutschen Verlag mehr hat und man schon auf die „Conan“-Verbeugung des Dream-Teams Brubaker/Phillips verzichten musste.

Bilder: Criminal © Basement Gang, Inc. / Image Comics

Ed Brubaker & Sean Phillips: Bad Weekend • Image, Berkeley 2019 • 72 Seiten • Hardcover: $ 16,99 • Sprache: Englisch

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