Little Nemo – Eine Hommage von Frank Pé

Man weiß zwar nicht genau, wann und wo Winsor McCay wirklich geboren wurde – doch dass er ein Pionier des Comics und des Trickfilms war, steht außer Frage. Seine frühen Zeitungscomics etwa hatten erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der neunten Kunst in Amerika, allen voran natürlich der ganzseitige Strip „Little Nemo“ über den titelgebenden jungen Träumer, der ab 1905 herrlich surreale Abenteuer im Slumberland bzw. Schlummerland erlebte. Entsprechend sah der kleine Nemo des großen Winsor schon so einige Hommagen, etwa die hochkarätig besetzte Anthologie „Little Nemo Dream Another Dream“ (2014), Alan Moores und Colleen Dorans digitales „Big Nemo“ (2015) oder „Little Nemo: Return To Slumberland“ (2015) von Eric Shanower und Gabriel Rodriguez. Jetzt hat sich als nächster der belgische Künstler Frank Pé an eine Hommage gemacht.

In seinem Hardcover-Album im Coffee-Table-Book-Format, das bloß unwesentlich ‚kleiner’ daherkommt als François Barangers bildgewaltige XL-Adaption von „Cthulhus Ruf“ (im Shop), zollt Pé sowohl Nemo als auch McCay Tribut. Jede Seite überwältigt einen beim Ansehen und Bewundern mit ihren üppigen, wunderschönen Bildern, in denen oft exotische Tiere vorkommen – und dass die dem 1956 geborenen Frank Pé richtig gut liegen, bewies dieser ja bereits mit dem Album „Spirou und Fantasio Spezial: Das Licht von Borneo“. Doch Nemo macht auch Bekanntschaft mit einem Smartphone, betatscht einen Statuenhintern und sieht den Schweif des Marsupilami an sich vorbeizischen.

Schwer zu sagen, ob man sich „Little Nemo – Eine Hommage von Frank Pé“ wegen der verrückten Traumabenteuer, der augenzwinkernden Dreistigkeiten und Gags oder der kleinen Meta-Spielchen holen muss – wegen der riesigen, traumhaft schönen, tierisch beeindruckenden Bilder aber auf jeden Fall.

Abbildungen: Frank Pé © Dupuis 2020

Frank Pé: Little Nemo – Eine Hommage von Frank Pé • Carlsen, Hamburg 2020 • 88 Seiten • Hardcover: 35 Euro