18. November 2020

Michael Moorcocks „Corum“ und „Geschichten aus dem Hellboy-Universum“

Mike Mignola: Fantastisches Frühwerk trifft bombastische Endzeit

Lesezeit: 2 min.

Am Anfang seiner Karriere zeichnete Hellboy-Schöpfer Mike Mignola u. a. die erste Soloserie von Rocket Raccoon, eine Gaslicht-Alternativweltstory mit Batman und einige Adaptionen fantastischer Klassiker: Gerade hat Cross Cult Mignolas „Fafhrd und der Graue Mausling“ nach Fritz Leibers Schwert-und-Magie-Highlights und Howard Chaykins Bearbeitung im größeren Format neu aufgelegt. Außerdem bringt man den ersten Band der „Corum“-Bildergeschichten nach Michael Moorcock und Scripts von Mike Baron. Das Vorwort besorgte 90er-Jahre-Vielschreiber Ron Marz.

Die Comics von 1987 in „Corum – Buch Eins: Der scharlachrote Prinz“ folgen dem Roman aus dem Jahr 1971, mit dem New-Wave-Steuermann und SF-Neuerer Moorcock seinem Mythos vom Ewigen Helden eine weitere Inkarnation hinzufügte. Wie Elric, ist auch der noble Corum ein verfluchter Antiheld, der von divergenten Kräften wie Liebe und Hass angetrieben und in den kosmischen Kampf der Götter von Chaos und Ordnung gerissen wird. Als Ausgangspunkt diente Moorcock die für das Fantasy-Genre typische Feindschaft zwischen den alten Elfenvölkern und den barbarischen jungen Menschen, doch was der Engländer daraus machte, war typisch Moorcock und unterhält noch immer ziemlich gut. Nicht zuletzt, weil das Artwork von Mike Mignola damals stilistisch hervorstach und bis heute seinen außergewöhnlichen Charme behalten hat – daran kann nicht einmal der Weichzeichner, den das alte Material hier und da benötigt, etwas ändern. Der zweite Band soll im Frühjahr folgen.

Bereits jetzt kam indes der zehnte Sammelband mit „Geschichten aus dem Hellboy-Universum“ heraus. Der 500-Seiten-Ziegelstein zeigt als paralleles Kontrastprogramm, was Mignola drei Dekaden nach „Corum“ sowie nach dem Zenit und Tod seines Höllenjungen in jüngerer Vergangenheit so getrieben hat. Mit Co-Autoren und einer Vielzahl exzellenter Zeichner – darunter Mike Norton, Laurence Campbell und die Fiumara-Zwillinge – beackerte der Amerikaner in verschiedenen „B.U.A.P.“-Serienablegern sein Hellboy-Universum, das nach tausenden von Comic-Seiten in der Gegenwart eine monster- und dämonenverseuchte Endzeit erlebt. Zwischen Blockbuster-Military-SF mit Lovecraft-Dimensionen, hyperboreanischen Pseudomythen, kosmischer Energie und Exorzismus-Horror wird ein riesiger Handlungsbogen um die B.U.A.P. samt Abe Sapien nach rund 15 Jahren nicht ohne Schockmomente abgeschlossen. Obendrein gibt’s mal wieder einen Abstecher in die viktorianische Ära von Hexenjäger Edward Grey, der einer untoten Gefahr im Herzen des britischen Empires entgegentritt.

Ob Adaption oder Original, alt oder aktuell, New Wave-Fantasy oder epische Endzeit-Action, ob fremde oder eigene Helden: Mike Mignolas ewig gute Stoffe sind immer einen Blick wert.

Michael Moorcock, Mike Baron, Mike Mignola: Corum – Buch Eins: Der scharlachrote Prinz • Cross Cult, Ludwigsburg 2020 • 112 Seiten • Hardcover: 25 Euro

Mike Mignola, Chris Roberson, Mike Norton u. a.: Geschichten aus dem Hellboy-Universum Bd. X • Cross Cult, Ludwigsburg 2020 • 496 Seiten • Hardcover: 50 Euro


aus „Corum – Buch Eins: Der scharlachrote Prinz“, Cross Cult


aus „Corum – Buch Eins: Der scharlachrote Prinz“, Cross Cult


aus „Geschichten aus dem Hellboy-Universum Bd. X“, Cross Cult

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