Töchter des Todes
Terry Moores etwas andere Untote in „Rachel Rising“
Untote, das müssen nicht immer Zombies und Vampire sein, selbst wenn diese beiden Gattungen den Boom zwischen Horror und Science-Fiction seit Jahren dominieren.
Dennoch gibt es noch andere Arten von Untoten. Eine sehr ansehnliche Sorte davon setzt aktuell der amerikanische Comic-Künstler Terry Moore in Szene. Den kennt man vor allem für die spannende Comic-Seifenoper „Strangers in Paradise“, einen echten Lieblingscomic, der auf Deutsch momentan eine überfällige Taschenbuch-Neuausgabe beim Verlag Schreiber & Leser erfährt. Parallel erscheint dort seit diesem Jahr die neueste Serie von Terry Moore als deutsche Erstausgabe in schöner Klappenbroschur-Aufmachung: „Rachel Rising“.
Im Mittelpunkt der Serie steht Rachel, die sich zu Beginn selbst aus einem Grab im Wald kämpft und untot in ihr altes „Leben“ zurückkehrt, wo allerhand Irritationen, Komplikationen, Geheimnisse und Gefahren auf sie und ihre Bekannte und Freunde warten – Untotsein ist eben auch für sexy Frauen kein Spaß, schon gar nicht, wenn tatsächlich noch viel mehr hinter dem Grauen steckt…
In „Tochter des Todes“, dem ersten Band von „Rachel Rising“, packte Moore leider zu viele Elemente und Figuren auf den Tisch, geizte überdies mit Antworten und kam nur langsam auf Touren – das dämpfte die Euphorie für die Serie zunächst. Trotzdem war es schon zum Auftakt wieder einmal beeindruckend, dass Moore mit jedem neuen Comic etwas völlig anderes macht als zuvor und sich in „Rachel Rising“ plötzlich an richtig heftigen Kleinstadt-Horror und eine eigene, mit physischem Realismus gespickte Interpretation des Untoten-Themas wagt (schade allerdings, dass der starke SF-Techno-Thriller „Echo“, den Moore nach „Strangers in Paradise“ und vor „Rachel Rising“ inszeniert hat, vorerst keine deutsche Ausgabe erhält).
Der just erschienene zweite Band um Rachel und Co., „Das Böse in dir“, bringt nun endlich auch ein paar dringend nötige Antworten, und das tut der Serie mit den untoten Frauen im Fokus richtig gut! Die Enthüllungen um Lilith, die sich für die grausame Hexenjagd an den Nachfahren einer ganzen amerikanischen Kleinstadt rächen will, ist von den vermengten Zutaten her jetzt zwar noch eine Spur bizarrer und versponnener – aber die Untoten-Alternative mit schönen, gefährlichen Frauen anstelle von vergammelnden Zombies funktioniert nun wenigstens.
Denn erzählen kann Terry Moore einfach, in passenden Worten wie in wunderbaren Bildern. Es hat diesmal bloß ein paar Kapitel länger gedauert, bis es Klick gemacht hat.
Terry Moore: Rachel Rising (bisher 2 Bände) • Schreiber & Leser, Hamburg 2014 • 128 Seiten • je € 14,90
Kommentare
Interessanter Stoff. Unfassbar hässliche Covergestaltung.