12. Januar 2022 1 Likes

Heimkino-Highlights im Januar 2022

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 6 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. How To Talk To Girls At Parties (2017)

Bei wem? Nameless Media Als was? DVD, Blu-ray Wann? 20.01.2022

Worum geht’s? 1977 – die Punkwelle explodiert. Auch im Londoner Vorort Croydon machen sich die Jugendlichen im Punk-Dress auf den Weg zu wilden Konzerten und noch wilderen Exzessen. Enn und seine Freunde John und Vic springen mit auf den Zug auf und feiern mit Punk Queen Boadicea einen wilden Gig. Natürlich wollen sie eigentlich nur bei Mädchen landen, weswegen das Auffinden der Aftershowparty für die drei auch enorm wichtig ist. Doch dabei geraten sie in eine bizarre Szenerie mit spacigen Looks, schrägen Kostümen und wilder elektronischer Musik. Als Enn die schöne Zan trifft, ahnt er noch nicht, dass er in eine reisende Aliengesellschaft geraten ist, die sich mit allem Angenehmen eines Planeten vertraut machen wollen. Und Zan kriegt 48 Stunden Landurlaub mit Enn…

Prognose: Wow! Das hat jetzt aber gedauert: Bereits Ende Mai 2017 wurde von Kollege Michael Meyns über den Film berichtet, jetzt erreicht die Verfilmung einer Kurzgeschichte von Neil Gaiman, die man hier für lau in der englischen Originalversion lesen kann, deutsche Gefilde. Ich bin von der Adaption nicht ganz so angetan wie der Kollege, Regisseur John Cameron Mitchell tut sich spürbar schwer die Kurzgeschichte auf Spielfilmlänge zu bringen und die Punk-Ära wird dank etwas arg geschniegelter Darsteller (vor allem Nicole Kidman wirkt wie vom Laufsteg gefallen) kaum greifbar. Trotzdem: Die wunderbare, so schon leicht außerweltlich wirkende Elle Fanning als Alienmädchen Zan und der schwer sympathische (damals noch) Newcomer Alex Sharp („The Trial of of the Chicago 7“) als Enn tragen einen dann doch noch über die Ziellinie.

How To Talk To Girls At Parties USA/Großbritannien 2017 • Regie: John Cameron Mitchell • Darsteller: Elle Fanning, Nicole Kidman, Ruth Wilson, Stephen Campbell Moore, Matt Lucas, Joanna Scanlan, Elarica Johnson

 


„Frankensteins Fluch“

2. Frankensteins Fluch (1957)

Bei wem? Hansesound Als was? Mediabook (DVD & Blu-ray) Wann? 10.01.2022

Worum geht’s? In dem unheimlichen Labor unter Baron Frankensteins Schloss tun sich erschreckende Dinge. Besessen von der Idee, tote Menschen wieder zum Leben zu erwecken, beginnt Frankenstein, Leichenteile zusammenzutragen. Doch anstatt eines denkenden Menschen konstruiert er ein unberechenbares Monster. Vergeblich versucht sein Assistent Paul, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Geschockt verlässt Paul das Schloss. Als er zurückkehrt, hat das Verhängnis seinen Lauf genommen. Frankensteins Monster ist ausgebrochen …

Prognose: Beim Thema Frankenstein-Verfilmungen fällt den meisten James Whales geniale Verfilmung von 1931 ein, mit der Boris Karloff in der Rolle des Monsters zur Popkultur-Ikone wurde. „Frankensteins Fluch“ hat keinen so großen Nachhall gehabt, die tolle Verfilmung der altehrwürdigen britischen Hammer-Studios gilt mittlerweile aber dennoch ebenso als eine der besten Adaptionen des „Frankenstein“-Stoffs. Anders als bei Whale wird hier der Horror-Aspekt deutlich mehr betont: Victor Frankenstein bewegt sich am Rande zum totalen Psychopathen, das Monster wird anders als bei Whale nicht vermenschlicht, sondern ist eine mordlüsterne Kreatur, die zudem weitaus zusammengebastelter als Karloffs Version aussieht und auch weniger in Erscheinung tritt. Der in knalligen Farben eingefangene Horrorfilm löst seinerzeit in Großbritannien einen – sehr, sehr profitablen – Skandal aus, die Jugendschutzbehörde zückte die höchste Freigabe und in Deutschland wurde nach einigen Monaten von FSK 16 auf FSK 18 hochgestuft. Heutzutage schmunzelt man über die damaligen Reaktionen natürlich, aber unheimlich atmosphärisch und – nicht zuletzt dank des genialen Peter Cushing als Baron Frankenstein – fesselnd ist die hammersche Brachial-Variante auch nach über sechs Jahrzehnten noch. Bemerkenswert ist zudem, dass „Frankensteins Fluch“ zwar obligatorische Fortsetzungen mit sich brachte, sogar ganze sechs, aber die Nachzügler sich im Großen und Ganzen auf einem beachtlichen Niveau befinden.

Frankensteins Fluch (The Curse of Frankenstein) • Großbritannien 1957 • Regie: Terence Fisher • Darsteller: Christopher Lee, Peter Cushing, Hazel Court, Robert Urquhart, Melvyn Hayes, Valerie Gaunt

 


„Großangriff der Zombies“

3. Großangriff der Zombies (1980)

Bei wem? Mediacs Als was? Mediabook (DVD & Blu-ray) Wann? 14.01.2022

Worum geht’s? Aus einem staatlichen Atomforschungszentrum ist eine radioaktive Gaswolke entwichen, die alle Menschen, die ihr ausgesetzt sind, in Zombies verwandelt – in grauenvolle, nahezu unbesiegbare Wesen, die von der Gier nach Blut vorwärtsgetrieben werden. Mit großen Transportmaschinen landen sie auf dem Flughafen einer Großstadt und verbreiten Angst und Schrecken unter der Bevölkerung. Mit allen Mitteln versucht das Militär ihrer Herr zu werden – doch seine Aufgabe scheint unlösbar zu sein: Die Zombies, deren Zahl sich rasend schnell vergrößert, sind keine geistlosen Wesen, sondern ebenso intelligent wie ihre Verfolger.

Prognose: Mir ist es ja irgendwie immer ein wenig peinlich Filme wie „Großangriff der Zombies“ – immer noch – anzupreisen, aber manche Leute werden halt nie erwachsen, deswegen also an dieser Stelle eine unbedingte Empfehlung. Natürlich: Das ist – in Deutschland kurioserweise lang verbotener – Unfug hoch drei, der übrigens auch seinem Regisseur Umberto Lenzi nicht wirklich schmeichelt, denn der kann eigentlich besser (siehe: „Der Berserker“, „Camorra – Ein Bulle räumt auf“, „Die Viper“, „Die Kröte“ etc.). Aber die temporeiche, nahezu surreale Hatz ist zwar oft unfreiwillig komisch (mein Lieblingsmoment: von einem mit Leichen übersäten Flugplatz wird unvermittelt in ein TV-Studio gewechselt und einem brutal ins Gesicht geklatscht, dass wir uns in den 1980er-Jahre befinden: Es wird – und das gar nicht mal gut – Aerobic getanzt!) und stellenweise doch sehr billig (ein paar der Zombies wurde offenbar mal schnell Lehm oder was Ähnliches ins Gesicht geklatscht), hat aber einfach das gewisse Etwas. Diese gewisse, mit einer ordentlichen Portion I-don’t-give-a-fuck abgeschmeckten, Mischung aus handwerklicher Kompetenz (wie gesagt, Lenzi ist an sich kein schlechter Regisseur) und totalem, meist aus Zeit- und Geldmangel resultierendem Unvermögen, die so viele italienische Genrefilme der späten Siebziger, frühen Achtziger wirklich wahnsinnig unterhaltsam macht. Und filmhistorisch hat sich der „Großangriff“ immerhin eine Fußnote verdient: Hierbei handelt es sich um den Film, in dem die Zombies erstmals rennen und zum eigenständigen Handeln fähig sind (Autofahren, Waffennutzung, Frauen die Bluse vom Leib reisen etc.).

(Und ja, eigentlich handelt es sich um radioaktive Verstrahlte, die das Marketing zu Zombies umgemodelt hat, aber das ist Klein-Klein, entscheidend ist: das hier aufgezeigte Muster an Verhaltensweisen fand sich in vielen der neueren Zombiefilmen wie „28 Days Later“ oder „#amLeben“ wieder).

Großangriff der Zombies (Incubo sulla città contaminata) Italien/Mexiko/Spanien 1980 • Regie: Umberto Lenzi • Darsteller: Hugo Stiglitz, Laura Trotter, Maria Rosaria Omaggio, Francisco Rabal, Sonia Viviana

 


„Wedlock“

4. Wedlock

Bei wem? Koch Media Als was? Limited Steelbook Edition (Blu-ray) Wann? 27.01.2022

Worum geht’s? Der inhaftierte Diamantenräuber Frank plant seinen Ausbruch. Wie alle Gefangenen trägt er eine eiserne Halskrause mit eingebautem Sprengsatz. Jeweils zwei Häftlinge sind per Funk-Code miteinander verbunden. Entfernen sie sich mehr als 100 Yards voneinander, bläst ihnen das „Wedlock“-Sicherheitssystem die Köpfe weg. Natürlich könnten sie gemeinsam fliehen – aber niemand kennt seinen Partner. Bis auf Tracy …

Prognose: Gibt’s nicht sonderlich viel zu sagen: Netter Sci-Si-Thriller (wobei die Sci-Fi dank geringem Budget eher weniger zur Geltung kommt), der in den USA fürs Fernsehen gedreht und bei uns sogar im Kino ausgewertet wurde. Gute Besetzung (Hauer, Rogers, Chen, Remar), routiniert von Lewis Teague (vor allem durch seine Stephen-King-Verfilmungen „Cujo“ und „Katzenauge“ und dem Tierhorror-Klassiker „Der Horror-Alligator“ bekannt) zusammengebaut. Will die Welt nicht verändern, sondern einfach nur schlanke 90 Minuten lang unterhalten. Auch ok.

Wedlock • USA 1991 • Regie: Lewis Teague • Darsteller: Rutger Hauer, Mimi Rogers, Joan Chen, James Remar, Stephen Tobolowsky, Basil Wallace, Grand L. Bush

 


„Station Eleven“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• Supergirl, Staffel 6 – ab 06.01.2022, 7Fun: Die letzte Staffel der netten Comicverfilmung.

Snowpiercer, Staffel 3 – ab 25.01.2022, Netflix: Die dritte Staffel der bisher nicht so ganz überzeugenden, aber auch nicht uninteressanten Comicverfilmung (Einen Text von Michael Meyns zur zweiten Staffel gibt’s hier!)

Hit Monkey, Staffel 1 – ab 26.01.2022, Disney+: Animationsfilmserie um einen japanischen Schneeaffen, der sich zusammen mit dem Geist eines Profikillers auf einen blutigen Rachefeldzug in der Unterwelt Tokios begibt.

• Station Eleven, Staffel 1 – ab 30.01.2022, Starzplay: Adaption des Romans „Das Licht der letzten Tage“, in dem sich alles um eine Supergrippe dreht, die nahezu die ganze Menschheit ausgerottet hat. Die Überlebenden gehen sich aber nicht, wie gewohnt, ans Leder, sondern versuchen eine bessere Welt aufzubauen – mal was anderes und deswegen: Reingucktipp!

Große Abb. ganz oben: „How To Talk To Girls At Parties“, Nameless Media

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.