8. März 2021

Heimkino-Highlights im März

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 7 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Fast Color – Die Macht in Dir (2018)

Bei wem? Lighthouse Home Entertainment Als was? DVD, Blu-ray, VOD Wann? 26.03.2021

Worum geht’s? Ruth (Gugu Mbatha-Raw) ist besonders. Sie hat Superkräfte, die sie kaum kontrollieren kann. Aus diesem Grund verließ sie einst ihre Familie und ließ sogar ihre gerade geborene Tochter zurück. Nun, auf der Flucht vor Menschen, die an ihren Fähigkeiten interessiert sind, zieht es sie zurück in die Heimat und zu ihrer Familie. Doch die Gefahr folgt ihr auf Schritt und Tritt und bedroht bald sogar ihre Nächsten.

Prognose: „Fast Color“ wurde im Heimatland erstmals im März 2018 auf dem „South by Southwest“-Festival veröffentlicht, hatte aber nicht nur das große Pech, dass kurz zuvor Marvels Multimillionen-Brummer „Black Panther“ an den Start ging und das Thema „schwarze Superhelden“ medial komplett für sich in Beschlag nahm, sondern dass potentielle Verleiher dem Projekt von Regisseurin Julia Hart („Miss Stevens“, 2016) und „La La Land“-Produzent Jordan Horowitz ratlos gegenüberstanden. Keiner wusste so recht, wie man diesen ruhigen, dialoglastigen Superheldenfilm um drei Generationen schwarzer Frauen mit besonderen Kräften vermarkten soll. Schließlich fand das Projekt dann doch ein Zuhause, ging 2019 an den Kinokassen allerdings sang und klanglos unter. Allerdings gab’s ein Happy End: Amazon hat einen Serie in Auftrag gegeben, die von Viola Davis („Fences“, 2016) und ihrem Ehemann Julian Tennon entwickelt wird. Ob auch hier wieder eine Serie nötig ist oder ob’s nicht einfach eine Fortsetzung getan hätte, sei mal dahingestellt, man kann aber verstehen, dass Bedürfnis besteht, den hier dargebotenen Kosmos noch etwas weiter aufzufächern. Der Film von Hart ist sicherlich nicht perfekt, vor allem hätte man sich im Finale gewünscht, dass der vorangegangene subtile Erzählton beibehalten wäre. Doch die starken Bilder (gedreht wurde unter anderem in der unwirtlichen Wüstenlandschaft New Mexikos), die ahnen lassen, dass eine Apokalypse nicht weit entfernt ist, die angespannte, aber trotzdem unaufgeregte Erzählweise, die starken Darsteller und der begrüßenswert besonnene Umgang mit (guten) Spezialeffekten (nur sehr reduziert, dafür aber jedes Mal Höhepunkt) erzeugen eine Sogwirkung, der man sich nur schwer entziehen kann. Und: Im Gegensatz zu Marvels Megahit, der – aus den von Kollege Meyns angeführten Gründen – trotz progressiver Attitüde letztendlich doch eher reaktionär daherkommt, wirkt „Fast Color“ in jeder Sekunde aufrichtig und begegnet seinen Protagonisten auf Augenhöhe!

Ich hänge mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und sag: Was Besseres wird man hierzulande in Sachen Superhelden dieses Jahr nicht zu sehen bekommen!

Fast Color – Die Macht in Dir • USA 2018 • Regie: Julia Hart • Darsteller: Gugu Mbatha-Raw, David Strathairn, Lorraine Toussaint, Christopher Denham, Saniyya Sidney, Tasos Hernandenz

 


„Encounter – Unheimliche Begegnung“

2. Encounter – Unheimliche Begegnung (2018)

Bei wem? Lighthouse Home Entertainment Als was? DVD, Blu-ray, VOD Wann? 12.03.2021

Worum geht’s? Eine Gruppe von Freunden entdeckt mitten auf einem abgelegenen Feld ein abgestürztes Raumschiff, in dem sich ein überlebender Alien befindet. Sie bringen den Außerirdischen zu sich nach Hause und stellen schnell fest, dass das Wesen weitreichende Geheimnisse hat. Auch die Regierung ist auf den Absturz des Flugobjektes aufmerksam geworden und ist den Freunden dicht auf den Fersen …

Prognose: Mm. Unter Vorbehalt, da mir leider nur die grauenhaft synchronisierte, an den Nerven zehrende deutsche Fassung vorlag: Reißt nicht gerade vom Hocker, da sehr wechselhaft gespielt (Ausnahme natürlich Veteran Tom Atkins), mäßig gefilmt und auch phasenweise recht dösig. Allerdings: Fängt an wie 12.000 andere Monster-purzelt-aus-dem-All-auf-die-Erde-Filme, steuert dann aber in eine andere Richtung, denn das hübsch oldschoolig getrickste Vieh nimmt keine Leben, sondern verbessert sie, was zu einem nett-seltsamen Ende führt. Nicht gut, aber man muss schon sagen, dass hier jemand was wollte. Immerhin. Wer aufgeschlossen ist und billig dran kommt, sollte einen Versuch wagen.

Encounter – Unheimliche Begegnung USA 2018 • Regie: Paul Salamoff • Darsteller: Luke Hemsworth, Anna Hutchison, Cheryl Texiera, Tom Atkins, Christopher Showerman, Sarah Booth

 


„Jiu Jitsu“

3. Jiu Jitsu (2020)

Bei wem? Capelight Als was? DVD, Blu-ray Wann? 12.03.2021

Worum geht’s? Alle sechs Jahre steht ein alter Orden von Jiu-Jitsu-Kriegern einem außerirdischen Herausforderer in einem Kampf um das Schicksal der Erde gegenüber. Viele tausend Jahre lang haben die tapferen Kämpfer diese Schlacht für sich entscheiden können – bis heute. Als der auserwählte Jake (Alain Moussi) sein Duell mit Bax, dem unerbittlichen Anführer der fremden Spezies, vorzeitig abbricht, gerät die Welt aus dem Gleichgewicht. Geschwächt und an Amnesie leidend wird Jake vom mutigen Keung (Tony Jaa) und seinen Gefährten aufgelesen. Nur mit ihrer Hilfe und dem Rat des exzentrischen Schwertmeisters Wylie (Nicolas Cage) kann er den Kampf gewinnen, der über die Zukunft der Menschheit entscheiden wird …

Prognose: Die Verfilmung eines Comics, den niemand kennt, ist nicht nur so doof, wie sich die Inhaltsangabe anhört, sondern noch viel doofer. Ich will hier gar nicht groß aufzählen, was alles nicht stimmt (zum Beispiel wurde offenbar der Part der aus „The 100“ bekannten Marie Avgeropoulus noch während der Dreharbeiten ins Skript geschrieben, denn die Figur spielt nicht die geringste Rolle fürs Geschehen), sondern komm gleich zu dem, was stimmt. Da wäre zum einen die Action. Die ist zumindest in einer langen Pseudo-Plansequenz im ersten Drittel, in der sich Jake mit Hilfe von Keung aus einen Militärcamp fightet, ziemlich sehenswert. Regisseur Logothetis setzt hier auf eine Point-of-View-Perspektive aus der Sicht Jakes, die aber immer wieder unterbrochen wird, in dem die Kamera „hingelegt“ wird und der Recke hervortritt um davor weiterzukämpfen. Das macht zwar streng genommen keinen Sinn, die Mischung aus Nähe und Distanz erzeugt aber einen interessanten Effekt, zumal mit Alain Moussi und Tony Jaa auch echte Kampfsportler am Start sind, die kämpfen können. Was uns zu Nicolas Cage bringt. Cage hat zwar tatsächlich einen schwarzen Gürtel in Jiu Jitsu, dennoch tritt in vielen Szenen nur ein Hinterkopf mit Perücke zu. Das macht aber nichts, denn der Mime bringt ein anderes Plus mit: Man kann von Cage halten, was man will, mein Verhältnis zu ihm ist eher gespalten, aber im Gegensatz zum ursprünglich geplanten Bruce Willis etwa, der seit Jahren nur noch maximal gelangweilt Sets abläuft, hängt sich Cage auch in den größten Murks mit Inbrunst rein und sorgt hier mit einer gnadenlos übersteuerten Mischung aus Star-Wars-Yoda und Althippie für Momente der Unterhaltung in dem ansonsten viel zu ernst geratenen Blödsinn.

Endabrechnung: Leute, die was für Martial-Arts-Action und/oder Nicolas Cage übrig haben, sollten einen Blick riskieren. Aber auch echt nur die.

Jiu Jitsu USA 2020 • Regie: Dimitri Logothetis • Darsteller: Alain Moussi, Nicolas Cage, Frank Grillo, Marie Avgeropoulus, Tony Jaa, Rick Yune, Juju Chan, Tommy Walker

 


„Ufos zerstören die Erde“

4. Ufos zerstören die Erde (1962)

Bei wem? Anolis Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD) Wann? 19.03.2020

Worum geht’s? Ein riesiger Meteorit mit einer hohen Gravitation rast auf die Erde zu. Um den Aufprall mit dem Meteoriten zu verhindern, verändern Wissenschaftler die Erdumlaufbahn, was eine gewaltige Naturkatastrophe zur Folge hat…

Prognose: Eigentlich bemühe ich mich in dieser Rubrik immer vor allem echte Neu-Veröffentlichungen vorzustellen und keine Filme, die schon 534255mal zuvor ausgewertet worden sind, anderseits waren die ganzen DVD-Veröffentlichungen davor eher zweifelhafter Natur und Anolis ist nicht ohne Grund als Top-Label für Nischenfilme bekannt, deswegen jetzt dann doch einen Hinweis auf das Sci-Fi-Abenteuer, das zudem noch von Halbgott Ishirô Honda (Regisseur des allerersten „Godzilla“-Films) gedreht wurde. „Ufos zerstören die Erde“ gehört dabei nicht unbedingt zu Hondas besten Filmen, hat aber als absoluten Pluspunkt erneut die super-drolligen Spezialeffekte von Eiji Tsuburaya vorzuweisen und allein das ist schon Grund genug sich das Mediabook zu schnappen, das zudem mit ein paar weiteren – mit Sicherheit – interessanter Extras aufwartet.

Ufos zerstören die Erde Japan 1962 • Regie: Ishirô Honda • Darsteller: Ryô Ikebe, Yumi Shirakawa, Akira Kubo, Kumi Mizuno, Hiroshi Tachikawa, Akihiko Hirata, Takashi Shimura

 


„The One“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• The One, Staffel 1 – ab 12.03.2021, Netflix: Der Service „Match Your DNA” hat ein Gen entdeckt, mit dem es möglich ist uns und unseren Seelenverwandten zusammenzubringen. Logisch, dass die Methode Schattenseite hat: Millionen von bestehenden Beziehungen gingen seit dieser Entdeckung in die Brüche und die traditionelle Verständnis von Dating, Liebe und Romantik wurde gehörig durchgeschüttelt. Die Adaption des gleichnamigen Buchs von John Marrs ( Review, Interview mit John Marrs, im Shop) spielt dieses Szenario anhand von mehreren Protagonisten durch. Wir sind gespannt!

• Beforeigners – Mörderische Zeiten, Staffel 1 – ab 13.03.2021, ARD: Norwegischer Sechsteiler: Im Oslo der heutigen Zeit tauchen mysteriöserweise plötzlich Menschen aus vergangenen Epochen auf. Natürlich führt die Eingliederung in die Gesellschaft zu diversen Problemen, die sich zuspitzen, als eine Frau mit steinzeitlichen Tattoos ermordet aufgefunden wird. Lars Haaland ermittelt und erhält als Assistentin Alfhildr Enginnsdottir, die zu den Neuankömmlingen gehört, zuvor im 11. Jahrhundert als Schildmaid gearbeitet hat und nun die erste Polizeimitarbeiterin mit „multi-temporalen“ Hintergrund ist … wow! Was ein Plot! Da hüpf ich doch gerne auf den Dampfer!

• The Falcon and the Winter Soldier, Staffel 1 – ab 19.03.2021, Disney+: Jo, Marvel halt, muss man nicht viel dazu sagen. Spielt nach Avengers: Endgame. Gucken alle. Ich ganz gewiss nicht.

• Stargate Origins – ab 24.03.2021, SyFy: Prequel zur Roland Emmerichs „Stargate“ (1994), das in den USA bereits Premiere hatte. Die Resonanz war alles andere als überwältigend, anderseits: 10 Episoden zu je 10 Minuten. Hat man also nicht viel Zeit kaputt gemacht.

• Invincible, Staffel 1 – ab 26.02.2021, Amazon Prime: Adaption einer der etwas weniger bekannten Comics von „The Walking Dead“-Erfinder Robert Kirkman. Der erste Eindruck ist top!

Große Abb. ganz oben: „Fast Color“, Lighthouse Home Entertainment

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