20. März 2025

Heimkino-Highlights im März 2025

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 7 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindest ein wenig leichter machen!

 

1. Thanatomorphose (2012)

Bei wem? ‎ Busch Media Gruppe Als was? Mediabook (2 x Blu-ray), VOD Wann? 06.02.2025

Worum geht’s? Laura ist eine brotlose Künstlerin, die unter innerer Leere, Ideenlosigkeit und den krankhaften Beziehungen, aus denen sie nicht entkommen kann, leidet. Als sie sich einen seltsamen Virus einfängt, denkt sie zunächst nichts Böses und meint, dass er von alleine vergehen wird. Sie ahnt nicht, dass dieser Virus schlimmer ist als alles, was sie jemals erlebt hat. Er lässt ihren Körper verwesen, verrotten und von Tag zu Tag fällt ihr Körper sichtlich auseinander. Laura wird langsam bewusst, dass es für sie keine Heilung und keinen Ausweg gibt …

Prognose: An einem Film wie „Thanatomorphose“ sieht man, wie sich die Zeiten geändert haben. Viele Jahre nur übers Ausland von klitzekleinen Horrorlabels erhältlich, nun im großen Stil mit FSK-Freigabe überall verfügbar – und so es heißt auf Amazon auch schon in formvollendeter Sprache: „Extrem eklig! Ich konnte nach dem Film den Abend nichts mehr essen.“. Die Reaktion ist durchaus verständlich, denn „Thanatomorphose“ von Regisseur und Drehbuchautor Éric Falardeau treibt seinen deutlich von Cronenberg geprägten Bodyhorror auf die erstaunlich gut getrickste Ekel-Spitze, sogar vor dem Versagen von Lauras Schließmuskel wird nicht halt gemacht. Das ist schon ziemlich Hardcore, aber Falardeaus Debüt ist dennoch nicht einfach nur ein tumber Schocker. Die eindrucksvolle Arbeit der Effektkünstler wird mit einer psychologischen Ebene verknüpft: Der sehr langsame, sehr ruhige, dokumentarisch anmutende Film erzählt über die körperliche Ebene vom seelischen Verfall einer jungen Frau. Sicherlich mehr Vorschlaghammer als subtil und etwas zu lang, aber die Aufrichtigkeit und Finesse dieses experimentelle Horrordramas bleibt bei aller Widerlichkeit nicht ohne Faszination. Keine Ahnung, ob er ihn kennt, aber ich schätze, David fände den ganz ok.

Wer Hardware bestellt, wird mit einer ultimativen Edition belohnt, viel besser kann man so einen Film wohl kaum herausgeben: Die eigens angefertigte deutsche Synchro ist eher mau, aber da eh kaum gesprochen wird, ist das nicht weiter wild. Toll die Bonusabteilung: Ein 25-minütiges Making-Of vermittelt glaubhaft, dass da Leute am Start waren, die mit purer Leidenschaft rangegangen sind und ganz viel Spaß hatten. Im ebenso langen Interview mit dem Regisseur entpuppt sich Falardeau als Überzeugungstäter, der sogar seine Masterarbeit über Körperflüssigkeiten in Gore- und Pornofilmen geschrieben hat. Fünf Kurzfilme mit Lauflängen zwischen zwei und 20 Minuten geben einen weiteren Einblick in die morbide Gedankenwelt des Filmemachers, der aber an sich ein ganz netter Kerl zu sein scheint.

Thanatomorphose Kanada 2012 Regie: Éric Falardeau • Darsteller: Émile Beaudry, Kaydrn Rose, David Tousignant

 

2. The Last Spark Of Hope (2023)

Bei wem? Meteor Film Als was? Blu-ray, DVD, VOD Wann? 13.03.2025

Worum geht’s? Die Erde nach der Apokalypse: Die Menschheit, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Krankheiten und Seuchen haben den Planeten nahezu entvölkert. Hier unten gibt es nur noch Ewa, eine junge Frau, die in einem maroden Außenposten die Stellung hält. Wenn sie nicht die umliegenden Orte nach dringend benötigten Versorgungsmitteln absucht oder die schrottreife Station repariert, forscht sie per Funk unermüdlich nach weiteren Überlebenden, allerdings bislang vergeblich. Ihr einziger Gesprächspartner ist der Wachroboter Artur. Artur patrouilliert Stunde um Stunde die Parameter des Postens, immer auf der Hut vor Eindringlingen. Fast könnten die beiden so etwas wie ungleiche Freunde sein, doch dann vergisst Ewa eines Tages das erneuerte Passwort für den Zugang, und Artur schaltet seine Waffen scharf! Niemand darf ohne den Code an ihm vorbei, und Ewa gehen bald sowohl die Argumente als auch das lebensnotwendige Wasser aus. Was kann ein Mensch gegen die tödliche Logik einer Maschine schon ausrichten? Ewa muss alles auf eine Karte setzen …

Prognose: Angucken! Unbedingt! Vielleicht sogar auf dieselbe Weise wie ich. Ich hatte den nämlich zufälligerweise kurz nach „Electric State“, dem neusten Netflix-Stinker der Marvel-Knechte Anthony und John Russo, gesehen und das ist schon ein Unterschied wie Tag und Nacht, perfekt filmhochschulunterrichttauglich. Während die Russos trotz Gaga-Budget von 320 Millionen Dollar erneut mit keinem einzigen interessanten Bild rüberkommen, wieder auf ihre patentierte Fernsehfilm-Ästhetik setzen, lässt der gerade mal 250.000 Euro teure „The Last Spark of Hope“ gleich in den ersten Minuten erkennen, dass hier echte Filmemacher am Werk sind und ballert während der ganzen Laufzeit regelmäßig Shots auf den Schirm, die man sich ohne zu Zögern an die Wohnzimmerwand nageln möchte.

In „Electric State“ sind ganz viele Roboter zu sehen und die sind auch alle so gut getrickst, wie man es bei einem solchen Budget erwarten kann, aber halt vor allem da. Weil man’s kann. In „Last Spark“ gibt’s nur einen Roboter und der ist genauso toll getrickst, wird aber eben ansprechend inszeniert – Regisseur Piotr Biedrom findet immer wieder Möglichkeiten seinen ein wenig an Wall-E oder Nummer 5 erinnernden Blechkameraden effektiv in Szene zu setzen. Szenen, in denen der Roboter zum Beispiel in der Dämmerung Wache fährt oder ambivalente Momente, in denen die maschinelle Eiseskälte des an sich putzig aussehenden Maschinenwesens fühlbar wird. Es ist nur ein Roboter, aber den vergisst man halt so schnell nicht wieder.

Natürlich, hier ist ebenso nicht alles rund – eventuell hätte man etwas straffen können und ein bisschen steht die Frage im Raum, wieso Ewa nicht versucht von hinten in den Posten einzusteigen, aber egal: Definitiv einer für die Jahreshitliste! Absolut sehenswert!

The Last Spark Of Hope • Polen 2023 • Regie: Piotr Biedron • Darsteller: Magdalena Wieczorek

 

3. Parasite - Killer Parasit (1982)

Bei wem? Wicked Vision Als was? Mediabook (Blu-ray & CD) Wann? 14.03.2025

Worum geht’s? Nach einem nuklearen Krieg wird das, was früher die Vereinigten Staaten waren, von verschiedenen machtvollen Familien beherrscht. Dr. Paul Dean arbeitete für eine von ihnen und erschuf so einen gefräßigen Parasiten, der in oder an einem menschlichen Wirt zu gefährlicher Größe heranwachsen kann. Leider infizierte er sich dabei selbst mit einem der Parasiten, den er medikamentös halbwegs unter Kontrolle zu halten versucht. Mit einem zweiten Parasiten im Gepäck setzt er sich in die Wüste ab, um weiter zu experimentieren. Doch eine Gruppe marodierender Jugendlicher schlägt ihn zusammen und lässt den Parasiten frei, der sich sofort an einem von ihnen festsaugt. Gemeinsam mit dem Mädchen Patricia versucht Dean nun, ein Mittel gegen beide Parasiten zu finden, ehe ihn der Regierungsagent Wolf aufstöbert, der hinter ihm eine Spur von Leichen zurück lässt …

Prognose: Dritter Film vom besonders in den Videotheken der 1980er- und 1990er-Jahre allgegenwärtigen B-Movie-Papst Charles Band, der bis dato als Regisseur 98 und als Produzent 452 Filme in die Welt schickte. Filmhistorisch interessant: Bei den Spezialeffekten handelt es sich um eine frühe Arbeit des späteren Effekte-Gurus Stan Winston („Predator“, 1987; „Terminator 2: Tag der Abrechnung“, 1992). In der weiblichen Hauptrolle ist die seit „The Substance“ wieder angesagte Demi Moore zu sehen, die 2019 meinte, dass „Parasite“ der schlechteste Film ist, in dem sie je mitgespielt hatte. Was angesichts ihrer Filmographie vermuten lässt, dass er wahrscheinlich ziemlich sehenswert ist.

Parasite - Killer Parasit USA 1982 Regie: Charles Band • Darsteller: Robert Glaudini, Demi Moore, Luca Bercovici, James Davidson, Al Fann, Tom Willard, Cherie Currie

 

4. Die Brut (1979)

Bei wem? Plaion Pictures Als was? Mediabook (4K UHD & 2 Blu-ray) Wann? 27.03.2025

Worum geht’s? Da die Ehe von Frank und Nola kurz vor dem Aus steht, soll sich Dr. Raglan der angeschlagenen Psyche von Nola widmen, um so das Scheitern der einst glücklichen Beziehung zu verhindern. Mit umstrittenen Methoden versucht Raglan, die Aggressionen Nolas sichtbar zu machen, was von Erfolg gekrönt ist. Anders als erwartet, manifestieren sich diese nun aber in kleinen Wesen, die das Problem, dass Nola zu ihrer Wut bewegt, auf besondere Weise beseitigen. Als dadurch aber schon bald einige nahe Verwandte auf unerklärliche Weise ums Leben kommen, beginnt Frank an der Therapie zu zweifeln und den mysteriösen Morden auf den Grund zu gehen. Doch damit bringt er sich nun selbst in Lebensgefahr …

Prognose: Ein Werk aus David Cronenbergs früher Phase, die meiner Meinung nach die interessanteste ist, da sich die kanadische Regie-Legende hier auf dem schmalen Grat zwischen Bahnhofskino und Arthouse bewegte, was doch sehr viel reizvoller, „lebendiger“, ist als das überperfekte, gesichtslose Hochkultur-Kino der späteren Jahre (mal ehrlich: Filme wie „Eine dunkle Begierde“ wurden doch vom Feuilleton nur noch abgefeiert, weil Cronenberg draufsteht). Ob man allerdings von einer 46 Jahre alten Independent-Produktion tatsächlich eine 4K-UHD braucht? Die alten Blu-rays hatten schon eine perfekte, vom Kameramann persönlich abgesegnete Bildqualität …

Die Brut • Kanada 1979 • Regie: David Cronenberg • Darsteller: Cindy Hinds, Gary McKeehan, Henry Beckman, Joseph Shaw, Larry Solway, Oliver Reed

 


Daredevil: Born Again

und was gibt’s im TV & Internet?

Daredevil: Born Again – 05.03.2025, Disney+: Fortsetzung der alten Netflix-Marvel-Serie (2015 - 2018). An Bord sind Justin Benson und Aaron Moorehead, die beiden uns von hochverehrten Genre-Innovatoren („The Endless“, „Spring“, Synchronic“ etc.), leider ist die Serie trotzdem nicht gut.

Abb ganz oben: „The Last Spark Of Hope“, Meteor Film

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