6. Juli 2021

„Ist es ein Vogel? Ist es ein Mann? Nein, es ist Superman!“

Zum Tod von Richard Donner

Lesezeit: 2 min.

Es würde etwas zu weit führen, Richard Donner den Vater des Superheldenkinos zu nennen, aber er war zumindest so etwas wie der Steigbügelhalter für das Genre, das Hollywood mehr als jedes andere am Leben hält. Bevor es dazu kam, durchlief der am 24. April 1930 in New York geborene Richard D. Schwartzberg eine Karriere, wie sie typisch war für eine ganze Generation von Regisseuren, die mehr Handwerker als Visionäre waren. Weit über einhundert Episoden von Fernsehserien drehte Donner zwischen 1960 und Mitte der 70er Jahre, von „Twilight Zone“ über „The Fugitive“ bis „Kojak“ und lernte dabei zuverlässig und ohne Budgetüberschreitung zu arbeiten.

Schon 1961 durfte sich Donner an einem Spielfilm versuchen, dem frühen Raumfahrtspektakel „X-15“, dessen Plakat versprach „Actually filmed in space!“ Doch erst viel später begann die Kino-Karriere Donners abzuheben, im wahrsten Sinne des Wortes. 1976 entstand in Folge des Horror-Hypes-Hollywoods „Das Omen“ und dann „Superman“, der Beginn des modernen Superheldenkinos. 40 Jahre später zwar visuell nicht mehr aufregend, aber bodenständiger und dadurch sympathischer als viele der hochgezüchteten Exzesse unserer Tage.

Sein bestes Jahr hatte Donner jedoch 1985, als er nicht nur den von Steven Spielberg erdachten Abenteuerfilm „Die Goonies“ drehte, sondern auch noch den sagenhaften Märchenfilm „Der Tag des Falken“. Zwei Jahre später begann schließlich Donners erfolgreiche Zusammenarbeit mit Mel Gibson, aus der die „Zwei stahlharte Profis“-Reihe (Lethal Weapon) entstand, dazu der Western „Maverick“ und der Thriller „Fletcher’s Visionen.“

Nach künstlerischen Maßstäben kann man wohl keinen der 21 Filme Richard Donners als Meisterwerk bezeichnen, doch wie manch andere Regisseure, Phil Alden Robinson oder Peter Hyams kommen in den Sinn, war Donner ein mehr als solider Handwerker, der zurückhaltend und schnörkellos, aber vollkommen souverän inszenierte. Und wenn er dann das Glück hatte den richtigen Stoff und die richtigen Darsteller zu bekommen entstanden eben doch Filme für die Ewigkeit. Offiziell gewürdigt wurde das nicht, aber man frage sich nur folgendes: Als bester Film des Jahres 1985 wurde „Jenseits von Afrika“ mit zig Oscars belohnt. Doch würde man jetzt, sofort, lieber diese Schmonzette anschauen oder „Die Goonies“ oder „Der Tag des Falken?“ Genau.

Am Montag ist Richard Donner im Alter von 91 Jahren gestorben.

Foto: Richard Donner 1976 am Set von „The Omen“ (IMDB)

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