Träumen Fans von schwierigen Sequels?
„Blade Runner 2“ – Drehbeginn im Juli
Die Vorstellung, dass Ridley Scotts „Blade Runner“ fortgesetzt wird, ist in etwa so gruselig wie die Idee, Kubricks „2001“ mit einem Sequel zu bedenken. Mit dem Unterschied, dass „2010“ bereits anno 1984 Wirklichkeit wurde und Peter Hyams sich damals wahrlich beachtlich aus der fiesen Affäre gezogen hat. (Und Arthur C. Clarke selbst die Vorlage geliefert hatte.)
Aber „Blade Runner“ ist sakrosankt. Vermutlich weil es für viele SF- und Filmfans das Tor zu einer anderen Welt aufgestoßen hat. Als könnte man die Filmgeschichte in eine Zeit vor und nach „Blade Runner“ einteilen. Und zumindest in visueller Hinsicht ist das ja nicht mal falsch, schließlich hatte Scotts urbane Vision stilbildende Wirkung.
„Blade Runner 2“ geistert dabei schon seit Jahrzehnten herum. Literarisch gab es ja bereits drei Romane aus der Feder von K. W. Jeter, die sich der Sache angenommen haben, aber großen Eindruck gemacht hat das nicht. Ohne den visuellen (und den akkustischen – Vangelis’ Score spielte ja auch eine wesentliche Rolle) Aspekt fehlte einfach etwas.
Jahrzehntelang konnten die Fans also relativ beruhigt schlafen, bis es plötzlich ganz schnell ging. Denn Sir Ridley Scott drückte auf die Tube – als hätte er da noch eine Rechnung offen.
Aber die Ernüchterung folgte gleich. Nicht Scott selbst würde sich der Angelegenheit annehmen, sondern der Franko-Kanadier Denis Villeneuve – mit Scotts Segen und ausgestattet mit einer Idee von Hampton Fancher (der am ersten Film mitschrieb) und Scott persönlich.
Und da wurde es plötzlich spannend – wie wir an dieser Stelle schon häufiger betont haben. Denn Villeneuve ist ganz klar einer der aufregendsten Regisseure der Gegenwart, was er gerade noch einmal nachdrücklich mit „Sicario“ unter Beweis gestellt hat. Villeneuve ist definitiv kein Erfüllungsgehilfe, sondern ein Auteur im besten Sinne des Wortes.
Harrison Ford würde wieder dabei sein, das war klar, wenn auch wohl eher in einer Nebenrolle. Im Mittelpunkt der neuen Story, die Jahrzehnte nach Teil 1 spielt, wird Ryan Gosling stehen.
Die Skeptiker unter den Fans – und das dürften einige sein – konnten natürlich hoffen, dass sich die Sache noch zerschlägt, aber allmählich wird es Ernst: Gerade wurde offiziell bekannt, dass im Juli Drehbeginn ist.
Vielleicht sollten wir also die fliegenden Autos schon mal abstauben und auftanken.
Die legendäre literarische Vorlage zu „Blade Runner“ von Philip K. Dick findet sich in diesem Omnibus-Band.
Kommentare
Die Headline ist klasse, da drängt sich fast ein: Alpträumen Fans von unnötigen Sequels? auf.
Aus kinematographischer Sicht des Artikels mag ein Sequel fast spannend sein, aber Blade Runner ist nicht nur ein Filmmonument wie beschrieben, sondern auch die Verfilmung einer der SF-Meilensteine eines der ganz großen der amerikanischen (SF-)Literatur. Ist von Dick ein bis dato verschollenes Manuskript aufgetaucht, das das Drehbuch liefert? Nein. Also kann es meiner Meinung nach auch kein Sequel geben. Was ein Mr. Jeter schreibt, ist in diesem Sinne wenig von Belang.
Doch Troll beiseite: Natürlich werde ich mir den Film ansehen - so wie der Artikel verspricht auch mit Genuß ;-)
Denis Villeneuve ist für mich eigentlich das einzige, was mich glauben lässt, dass das was werden könnte. Seine Filme sind einzigartig, und mit der Ted-Chiang-Verfilmung wird man ja noch vor Blade Runner 2 begutachten können, ob der Mann Science Fiction kann. Eigentlich braucht Blade Runner 2 kein Mensch, aber falls der Film tatsächlich gut werden sollte, dann ist es halt ein guter Film geworden - und das ist letztlich das einzige, was zählt.