Lil Gotit: „Top Chef Gotit“ - Festmahl in 15 Gängen

Na gut, na gut, Geheimtipp ist vielleicht etwas übertrieben, zumindest in den USA ist Lil Gotit durchaus bekannter, allerdings steht der 22jährige im Windschatten deutlich erfolgreicherer Kollegen und auch mit seinem ein Jahr älteren Bruder Lil Keed (den ich hier vorgestellt hatte) kann der seit neuestem abstinent lebende nicht ganz mithalten, manche munkeln, dass es mit der ganz großen Karriere wohl nichts mehr wird. Aber ist das wirklich wichtig? Ok, für ihn vermutlich schon, aber als Fan guter Musik freut man sich doch einfach über jeden, der konstant ordentlich liefert. Während Bruderherz einen auf Trap-Michael-Jackson macht, hat sich Gotit auf eher gradlinige Banger spezialisiert und ich muss sagen, ich mag’s.

Lyrische Höhenflüge gibt’s sicherlich woanders (das Genre ist generell nicht unbedingt als Poeten-Brutstätte bekannt), aber die Stimme ist prägnant, die Skills (rappen/singen) stimmen und vor allem – für mich am besonders wichtig – wartet Gotit immer mit einer exzellenten Auswahl an meist simplen, aber immer abwechslungs- und einfallsreichen, gerne dramatisch-melancholischen, irgendwie hypnotischen Beats auf (die sehr treffende Beschreibug des Uproxx-Magazins aus dem Jahr 2019 trifft auf alle Alben zu: „The beats […] generate exactly the mood you want from them, which is that weird, beta-wave sleep pattern zone between alert and exhausted you hit right around 2:30 AM at the club“.

Auf dem neuen Album „Top Chef Gotit“ ist alles wie gehabt: 15 Tracks, kein Ausreißer, allerdings ein überraschender Schlenker: Es findet sich eine super-wilde Huldigung („Toosie“) an den Miami-Bass der frühen 90er-Jahre.

Dicke Empfehlung (noch mal Uproxx: „Lil Gotit makes music to vibe out to. That kind of purity is a little hard to come by these days.“) – aber bitte vorher Lautstärke rauf, Subwoofer rein!