27. Dezember 2021

„Chorus“: Arcadiges Kampfschiffspektakel

Angespielt: Der neueste Shooter aus dem Hause Deep Silver Fishlabs

Lesezeit: 3 min.

Galten Raumschiff-Shooter mit gut gewürzten Weltraumschlachten wie X-Wing oder Nintendos Star Fox früher noch zum Gamingstandard, muss man heute schon mit der Lupe nach Ablegern dieses Genres suchen. Nachdem Star Wars: Squadrons zuletzt in diesem Feld immerhin mal wieder ein positives Ausrufezeichen setzen durfte (wir berichteten), versuchen sich nun die Hamburger von Deep Silver Fishlabs mit Chorus daran, Fanherzen zu erobern. Chorus ist seit dem 3. Dezember für alle Konsolen (bis auf Switch) und PC zum Preis von ca. 40 Euro digital erhältlich und wer reinschnuppern will, hat dazu sogar eine kostenlose Demo per Download zur Verfügung. Wir haben uns die ersten Stunden dieses Shooters angeschaut, der laut der Macher rund 15-18 Stunden lang mit seiner Storykampagne unterhalten soll.

Richtig gelesen, Chorus ist kein heutzutage typisches Multiplayer- bzw. Kartenschlachtfest, sondern konzentriert sich auf eine tatsächlich sehr geradlinige Storyerfahrung, in der wir aber dennoch klassisch mit einem Kampfschiff in verschiedenen Arealen des Alls unterwegs sind. Die Heldin von Chorus ist in einer fernen Zukunft die Pilotin Nara, die für eine mächtige Sekte arbeitet. Als sie jedoch deren Schandtaten nicht länger ertragen kann, wird sie zunehmend zu deren Gegnerin und muss sich dabei allerdings ihrer eigenen Vergangenheit stellen. Chorus erzählt seinen Plot in ausschließlich englisch vertonter Sprache (mit deutschen Untertiteln) und in zahlreichen Funksprüchen sowie eingestreuten Zwischensequenzen, konzentriert sich aber insgesamt sehr auf sein Action-Gameplay.

Mit unserem wendigen, natürlich auch variabel ausrüstbaren Starfighter namens Forsaken fliegen wir in Third-Person-Perspektive durch das All und bekommen es mit kleineren wie größeren (Boss-)Gegnern zu tun, denen wir mit unserer Bewaffnung wie Laser, Rakete oder Gattling Gun einheizen und vor deren Attacken wir wiederum ausweichen müssen. Das Schöne daran: Chorus erschlägt uns nicht mit Realismus, vielen Perspektiven oder einer komplizierten Navigation. Man findet sich schnell zurecht, freut sich über einen moderaten Schwierigkeitsgrad und jubelt innerlich, sich nicht mit Mikromanagement bei Ressourcen oder Treibstoff herumärgern zu müssen.

Schickerweise schleust uns das Gameplay aber trotz geradliniger Handlung nicht einfach von Punkt A nach B, sondern lässt uns die Freiheit, einige Nebenaufträge zu erfüllen und dazu weitere Spezialfähigkeiten, sogenannte Rituale, zu erlangen wie die Fähigkeit zu driften oder via Boost noch schneller zu beschleunigen. Die Gefechte, die dadurch sukzessive mehr Tiefgang erhalten, laufen sehr arcadig ab. Das heißt, es geht um schnelle Action ohne viel Taktik, was dank der guten Steuerung (wir spielten mit Pad auf PC) ordentlich motiviert und bei Laune hält. Zwar würde man sich, außer den Bosskämpfen und den Konfrontationen mit teils riesigen Schlachtkreuzern, etwas mehr erinnerungswürdige Gefechte wünschen, doch Chorus bekommt recht schnell die Balance zwischen Standard und Highlight so ordentlich hin, dass die Ballerei nicht fad wird.

Das gilt ebenso für Naras Geschichte, die speziell dank der eingestreuten Zwischensequenzen und Naras Verbindung zu ihrem Schiff Forsaken gut zur Geltung kommt. Auch die Sprecher machen dabei einen mehr als ausreichenden Job und beschränken sich eben nicht nur auf plattes Kampfpalaver. Negativ fällt jedoch auf, dass manche Missionsaufträge, wie die Verfolgung bestimmter Raumschiffe, nicht immer gut geskriptet sind und man somit manchmal nicht weiß, was genau zu tun ist oder ob nicht einfach ein Bug vorliegt.

Wer außerdem auf tiefgreifend taktische Mechaniken, eine exakte, gerne auch mal ausufernde Anpassung seines Schiffes bei der Bewaffnung etc. und eine AAA-Grafik wert legt, könnte von Chorus dann vielleicht doch leicht enttäuscht sein. Wir spielen aber auf jeden Fall weiter, denn ein so angenehm schlichter wie dramatisch vorangetriebener Arcade-Shooter ist eben eine angenehme Wohltat im Genre.

Chorus • Deep Silver Fishlabs • Shooter • PS5/PS4/Xbox Series X/Xbox One/Switch/PC

Abb. © Deep Silver

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