19. Juni 2015 2 Likes 1

Die nächsten Aufgaben für Philae und Rosetta

Die ESA erklärte auf der Paris Air Show, was auf Lander und Orbiter demnächst zukommen wird

Lesezeit: 3 min.

Nach dem Aufwachen des Landers Philae auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko am 13. Juni nach 211 Tagen „Winterschlaf“ setzte bei der Europäischen Raumfahrtagentur hektische Betriebsamkeit ein. Philae übertrug 663 kbits an Daten an die Muttersonde Rosetta, die sie zur Erde weiterleitete. Es handelt sich dabei vor allem um Telemetriedaten der Systeme des Landers aus der Vergangenheit. Der Zeitraum, in dem diese aufgezeichnet wurden, muss noch bestimmt werden. In einem zweiten, nur wenige Sekunden währenden Kontakt zu Rosetta am Sonntag, 14. Juni, übertrug Philae die aktuellen Statusinformationen. Daraus geht unter anderem hervor, dass die Innentemperatur des Landers auf -5°C gestiegen ist. Da sich Komet „Tschuri“ der Sonne immer weiter nähert, bekommt Philae einerseits mehr Sonnenlicht ab, andererseits erwärmt sich der Lander so stark, dass seine Systeme überhitzen könnten. Wäre Philae nicht vom Kometen abgeprallt und hätte planmäßig aufgesetzt, wäre es der Sonde inzwischen zu heiß geworden. Da sie im Schatten liegt, verlängerte sich ihre Lebensdauer.

An einem „Kometentag“, der 12 Stunden dauert, bekommt Philae jetzt genug Licht ab, um bis zu 24 Watt Energie zu erzeugen, wie Patrick Martin, der Rosetta Mission Manager der ESA, sagte. Philae braucht 19W, um den Transmitter einschalten zu können. Dank der Telemetriedaten kann jetzt ermittelt werden, wie viel Sonnenlicht genau der Lander an einem Kometentag abbekommt. Die Solarzellen empfangen derzeit gut 135 Minuten lang Sonnenstrahlen. Wenn Philae wieder aktiv wird, soll er als erstes Bilder von seinem Umgebung aufnehmen und zur Erde schicken, sodass das wissenschaftliche Team herausfinden kann, wo genau der Lander sich befindet und ob er umgekippt ist oder nicht. Auf einer Pressekonferenz auf der Paris Air Show am 16.7. wurde bekannt gegeben, dass das nächste wissenschaftliche Ziel sei, Philae so zu positionieren, dass er den Kometen anbohren kann. Das war bereits nach der Landung im November 2014 versucht worden, allerdings war der Abstand zwischen Lander und Boden so groß, dass der Bohrer die Oberfläche nicht erreichen konnte.

Philae hat überdies weitere 8000 Datenpakete gespeichert, diese müssen allerdings an Rosetta übertragen werden, die sie zur Erde weiterleitet. Der Lander selbst kann keinen direkten Kontakt zur Erde aufnehmen. Um das zu erreichen, denkt man bei der ESA derzeit darüber nach, Rosetta näher an Tschuri zu lenken und die Sonde in einen Orbit von nur 118 Kilometern Höhe gehen zu lassen. Dieses Manöver ist nicht ganz ungefährlich, denn mit größerer Sonnennähe wird der Komet aktiver und beginnt, Partikel auszustoßen, die Rosetta irritieren. Im April näherte sich Rosetta 67P, wurde aber durch die Staubpartikel so irritiert, dass sie auf einen Fluchtkurs ging und gut 24 Stunden lang den Kontakt zur Erde verloren hatte. Jetzt ist Tschuri sehr viel aktiver, die Gefahr dadurch umso größer.

Rosetta war in der Zwischenzeit nicht untätig: Dank der Beobachtungen durch MIRO (Microwave Instrument for the Rosetta Orbiter) konnten die Wissenschaftler um Dr. Sam Gulkis, der die MIRO-Untersuchungen leitet, eine Karte der Wasservorkommen in 67P/ Tschurjumow-Gerassimenko erstellen. „Unsere Beobachtungen zeigen, dass die Verteilung des Wassers in der Koma (der nebligen Hülle um den Kometen herum) stark inhomogen ist“, erklärte Nicolas Biver, der die Untersuchungen leitet. „Wir fanden die höchste Konzentration von Wasser über dem ‘Nacken’ des Kometen, nahe am Nordpol der Rotationsachse des Kometen. In dieser engen Region ist der Wassergehalt zweimal so hoch wie überall sonst in der Koma.“ Am niedrigsten ist der Wassergehalt der Koma auf der Nachtseite, vor allem der südlichen Polarregion. Woran das liegen könnte, weiß man noch nicht genau. Man vermutet, dass es entweder am lokalen Ausgasungsverhalten liegen könnte oder daran, dass innerhalb des Kometen das Wasser zirkuliert und an die Tagseite wandert.

Die Finanzierung der Mission ist noch bis Ende des Jahres gesichert, aber das Team hat bereits eine Verlängerung der Mittel beantragt. 2016 soll Rosetta sich dann auf den Kometen stürzen und dabei die letzten Bilder schießen, wie die Sonde MESSENGER unlängst auf dem Merkur.

 

Bild: Philaes Blick auf die Klippen von Abydos auf dem Kometen 67P/ Tschurjumow-Gerassimenko. Im Vordergrund ist eines der drei Landebeine zu sehen. Quelle: ESA.int/spaceinimages

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Bild des Benutzers Elisabeth Bösl

Kleines Update: Philae hat gerade wieder Kontakt mit Rosetta aufgenommen und Daten übertragen: https://twitter.com/Philae2014

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