6. Juni 2015 2 Likes

Plutos taumelnde Monde

Das Hubble-Weltraum-Teleskop enthüllt den chaotischen Tanz von Pluto, Charon & Co

Lesezeit: 3 min.

Würden wir auf einem von Plutos Monden leben, täten wir uns ziemlich schwer damit, vorherzusagen, wann und in welcher Richtung die Sonne Tag für Tag aufgehen würde. Das zeigte die Auswertung von Daten des Hubble-Weltraum-Teleskops, die zwischen 2005 und 2012 erstellt wurden, durch Mark Showalter vom SETI-Institut in Kalifornien und Doug Hamilton von der University of Maryland. Sie zeigen, dass die Pluto-Monde Nix und Hydra völlig unvorhersehbar auf ihrer Umlaufbahn um Pluto völlig unvorhersehbar schlingern und taumeln. Pluto wiederum rotiert zusammen mit seinem großen Mond Charon um ein gemeinsames Zentrum, das zwischen den beiden liegt. Dadurch „wackelt“ auch Pluto hin und her, was sich wiederum auf seine Monde auswirkt.


Pluto und Charon umkreisen einander alle 6,4 Erdetage

Nix und Hydra sind keine runden Monde, sondern eiförmig wie ein Football, wodurch sie sich völlig unkontrolliert drehen und um das Pluto-Charon-Doppelsystem taumeln. Dadurch sind auch die Schwankungen in der Helligkeit (der Albeo) zu erklären, die bereits früher festgestellt worden waren. Die anderen beiden Monde, Kerberos und Styx, befänden sich Vermutungen zufolge in einem ähnlichen Zustand. Es sei, so John Grunsfeld von NASAs Science Mission Directorate in Washington, D.C., „ein kosmischer Tanz zu einem chaotischen Rhythmus“, von dem wir mehr zu sehen bekommen werden, wenn die Sonde New Horizons das Pluto-System in Juli durchfliegt. Vor den Beobachtungen durch Hubble, so Showalter, habe niemand die komplexen Verhältnisse im Pluto-System richtig einzuschätzen gewusst. Durch die Hubble-Daten könne man jetzt weitere Bedingungen erkennen, die zur Bildung des Systems beigetragen hätten. Die Monde beeinflussen einander, wenn sie sich zu nahe kommen, und ihre Umlaufzeiten hängen ebenfalls miteinander zusammen. „Wenn man auf Nix wäre, könnte man sehen, dass Styx Pluto zwei Mal umrundet, während Hydra ihn drei Mal umkreist“, ergänzte Hamilton. Der Wahnsinn hat also eine gewisse Methode, und der soll New Horizons auf den Grund gehen. Das Kepler-Teleskop findet immer wieder Doppelplanetensysteme außerhalb unseres Sonnensystems, und deren komplizierte Dynamik und die Auswirkungen auf ein eventuell auf diesen Planeten vorhandenes Leben interessieren die Forscher.

Die Hubble-Daten zeigten auch, dass Kerberos schwarz wie ein Stück Kohle ist, während die anderen Monde sehr viel heller sind. Das ist insofern überraschend, als dass man bisher angenommen hat, dass alle Monde gleichermaßen von hellerem Auswurfmaterial, das durch Meteoriteneinschläge nach oben geschleudert und dann wieder zu Boden sind, bedeckt sein sollten. Es könnte sein, dass Kerberos aus einem völlig anderen Material besteht als die anderen Monde, was das Pluto-System zu einer großen Ausnahme im Vergleich zu den anderen Planetensystemen machen würde. Es könnte sogar sein, dass Kerberos ein Überrest des Himmelskörpers ist, der einst mit Pluto kollidierte. Die Trümmer, die nach dem Zusammenstoß übrig blieben, formten sich zu den Pluto-Monden.

Wer im Pluto-System und bei NASAs New Horizons-Mission auf dem Laufenden bleiben möchte, sollte sich die kostenlose App „Pluto Safari“, die für Android und Apple erhältlich ist, zulegen. Denn das sind sicherlich noch nicht alle Rätsel, die Pluto und seine Begleiter uns stellen werden.

Quelle/Bilder: nasa.gov/Briefing

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