30. Juni 2015 2 Likes

Schwarze Polkappen auf Charon

Plutos größter Mond gibt den Wissenschaftlern des New-Horizons-Teams weitere Rätsel auf

Lesezeit: 3 min.

Endspurt! Nur noch 14 Tage bis Pluto! Inzwischen kommen beinahe täglich Meldungen über die ganzen neuen und aufregenden Dinge aus dem Pluto-System, die die NASA-Sonde New Horizons jetzt schon zu vermelden hat. Mittels des Long Range Reconnaissance Imagers, kurz LORRI, gelangen bereits die ersten Bilder von Pluto und Charon. Je näher die Sonde dem Pluto-System kommt (das im Übrigen komplett in Jupiter Platz finden würde), desto besser werden die Bilder. Inzwischen sind erste Merkmale auf den Oberflächen Plutos und Charons erkennbar. Um sie herauszuarbeiten, werden die Bilder dekonvuliert. Diese Dekonvolutions-Filter versuchen, Unschärfen im Bild rechnerisch auszugleichen. Dabei kann es allerdings vorkommen, dass Bildfehler mit verarbeitet werden und die fertigen Bilder etwas zeigen, das in Wirklichkeit gar nicht da ist. Deswegen vergleichen die Wissenschaftler mehrere Bilder miteinander, um so herauszufinden, was wirklich da ist und was nicht. Auch dass Pluto auf den Bildern nicht ganz rund erscheint rührt von der Bildbearbeitung her. Neuste Messungen haben ergeben, dass Pluto annähernd perfekt kreisförmig ist.

Inzwischen haben die Wissenschaftler berechnen können, dass New Horizons bei seinem Vorbeiflug an Pluto am 14.7. über die Hemisphäre Plutos fliegen wird, die die meisten unterschiedlichen Oberflächenmerkmale aufweist. Alan Stern, Leiter der Mission, zeigte sich begeistert darüber. Die Gegend, die New Horizons überfliegen wird, beinhaltet sowohl die dunkelsten als auch die hellsten Regionen des Zwergplaneten und dürfte den Geologen einiges an Datenmaterial liefern. Auch Jeff Moore, Chef des Bildbearbeitungsteams, äußerte sich sehr zufrieden über diese Entwicklung:

Die eindeutige Entdeckung von hellem und dunklem Terrain sowohl auf Pluto als auch auf Charon deutet auf ein breites Spektrum verschiedener Landschaftsarten auf beiden Objekten hin. Die hellen Fransen, die wir auf Pluto sehen, könnten zum Beispiel Frostablagerungen sein, die aus der Polkappe stammt, die gerade in der Sommersonne liegt.

Am 14. Juni wurde New Horizons Kurs durch Zündung der Steuerraketen korrigiert. New Horizons hätte das Pluto-System ohne die Korrektur 80 Sekunden zu früh passiert, sagte Gabe Rogers, New Horizons Flugingenieur vom JHU Applied Physics Laboratory i Maryland, kürzlich in einem Podcast zur Mission. Die Sonde fliegt mit 51 500 Kilometern in der Stunde, da machen 80 Sekunden mitunter mehrere hundert Kilometer aus, die New Horizons von der geplanten Flugbahn abweichen könnte. Damit sie in den vorgesehenen Abständen an Pluto und seinen Monden vorbeifliegen kann, werden, so Rogers, vermutlich weitere Kurskorrekturen notwendig sein.

Auch Plutos größter Mond Charon ist für die Sonde immer besser zu erkennen. Eine große Überraschung entdeckten die Wissenschaftler auf den jüngsten Bildern: Charon hat offenbar eine schwarze Polkappe.

Sowohl auf dem unbearbeiteten wie dem bearbeiteten Bild ist die dunkle Region auf Charon deutlich zu erkennen. Außerdem sind die Wissenschaftler über Charons annähernde Kugelform erstaunt. Charon ist eindeutig nicht wie die anderen Pluto-Monde und scheint noch einiges an Überraschungen für die Wissenschaftler bereitzuhalten. „Was Charon betrifft“, äußerte sich Alan Stern, „wow! Ich glaube nicht, dass jemand hier Charon im Verdacht hatte, ein Rätsel wie dunkles Gelände am Pol für uns bereitzuhalten. Wer hat das den bestellt?“

Wer selbst ein bisschen mitmischen möchte: Die unbearbeiteten Bilder des Long Range Reconnaissence Imagers, die New Horizons zur Erde schickt, sind hier im Netz abrufbar.

 

Quelle/Bilder: pluto.jhuapl.edu/news-center

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