5. November 2014 3 Likes

Woher Ideen kommen

Isaac Asimovs neuentdeckter Essay über Kreativität

Lesezeit: 3 min.

1959 heuerte die Advanced Research Projects Agency (kurz ARPA – heute heißt diese an das US-Verteidigungsministerium angeschlossenen Behörde DARPA) besonders kreative Menschen an, die in der Lage sein sollten, für bestimmte Probleme ungewöhnliche Lösungsansätze zu finden, auf die „herkömmliche“ Wissenschaftler nicht kämen. Der Chemiker Arthur Obermayer war einer dieser Wissenschaftler und bat seinen Freund Isaac Asimov, diesem Think Tank, der sich vor allem mit raketengestützten Verteidigungssystemen befasste, beizutreten. Asimov nahm tatsächlich an ein paar Treffen teil, zog sich dann allerdings wieder aus dem Projekt zurück, weil er Angst hatte, dass die strengen Geheimhaltungs-Richtlinien ihn in seiner Arbeit als Schriftsteller beeinträchtigen könnten. Sein einziger Beitrag war ein Essay über Kreativität, den Obermayer vor kurzem in seinen Unterlagen wiederentdeckte und veröffentlichte.

Asimov beginnt mit der Frage, woher neue Ideen kommen, und illustriert am Beispiel von Charles Darwin und Alfred Wallace, die zeitgleicht ihre Theorien über Evolution entwickelten, dass es nicht ausreiche, wenn man großes Wissen in einem bestimmten Fachgebiet hat. Vor allem käme es darauf an, so Asimov, Verbindungen zwischen zwei ganz verschiedenen Informationen herstellen zu können, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben und die bisher alle anderen übersehen haben. Die Fähigkeit, solche Verbindungen herzustellen, sei rar gesät und nicht bei jedem Menschen vorhanden.

Wirklich faszinierend sind Asimovs Vorschläge, wie man seiner Meinung nach Kreativität fördern kann; Vorschläge, die nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Zwar arbeitet das Genie an sich für sich alleine besser – denn „creation is embarrassing“ -, doch auch im Kollektiv können kreative Ideen entstehen, sofern bestimmte Voraussetzungen geschaffen würden:

For best purposes, there should be a feeling of informality. Joviality, the use of first names, joking, relaxed kidding are, I think, of the essence—not in themselves, but because they encourage a willingness to be involved in the folly of creativeness. For this purpose I think a meeting in someone’s home or over a dinner table at some restaurant is perhaps more useful than one in a conference room.

Probably more inhibiting than anything else is a feeling of responsibility. The great ideas of the ages have come from people who weren’t paid to have great ideas, but were paid to be teachers or patent clerks or petty officials, or were not paid at all. The great ideas came as side issues.

To feel guilty because one has not earned one’s salary because one has not had a great idea is the surest way, it seems to me, of making it certain that no great idea will come in the next time either.

Da keine Regierung es verantworten könne, Steuergelder an Wissenschaftler, die nur herumalbern, zu verschwenden, schlägt Asimov vor, die kreativen Köpfe mit kleineren Aufgaben und Problemen ihre Geld verdienen zu lassen, was es ihnen ermöglichen würde, so viel Freizeit zu haben, um wirklich kreativ werden zu können.

Der komplette Essay ist auf der MIT-Technology-Review-Seite nachzulesen.

 

Am 20.11.2014 erscheint Isaac Asimovs Foundation/Roboter-Zyklus bei Heyne als E-Book (im Shop). Die insgesamt 13 Print-Ausgaben folgen; bereits erschienen sind „Das Foundation-Projekt“ (im Shop) und „Die Rettung des Imperiums“ (im Shop), die direkte Vorgeschichte zur „Foundation-Trilogie“ (ebenfalls im Shop).

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