11. März 2015 1 Likes 2

Maschinen-Mutti

Japanischer Roboter „Asimo“ lässt sich von der Kanzlerin nicht die Hand schütteln

Lesezeit: 2 min.

Asimo heißt der 2000 von Honda entwickelte humanoide Roboter, und wer dabei an den berühmten Schriftsteller, der sich mit seinen Romanen und Stories rund um das Thema Robots verdient gemacht hat (im Shop), denkt, liegt leider daneben: ASIMO steht für „Advanced Step in Innovative Mobility“, und Honda bestreitet jeden Zusammenhang mit Isaac Asimov. Vor wenigen Tagen traf Asimo Bundeskanzlerin Angela Merkel, die im Rahmen ihres Kurzbesuchs in Japan das Miraikan, das Museum of Emerging Science and Innovation, in dem Asimo zu bewundern ist, besuchte.

Dabei kam es allerdings zu einem kleinen Zwischenfall: Im Gegensatz zu Herrn Obama, der nach seinem Miraikan-Besuch im April 2014 inklusive Fußballspiel über die Roboter sagte, dass „die Roboter etwas beängstigend“ und „zu lebensecht“ seien, wollte Frau Merkel sich per Handschlag verabschieden. Doch Asimo zog seine Hand zurück und wirkte etwas überfordert. Das Händeschütteln als Begrüßung ist in Japan eher unüblich, kein Wunder also, dass diese Übung daneben ging – oder wollte der Roboter, der bereits beim Händeschütteln beobachtet wurde, einfach nicht? Die Kanzlerin griff schließlich nach der Roboterhand, doch als diese sich nicht schütteln ließ, klopfte sie dem kleinen weißen Kerl auf die Schulter. Ganz anders verhielt sich da 2010 der Roboter ARMAR des Karlsruher Instituts für Technologie: Er schüttelte der Kanzlerin nicht nur die Hand, sondern überreichte ihr auch eine Rose.

Hat „Maschinen-Mutti“ Angela Merkel hat hier einem Roboter eine Lektion in internationaler Diplomatie und (westlicher) Höflichkeit gegeben? Dass ich einen solchen Satz mal über die Frau, die noch vor wenigen Jahren das Internet als „Neuland“ bezeichnete, einmal schreiben würde, hätte ich auch nicht gedacht. Allerdings wird Asimo diese Lektion nicht behalten: Der Roboter kann nicht selbstständig lernen; jede seiner Bewegungen muss ihm von einem Programmierer eingegeben werden. Ob die beiden Asimos, die seit 2007 in der Universität Bielefeld sind, die Sache mit dem Handschlag besser hinbekommen?

Ann Leckies preisgekrönter Roman „Die Maschinen“ (im Shop) ist gerade auf Deutsch erschienen. Mehr zum Thema Künstliche Intelligenz finden Sie unter dem Stichwort „Maschinen-März“.

Bild: stern.de

 

Kommentare

Bild des Benutzers Alexander Seibold

Warum gerade die Japaner? Diese Frage konnte mir noch niemand beantworten. Mich erinnert das an Joseph Weizenbaum, einen der Väter der KI; er hat 1966 das Computerprogramm ELIZA entwickelt. Für ihn stellte sich brennend die Frage, wieso künstliche Intelligenz in einen Kasten verpackt wird, der nicht wie ein Kasten aussehen darf, sondern so menschenähnlich wie irgendmöglich auszusehen hat. Also: Nicht die Maschinen wollen so sein wie wir, vielmehr wollen die Macher dieser Maschinen dieselbigen möglichst besser machen als ihre menschlichen Vorbilder. Wieso? Weizenbaum war der Ansicht, dass es der KI-Forschung inzwischen darum geht, den Menschen abzulösen, ihn durch eine weiterentwickelte Neuversion zu ersetzen.
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Bild des Benutzers Elisabeth Bösl

Warum ausgerechnet die Japaner auf die Roboter so versessen sind, habe ich mich allerdings auch schon gefragt...

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