26. September 2017

Lovecraft für die Ewigkeit

Der kosmische Schrecken neu übersetzt, kommentiert und analysiert

Lesezeit: 2 min.

Die Tentakel des Werks von Howard Phillips Lovecraft (1890-1937) ranken sich bekanntlich durch unsere gesamte Popkultur. Cthulhu ist wohl das am häufigsten ausgesprochene unaussprechliche Wort von allen, und das Necronomicon das berühmteste nichtexistente Buch der Welt. Lovecrafts invasiver Horror kosmischer Götter und übernatürlicher Schrecken, der ursprünglich in den amerikanischen Pulp Magazines erblühte, genießt heute sogar höheres literarisches Ansehen denn je. Das machen dieser Tage gleich drei deutschsprachige Novitäten deutlich.

Im englischen Original hat Herausgeber Leslie Klinger, der bereits ähnliche Ausgaben von „Sherlock Holmes“, „Watchmen“, „Sandman“, „Frankenstein“ und „Dracula“ editierte, 2014 zweiundzwanzig Lovecraft-Erzählungen in einer kommentierten XL-Prachtausgabe versammelt, über die Neil Gaiman, Harlan Ellison und viele andere nur Gutes zu sagen hatten – auch diezukunft.de–Kollege Wehmeyer war begeistert. Jetzt ist „The New Annotated H.P. Lovecraft“ als „H. P. Lovecraft: Das Werk“ bei Fischer TOR auf Deutsch erschienen. Alexander Pechmann und Andreas Fliedner haben alle Geschichten aus dem Arkham-Verbund neu übersetzt, dazu kommen die üppigen Anmerkungen in den Randspalten, die Einführung von Alan Moore, das einordnende Vorwort von Klinger sowie die Anhänge; zudem hat das Übersetzer-Duo einen eigenen Artikel zu HPL in Deutschland hinzugefügt. Das gewaltige Buch ist eine wunderbare Lovecraft-Bibel und eine echte Herausforderung fürs Regal, an dessen Nachfolger Klinger angeblich seit Längerem arbeitet, sodass Storys wie „Die Katzen von Ulthar“ oder „Die Musik des Erich Zann“ am Ende hoffentlich ebenfalls dieselbe akademische Behandlung erfahren. Hier findet sich eine Leseprobe zu „H. P. Lovecraft: Das Werk“ – und es ist ja bald Weihnachten!

Der Golkonda Verlag setzt sein interessantes Programm unter neuer Führung nahtlos fort – u. a. mit dem ersten Band der zweiteiligen Biografie „Lovecraft: Leben und Werk“ von HPL- und Genre-Experte S. T. Joshi, die als Grundlage der modernen Lovecraft-Forschung gilt und seit ihrem ersten Erscheinen 1996 unter dem Titel „I am Providence: The Life and Times of H. P. Lovecraft“ längst erweitert und überarbeitet wurde. Die Übersetzung stammt passenderweise von Andreas Fliedner, was eine gewisse bibliografische Einheitlichkeit mit der aktuellen Lovecraft-Bibel schaffen sollte. Noch spezieller scheinen derweil die nächsten drei Bände innerhalb von Festas starker Reihe „H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens“, die jene Geschichten präsentieren, die HPL als Ghostwriter oder als Co-Autor zu Papier brachte. Los geht es Ende September mit „Die geliebten Toten“, es folgen „Das Haar der Medusa“ im Oktober und „Der geflügelte Tod“ im November. Mehr Lovecraft geht wirklich kaum …

H. P. Lovecraft, Leslie R. Klinger (Hrsg.) • Fischer Tor, Frankfurt 2017 • 912 Seiten • Hardcover: 68,00 Euro

S. T. Joshi: H. P. Lovecraft – Leben und Werk • Golkonda, München 2017 • 750 Seiten • Hardcover: 39,90 Euro

H. P. Lovecraft: Die geliebten Toten • Festa, Borsdorf 2017 • 336 Seiten • Hardcover: 29,99 Euro

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