31. Oktober 2017

Ein Spektakelchen

„Thor: Tag der Entscheidung“ – Teil 17 des MCU

Lesezeit: 2 min.

Wenn es um die Besetzung des Regiepostens für neue Teile von Bond-, DC, oder Marvel-Filmen geht, spuken immer wieder Namen von Auteurs wie David Fincher, Christopher Nolan oder Quentin Tarantino durchs Internet. Am Ende übernehmen dann aber doch bloß Handwerker wie Martin Campbell, Patty Jenkins oder Peyton Reed die Regie. Kein Wunder, denn wirkliche künstlerische Freiheit ist bei diesen Reihen nicht möglich, zu sehr müssen neue Teile dem etablierten visuellen und erzählerischen Korsett treu bleiben, als dass sich ein origineller Regisseur austoben könnte. Selbst die gehemmt rauschhaften Bilderwelten, die James Gun in seinem „Guardians of the Galaxy“-Sequel inszenieren durfte, sorgen da für Abwechslung, sind allerdings auch nur halb so visionär wie das, was sich Luc Besson in seinem selbst produzierten „Valerien“ erlaubte, zugegebenermaßen mit weniger finanziellem Erfolg.

Wie die Produzenten Regisseure auswählen ist dabei nicht einfach zu durchschauen, gerade Marvel vertraut gern auf kaum bekannte Regisseure, deren Erfahrung meist weniger im Bereich der Inszenierung von Actionszenen liegt, als im komödiantischen Timing. Ein besonders extremes Beispiel ist der Neuseeländer Taika Waititi, der nun beim dritten Thor-Film „Thor: Tag der Entscheidung“ Regie führt und von dem man sagen könnte, dass es ein Marvel-Film für all die ist, denen Marvel bislang zu ernst war.

Bekannt wurde Waititi durch die Vampir-WG-Komödie „What We Do in the Shadows“, fraglos ein witziger, origineller Film, der optisch allerdings kaum über das Niveau einer TV-Serie hinauskam. Und ähnlich – man muss es sagen – sieht auch „Thor 3“ aus: Selbst das finale Actionspektakel ist eher ein Spektakelchen und wirkt so, als müsste Marvel am Budget sparen, damit genug Geld da ist, um es in den nahenden „Avengers: Infinity War“-Filmen so richtig krachen zu lassen. „Thor 3“ dagegen wirkt wie eine Fleißarbeit, wie ein weiterer Film im filmischen Marvel-Universum, der halt gemacht werden musste, um die Zeit zu überbrücken.

Selten war ein Marvel-Film so handlungsschwach, so unfokussiert, so mäandernd. Dabei geht es immerhin um die drohende Vernichtung von Asgard, Thors Heimatwelt, die von seiner Halbschwester Hela bedroht wird. Zusammen mit seinem Bruder Loki – dass der noch lebt ist nun wirklich kein Spoiler! – versucht er, die Katastrophe zu verhindern. Mit Hilfe des Hulk, während andere Vertreter der Avengers wohl im etwa zeitgleich spielenden „Captain America: Civil War“ und „Spider-Man: Homecoming“ beschäftigt waren.

Wirklich bemerkenswert an „Thor 3“ ist einzig Cate Blanchett, die als finstere Hela augenscheinlich viel Spaß daran hat, einmal nicht in einem ernsthaften Oscar-Vehikel aufzutreten. Das ist „Thor 3“ gewiss nicht, doch selbst für Marvel-Verhältnisse ist der nun schon 17. Teil des Marvel Cinematic Universe ausgesprochen dünn geraten.

Thor: Tag der Entscheidung • USA 2017 • Regie: Taiki Waitit • Darsteller: Chris Hemsworth, Tom Hiddleston, Anthony Hopkins, Cate Blanchett, Idris Elba, Mark Ruffalo, Jeff Goldblum

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