6. Februar 2018

Das neue Kino?

Netflix schmeißt ohne Ankündigung „The Cloverfield Paradox“ auf den Markt

Lesezeit: 3 min.

Irgendwie passt es ja zur Geheimniskrämerei, die die Cloverfield-Reihe seit ja begleitet, dass nun der dritte Beitrag (von Teil zu sprechen würde zu weit führen) praktisch ohne Vorankündigung auf Netflix startete. Ein Spot während des Super Bowls und nach dem Spiel war der Film Online auf der ganzen Welt verfügbar. In gewisser Weise ein Coup für die Plattform, deren Taktik, fertige Filme aufzukaufen und den schon geplanten Kinostart abzusagen, in den letzten Monaten für einigen Unmut und auch zu Sorge geführt hat.

Alex Garlands heiß erwarteter „Ex-Machina“ Nachfolger „Annihilation“ ergeht es so, ab 23. Februar auf Netflix zu sehen, aber nicht im Kino, bei Duncan Jones „Mute“ liegt die Sache ein wenig anders, dieser Film wurde direkt von Netflix in Auftrag gegeben, doch man hätte auch ihn gerne im Kino, auf der großen Leinwand gesehen, ebenso wie nun den dritten Teil der losen Cloverfield-Reihe, die 2008 mit Matt Reeves spektakulär gutem Alien-Invasions-Thriller begann. Angesichts des großen Erfolgs war eine Fortsetzung eigentlich ausgemachte Sache, doch die ließ auf sich warten, bis 2016 „10 Cloverfield Lane“ ins Kino kam, eher eine Fortsetzung im Geiste. Ursprünglich ein eigenständiger Film namens „The Cellar“, schufen nur ein paar finale Szenen einen unmittelbaren Bezug zum Cloverfield-Universum, eine Taktik, die nun fortgesetzt führt, allerdings weit weniger überzeugend.

„The God Particle“ hieß das Drehbuch, das der Nigerianer Julius Onah als „The Cloverfield Paradox“ verfilmt hat. In nicht allzu ferner Zukunft spielt die Geschichte, die Menschheit befindet sich durch akute Probleme der Energieversorgung an der Schwelle zu einem Weltkrieg, einzige Hoffnung ist eine internationale Weltraummission, die mittels eines Teilchenbeschleunigers unermessliche Mengen an Energie produzieren soll. Doch das Experiment misslingt und die Crew um den Deutschen Schmidt (Daniel Brühl), die Chinesin Tan (Zhang Ziyi) und die Britin Hamilton (Gugu Mbatha-Raw) befindet sich plötzlich in einem Paralleluniversum, unweit einer anderen Ede, die von ihren Doppelgängern bewohnt wird.

Eigentlich ein hübsches Konzept, das zwar mit dem Cloverfield-Universum rein gar nichts zu tun hat – und nein, ein wirklicher Bezug wird auch nicht hergestellt –, das Onah aber nur zum Anlass für einen wenig erbaulichen Mix aus Sci-Fi, Horror und Thriller-Klischees benutzt. Kurz gesagt: „The Cloverfield Paradox“ ist ein belangloser, konfuser Film, so dass man dem ursprünglichen Produzenten Paramount eigentlich nur dazu gratulieren kann, das unweigerliche Verlustgeschäft an Netflix abgestoßen zu haben.

Was solche Deals allerdings für das Kino bedeuten bleibt abzuwarten, denn auch wenn es auf dem Papier vielleicht egal sein mag, ob ein Film nun für das Kino, für die große Leinwand intendiert ist und erst in späterer Auswertung auf Netflix und anderen Heim-Formaten verfügbar sein wird oder direkt für kleinere Monitore gedreht wird: Eigentlich kann man sich nicht vorstellen, dass Regisseure nicht zumindest unterbewusst anders inszenieren, wenn sie von Anfang an wissen, dass ihre Filme nicht mehr als Content sind und kein Kino-Ereignis.

The Cloverfield Paradox • USA 2018 • Regie: Julius Onah • Darsteller: Zhang Ziyi, Daniel Brühl, Gugu Mbatha-Raw

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