12. Juni 2018

Ein Künstler, viele Stile

„Die Tage der Amsel“: Eine Kurzgeschichtensammlung von Manuele Fior

Lesezeit: 2 min.

Der italienische Comic-Künstler Manuele Fior wurde 1975 in Cesena geboren, studierte in Venedig, lebte längere Zeit in Berlin und hat sich inzwischen in Paris niedergelassen. Sein Stil und seine Themenwahl sind ähnlich sprunghaft und abwechslungsreich. In „Menschen am Sonntag“ und „Fünftausend Kilometer in der Sekunde“ ging es stets um das Leben und die Liebe, egal ob in Berlin-Friedrichshain, in Ägypten, in Norwegen oder in Italien. In „Fräulein Elise“ adaptierte der preisgekrönte Fior die gleichnamige Novelle von Arthur Schnitzler, in „d’Orsay-Variationen“ feierte er den Impressionismus und das berühmte Pariser Museum. Und dann war da ja noch „Die Übertragung“, worin Fior von einer nahen Zukunft erzählte, in der Benzinmotoren der Vergangenheit angehören und eine junge gesellschaftliche Bewegung existiert, die Monogamie ausschließt. Ausgerechnet in dieser Zeit des Wandels geht eine außerirdische Macht über geometrische Lichtzeichen erstmals mit der Erde auf Tuchfühlung.

Bei Fiors deutschem Heimatverlag Avant kam mit „Die Tage der Amsel“ nun eine Kurgeschichtensammlung des vielseitigen Italieners heraus. Das Hardcover-Album zeigt mehr denn je, dass Fior sich auf keinen Stil und kein Sujet festlegt. Klassenfahrt, Frustration, die Terroranschläge in Paris, junge Paare und Familien, asiatische Migranten, Urlaub, fiktiv, autobiografisch – die kurzen Panel-Storys, die für Magazine, Anthologien und andere Anlässe entstanden, decken eine enorme Bandbreite ab. Es gibt auch wieder zwei Science-Fiction-Beiträge. Die Titelgeschichte, die nach den kalten, letzten drei Tagen im Januar benannt ist, setzt nach 2025 ein. Ein bestechlicher Ingenieur kommt in einen abgelegenen Marmorsteinbruch, wo nicht nur die Gesetze der Schwerkraft von besonderen Kräften manipuliert werden. In einer anderen Geschichte zollt Fior den japanischen Kampfrobotern aus Manga und Anime Tribut, die es an ungewohnter Wirkungsstätte krachen lassen.

Für Fior-Fans eine ganz hübsche Sammlung, wenngleich nicht alle Storys überzeugen, nicht alle Pointen sitzen – wie das bei solchen Kollektionen eben meist der Fall ist.

Bilder © Manuele Fior/Avant-Verlag

Manuele Fior: Die Tage der Amsel • Avant, Berlin 2018 • 104 Seiten • Hardcover: 22 Euro

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