In Marvels Götterhimmel

Die Zukunftspläne von Marvel wurden gerade ein bisschen bunter. Dass das „MCU“ um Jack Kirbys Hoch-Kitsch-Götter-Saga „The Eternals“ bereichert werden soll, ist schon länger klar, nun aber wurden die Dinge konkreter. Denn jetzt hat man gleich mal eine Regisseurin präsentiert, die definitiv Aufsehen erregt: Chloé Zhao.

Zhao hat zwei sehr interessante „kleine“ Indie-Filme gemacht, die sich mit amerikanischen Befindlichkeiten und Randexistenzen befassen. „Songs My Brothers Taught Me“ (2015; über Menschen in einer Reservation) und „The Rider“ (2017; über einen Rodeo-Reiter, der weiterreitet, obwohl sein Gesundszustand das eigentlich verbietet) waren reduzierte, spröde, zum Teil von Laiendarstellern getragene Filmjuwelen, für die sich jenseits von Festivals leider kaum jemand interessiert hat. Was zum Heulen ist.

Dass Zhao nun „The Eternals“ anvertraut wird, passt zur Tendenz, Indie-Filmemachern, die mit Mini-Etats feine künstlerische Ergebnisse erzielt haben, Blockbuster in die Hände zu drücken. Deren Kreativität findet sich dann in den Pixelschlachten in der Regel nicht wieder, und man muss kein Zyniker sein um zu ahnen, dass das auch nie die Absicht hinter dem Engagement war.

Zhao stammt zwar aus China, wuchs aber weitgehend im Westen auf. Sie ist die dritte Frau, die für Marvel inszeniert, nach Anna Boden (die „Captain Marvel“ mit ihrem Langzeitpartner Ryan Fleck gemacht hat) und der Australierin Cate Shortland (Black Widow). Während Boden aber eher aus dem US-Mainstream kommt, hat auch Shortland einen Indie-Hintergrund, der weit zurückreicht. Speziell „Lore“ (2012) ist ein großartiger Film, der Nazideutschland aus einer bemerkenswerten Perspektive zeigt – nämlich aus der von Kindern, deren Eltern Nazi-Bonzen waren, und die in den Wirren des Kriegsendes quer durchs zerstörte Land reisen müssen.