Sind wir nicht alle magische junge Mutanten?

In ihrem Webcomic „SuperMutant Magic Academy“ vereinte die kanadische Comic-Künstlerin Jillian Tamaki („Ein Sommer am See“) die Peanuts, Hogwarts und Manga. Dafür erhielt sie völlig zurecht zwei Ignatz Awards und einen Eisner Award. Jetzt liegen alle Strips aus vier Jahren zusammen mit einigen neuen Gags sowie einer exklusiven 40-seitigen Abschlussgeschichte auch auf Deutsch in einem Sammelband bei Reprodukt vor.

Obwohl Tamaki hin und wieder ihre stilistische Experimentierfreude und Vielseitigkeit aufblitzen lässt, ist „SuperMutant Magic Academy“ in der Summe doch stark von Charles M. Schulz’ noch etwas dickem Strich aus den 50ern geprägt, bevor er mit Charlie Brown, Snoopy und Co. so richtig durchstartete. Tamakis sarkastischer, tiefsinniger Humor erinnert dagegen schon an die besten „Peanuts“-Strips – auch wenn Tamakis Zauberschule für außergewöhnliche junge Leute von Mutanten, einem Echsenmädchen, einer Fuchsgestaltwandlerin, einer prophetischen Katze und anderen frequentiert wird, die sich zwischen Smartphones, Superkräften und Sexismus auf Sinnsuche begeben. Nicht zu vergessen die lesbische Rebellin, die bei der „Dungeons & Dragons“-Gruppe der Jungs mitmachen darf, die gütige Hexenlehrerin, die provokante Künstlerin oder der allesüberdauernde Everlasting Boy, der bis ins All reist.

„SuperMutant Magic Academy“ sieht auf den ersten Blick oder den ersten Seiten nicht danach auch, doch Jillian Tamaki ist hier ein ganz großer Wurf gelungen. Ihre Comic-Episoden atmen den Geist der „Peanuts“, haben eine hohe Trefferquote und formen zusammen eine in mehr als einer Hinsicht fantastische Coming-of-Age-Geschichte.

Jillian Tamaki: SuperMutant Magic Academy • Reprodukt, Berlin 2018 • 276 Seiten • Paperback: 24,00 Euro