24. April 2019

Es ist vollbracht

Mit „Avengers: Endgame“ findet Phase 3 des Marvel Universums ein umständliches Ende

Lesezeit: 3 min.

„Das ist der Kampf unseres Leben“ sagt Captain America nach über einer Stunde von „Avengers: Endgame“, als die Handlung endlich ein wenig in die Gänge kommt und ein Plan gefasst ist. Der sieht vor – und das ist nun wirklich kein Spoiler, denn spätestens mit dem Auftritt von Ant-Man in den Credits von „Avengers: Infinity War“ war klar was passieren wird – in die Quantenwelt einzutauchen, die Zeit zurückzudrehen und den Fingerschnnipp von Thanos, mit dem dieser die Hälfte aller Lebewesen im Universum auslöschte, zu verhindern.

Ein einfacher Plan, der jedoch natürlich nicht so einfach durchzuführen ist, wegen der üblichen Zeitreise-Paradoxien, aber vor allem deswegen, weil der aktuelle Kampf des Lebens stets von einem nächsten, noch größeren, noch wichtigeren übertrumpft wird. Oder gleich nochmal von vorne, was im exorbitant ausufernden „Endgame“ dazu führt, dass viele Szenen früherer Filme einfach noch mal durchgespielt werden, sich die Helden selbst begegnen, aber auch schon verstorbenen geliebten Menschen.

Eines der größten Probleme des Marvel Universums wird dadurch noch zusätzlich potenziert: Nichts hat Bestand, alles kann verändert werden, schließlich spielen die inzwischen 22 Marvel-Filme in einer Welt, in der normale Regeln von Raum und Zeit, von Leben und Sterben nicht gelten. Da hat man in „Infinity War“ den Kampf seines Lebens gegen den Super-Schurken Thanos verloren? Kein Problem, dreht man eben die Zeit zurück und bekommt noch eine Chance.


Thor, schwer bedrückt …


… Black Widow, ganz melancholisch. „Avengers: Endgame“, Marvel/Disney

Ja, es sterben in „Endgame“ tatsächlich zwei etablierte Figuren, eine andere gibt ihre Rolle auf sehr politisch korrekte Rolle weiter, doch letztlich werden die drei Stunden von Anthony und Joe Russos Film vor allem vom Gefühl geprägt, nichts falsch machen zu wollen. Endlose Reihen von Figuren bekommen mehr oder weniger kurze Auftritte, die zahllosen Enden fühlen sich ungefähr so lang an wie das immer noch nicht wirklich finale Ende von „Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“ und die prägende Emotion ist Nostalgie.

Vermutlich ist es für die eingefleischten Fans des MCUs, all die Millionen, die jede Nachricht vom Dreh, jeden winzigen Informations-Schnipsel aufsaugen, umdrehen und analysieren schon ausreichend, Zeit mit den Figuren zu verbringen, die sie seit Jahren begleiten. Erwartungen wie an einen gewöhnlichen Film darf man dabei nicht haben, Handlung, Figurenentwicklung, ja selbst Spannung ist hier kaum zu finden. Allerdings kann man „Avengers: Endgame“ auch kaum noch mit gewöhnlichen Maßstäben bewerten. Was für ein globales Mega-Event Disney und Marvel mit diesem Film geschaffen haben, ist beeindruckend. Seit Monaten wird das Karussell in Gang gehalten, jede noch so irrelevante Nachricht rund um den Film in Pressemeldungen aufbereitet und in den Äther geschickt. Allein dass der Film ab heute in aller Welt läuft macht ihn noch mehr zu einem Ereignis, dass er womöglich bis nach dem ersten Wochenende sagenhafte eine Milliarde Dollar eingespielt haben wird freut vor allem die Aktionäre.

Als eigenständiger Film kann „Avengers: Endgame“ jedoch kaum überzeugen, zu disparat die Erzählweise, zu erpicht darauf, praktisch alle Figuren der bisherigen Filme zusammenzubringen. Und selbst visuell enttäuscht einer der teuersten Filme aller Zeiten erstaunlich: Über weite Strecken bestimmen langwierige Dialogpassagen das Geschehen, am Ende steht eine generische Mega-Schlacht, in der Horden von CGI-Figuren aufeinanderprallen. Für den angekündigten „Kampf unseres Leben“ ist das doch ein wenig dünn, um nicht zu sagen enttäuschend.

„Avengers: Endgame“ startet am 25. April im Kino.

Avengers: Endgame • Regie: Anthony & Joe Russo • USA 2019 • Darsteller: Alle

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