30. August 2019 1 Likes

Nicht ganz Tarkovsky

Die russische Sci-Fi-Serie „Better Than Us“ überzeugt vor allem stilistisch

Lesezeit: 3 min.

Wenn eine Serie noch vor dem Vorspann Isaac Asimovs drei Roboter Gesetze zitiert, dann weiß man wie der Hase läuft. So geschehen in der russischen Serie „Better Than Us“ (auch bekannt als „Better Than Humans“), die jetzt auf Netflix streamt. Bekanntermaßen ist es ja Konzept des Streaming-Giganten, nicht mehr nur mit amerikanischen, englischsprachigen Serien den Durst der Zuschauer nach immer neuem Content zu befriedigen, sondern zunehmend auch lokale Serien zu produzieren. Waren früher Reihen aus Polen, Spanien oder den Philippinen praktisch nicht im deutschen Fernsehen zu sehen tauchen nun immer wieder Produkte aus einst obskuren (Fernseh-) Ländern auf, die meist ähnliche Geschichten erzählen, aber mit einem lokalen Twist.

So betreten auch die ersten Folgen von „Better Than Us“ inhaltlich alles andere als Neuland. Es geht um Roboter, die in einer nicht allzu fernen Zukunft normaler Teil des Lebens, des menschlichen Lebens geworden sind. Der Hauptfigur Georgy (Kirill Kyaro) helfen sie im Leichenschauhaus, hier noch in eher abstrakter Form, will sagen: deutlich als Roboter erkennbar. Viel interessanter sind jedoch Bots, die menschenähnlich sind, was hier heißt: frauenähnlich. Ein besonders entwickeltes Modell ist Arisa (Paulina Andreeva), die vom Chef des Cronos-Konzerns aus China gekauft wurde, sich nach einem Mord jedoch gleich verabschiedet hat und zufällig zur besten Freundin der sechsjährigen Sonya (Vitaliya Kornienko) wurde, der Tochter von Georgy. Die Familie wird vervollständigt durch Yegor (Eldar Kalimulin), einem typischen Teenager, der sich mit Bullies rumschlägt und schon in der zweiten Folge in einem Underground-Hackerclub namens Bot Net landet, in dem schmutzige Typen mit Gesichtstattoos und Frauen mit Rastahaaren herumlaufen.

Und nicht nur was die Schauplätze angeht lässt „Better Than Us“ wenig aus, auch die Diskussionen über Nutzen und Gefahren von Roboterwesen klingen bekannt. Da wird etwa gefragt, ob Sex mit einem Bot Ehebruch sei? Oder vielleicht nicht, schließlich ist ein Bot kein richtiges Lebewesen. Ersetzen Bots nicht sogar menschliche Prostituierte und tragen so zum Wohl der Menschheit bei? Aber was passiert, wenn die scheinbar kontrollierbaren Bots eigene Gedanken haben, sich zu einer Künstlichen Intelligenz entwickeln?

Was „Better Than Us“ interessant macht ist also nicht die Variation von bekannten Storymustern, sondern das ungewöhnliche Setting: Schauplatz ist eben nicht eine amerikanische, leicht futuristische Stadt, sondern Russland, Moskau, und damit eine kulturell zwar nicht vollkommen, aber doch substantiell andere Welt. Dass zeigt sich nicht zuletzt in den hyper-sexualisierten Bots, die mehr als deutlich zeigen, dass im zeitgenössischen Russland von Dingen wie der #metoo-Bewegung noch kaum eine Rede ist. Makellose Schönheiten spielen die Bots, leicht bekleidet und stets willens, den Wünschen der Menschen, vor allem der Männer, zu gehorchen.

Eine vergleichbare westliche Serie würde wohl nicht vom Verhältnis von Menschen und Robotern erzählen können und wollen, ohne auch das Verhältnis der Geschlechter zu thematisieren, feministische Diskurse in der Serie zu reflektieren. Auch diesbezüglich ist „Better Than Us“ dadurch eine Reise in eine andere Welt, die zudem noch ausgesprochen überzeugend ausgestattet ist. Nur in der deutschen Synchronisation sollte man sich das nicht anhören: Dank der immer gleichen Stimmen würde sich das dann anhören wie jede andere Serie …

Better Than Us • Russland 2018 • Regie: Aleksandr Kessel • 16 Folgen, jetzt bei Netflix

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