25. September 2019 2 Likes

Krieg und andere Katastrophen

Survival-Thriller im All: „Verschollen“ von Rob Boffard

Lesezeit: 2 min.

Hierzulande kennt man den südafrikanischen Science-Fiction-Autor Rob Boffard (im Shop) vor allem für seine „Outer Earth“-Romane – und natürlich als Kolumnist von diezukunft.de. Mit „Verschollen“ ist nun ein neuer Standalone-Roman Boffards auf Deutsch erschienen. In diesem liegt der Krieg zwischen der vom Klimawandel gezeichneten Erde und den rohstoffreichen Kolonien im besiedelten All noch gar nicht so lange zurück. Dennoch hat man in der Nähe des größten der hart umkämpften Sprungtore, die das Reisen durch Wurmlöcher ermöglichen, bereits eine Raumstation für touristische Zwecke installiert, von der aus kleine Ausflugsschiffe die Urlauber zum Staunen in den Pferdekopfnebel fliegen. So ist die Menschheit eben, auch in der Zukunft. Eines Tages wird die Station jedoch wie aus dem Nichts angegriffen und von intelligenten Bomben komplett zerstört. Nur ein kleines Schiff, das gerade ein paar Touris in den Nebel brachte, schafft es heil aus der verheerenden Attacke heraus. An Bord befinden sich eine unerfahrene, überforderte junge Touristenführerin, eine beschlagene russische Pilotin, ein übelgelaunter Restaurantkritiker eines großen Feeds, eine rüstige ältere Dame mit Bergbauerfahrung, eine Familie mit zwei Kindern und politischen Verbindungen sowie ein etwas undurchsichtiges Pärchen. Können sie sich weit genug zusammenraufen, um als Verschollene im All zu überleben?


Rob Boffard. Foto © privat

Rob Boffard, der in Johannesburg, Vancouver und London lebt, nimmt in „Verschollen“ letztlich ein ganz klassisches Katastrophenszenario aus Buch und Film und wendet es auf sein Zukunftssetting an, in dem sogar ein bisschen Platz für Hard-Science-Fiction ist. Dieses Setting erweckt er mitsamt des dazugehörigen Krieges zwischen den Streitkräften der Kolonien und der Frontier-Flotte sehr geschickt und ohne große Infodumps meist im Hintergrund zum Leben. Denn in dieser Science-Fiction-Variante der typischen Katastrophengeschichte stehen klar die Menschen im Vordergrund, und wie sie in einer lebensbedrohlichen Extremsituation, für die sie kaum das passende emotionale oder praktische Rüstzeug haben, miteinander interagieren. So, wie Boffard für seinen Weltenbau nur wenige Sätze braucht, dauert es auch nicht lange, bis er all seine Figuren charakterisiert und in Stellung gebracht hat. Und dafür, dass hier dann prompt allerhand Klischees durchs All und den Roman fliegen, was Storymuster und Charaktertypen angeht, funktioniert das alles erstaunlich gut, ist das Ergebnis ziemlich unterhaltsam. Pluspunkte gibt es zudem dafür, dass die Figur des besserwisserischen, unvernünftig-mutigen kleinen Jungen, der sonst leicht mal zur Nervensäge gerät, in „Verschollen“ zu den Sympathieträgern zählt. So viel zum Thema Klischees.

Boffard, dessen journalistische Texte u. a. im Guardian und in Wired veröffentlicht wurden, erfindet mit „Adrift“ alias „Verschollen“ weder das SF-Genre, noch den Katastrophenroman neu – muss er für einen kurzweiligen, spannenden Survival-Thriller vor einer gelungenen Weltraum-Kulisse allerdings auch gar nicht. Das macht diesen Standalone-Roman zu einer prima Gelegenheit, das Science-Fiction-Werk von Rob Boffard auszuprobieren.

Rob Boffard: Verschollen • Aus dem Englischen von Bernhard Kempen • Heyne, München 2019 • 560 Seiten • E-Book: 11,99 Euro (im Shop)

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