21. Oktober 2019 1 Likes

Ein Mann kämpft gegen das Altern

David A. Sinclairs Sachbuch „Das Ende des Alterns. Die revolutionäre Medizin von morgen“

Lesezeit: 3 min.

David A. Sinclair ist Professor am Institut für Genetik in Harvard sowie Mitbegründer und Co-Direktor des Paul F. Glenn Center for Biological Mechanism of Aging – und einer der führenden Altersforscher unserer Zeit. Die „Time“ setzte ihn schon 2014 auf ihre berühmte jährliche Liste der einflussreichsten Menschen der Welt. Für Prof. Dr. Sinclair ist das Altern nichts anderes als eine Krankheit, die man bekämpfen und behandeln kann. Mehr noch, Sinclair gibt sich absolut überzeugt davon, dass die Entropie aktiv verringert, die Lebensspanne massiv verlängert werden kann. In seinem Sachbuch „Das Ende des Alterns. Die revolutionäre Medizin von morgen“, das Anfang Oktober bei Dumont herauskam, beginnt der 1969 in Australien geborene Wissenschaftler und Autor zunächst mit einen Überblick der Evolution des Alterns und der Altersforschung. Anschließend zeigt er auf, wie und wieso neue Erkenntnisse in Sachen Epigenetik und Umprogrammierung der Zellen, vermeintliche chemische Wundermittel (wie das von Sinclair angepriesene NMN – Nicotinamid-Mononukleotid) und medizinische Innovationen, aber auch seit Langem bekannte Ansichten zu Ernährung und Bewegung die Lebenserwartung des Menschen drastisch zu steigern vermögen, und was sonst noch die von ihm vertretene These und Perspektive stützt.

Sinclair glaubt fest daran, dass unsere Lebensdauer parallel zum weiteren technologischen und medizinischen Fortschritt steigen wird. Doch ein so heller Kopf wie der Harvard-Professor ist sich trotz allem Optimismus und Enthusiasmus – und allem spürbaren Selbstvertrauens und Charismas – logischerweise zugleich darüber im Klaren, was für Folgen die von ihm erforschte und propagierte Revolution um „lebensspendende Langlebigkeitsgene“ und „gestoppte Zellalterung“ haben würde für eine Welt, die längt unter Überbevölkerung und dem von Menschenhand herbeigeführtem Klimawandel ächzt. Deshalb widmet sich Sinclair in einem weiteren längeren Abschnitt seines Buches, in dem sogar H. G. Wells, Arthur C. Clarke und Stephen Hawking erwähnt werden, bewusst den Konsequenzen für eine Zukunft, in der Forschung und Medizin (und damit seine eigene Arbeit) zu bahnbrechenden Umwälzungen führen. Sinclair scheut nicht davor zurück, sich mit Prognosen und Bedenken auseinanderzusetzen, seien sie nun hinsichtlich Gesellschaft und Politik oder eben Klimawandel und Überbevölkerung. Solche pessimistischen Gedanken können Sinclairs Glauben an eine bessere, ältere und vitalere Zukunft der menschlichen Spezies am Ende jedoch niemals drosseln.


Foto: Jon Chase/Harvard Staff Photographer

„Das Ende des Alterns“, das Sinclair mit Unterstützung des befreundeten Journalisten und Akademikers Matthew D. LaPlante verfasste, ist gerade im Mittelteil oft eine interessante, spannende, erhellende und erfreulich zugängliche Lektüre – über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Medizin und der Menschheit. Ob Prof. Dr. Sinclairs Erkenntnisse und Erwartungen, die sich für ihn und seine Forschungen seit Jahren finanziell auszahlen (obendrein hat Sinclair eine eigene Biotechfirma), uns allen automatisch ein längeres Leben garantieren? Natürlich nicht. Aber sein Buch schafft allemal ein Bewusstsein dafür, dass wir selbst in unserem Alltag bereits einiges tun können, um besser, gesünder und womöglich wirklich länger zu leben. Alles andere? Muss und wird die Zukunft zeigen.

Prof. Dr. David A. Sinclair & Prof. Matthew D. LaPlante: Das Ende des Alterns • Dumont, Köln 2019 • 400 Seiten • Hardcover: 26,00 Euro

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