10. Februar 2020

Parasitär

Die Oscars 2020

Lesezeit: 1 min.

Aus Sicht des fantastischen Kinos war die diesjährige Oscarverleihung in der vergangenen Nacht wie erwartet vergessenswert. Es hatte sich auch nicht wirklich etwas aus dem englischen Sprachraum aufgedrängt, abgesehen vielleicht von „Ad Astra“, aber James Grays Vater/Sohn-Drama mit Brad Pitt im All war dann vielleicht doch ein bisschen zu ambitioniert, ein bisschen zu gescheitert für einen Preis. Blieb also nur die Superhelden-Superschurken-Scorsese-Hommage „Joker“, die ein paar Preise einheimste (Bester Hauptdarsteller: Joaquin Phoenix; Beste Filmmusik: Hildur Guðnadóttir).

Ansonsten gehörte der Abend eindeutig dem südkoreanischen Regisseur Bong Joon Ho, der gleich viermal auf die Bühne durfte, um für seinen Film „Parasite“ geehrt zu werden. Die nicht undüstere Gesellschaftssatire wurde als erster nicht englischsprachiger Streifen in der Kategorie „Bester Film“ ausgezeichnet, was ziemlich sympathisch ist. Außerdem gab’s Preise für Beste Regie, Bester Internationaler Film und Bestes Originaldrehbuch (zusammen mit Han Jin Won).

Jenseits davon war alles irgendwie okay und unaufgeregt, man könnte auch sagen: die Luft ist raus. Die ganze Veranstaltung hat sich ein bisschen selbst ins Abseits gestellt durch aufgeheizte Diskussionen um Diversity, #MeToo, Moderatoren oder Blockbuster-Kategorien. Man musste letztlich resigniert erkennen, dass ein Übergewicht an weißen alten Männern, die in den Reihen der Wahlberechtigten sitzen, nicht mal eben zu ändern ist. Und das Resultat von Wahlen ist eben manchmal eine ziemliche Bitch.

Abb. „Joker“, Warner

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