Heimkino-Highlights im März
Neues und Altes jenseits des großen Saals
Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!
1. Dark Encounter (2019)
Bei wem? Falcom Media Als was? BD, DVD, VOD Wann? 06.03.2020
Worum geht’s? Im November 1982 verschwindet die kleine Maisie spurlos aus ihrem Elternhaus. Als sich die trauernde Familie ein Jahr später gemeinsam mit dem Sheriff zu einer Gedenkfeier versammelt, machen sich mysteriöse Lichter aus dem nahen Wald bemerkbar, die Männer wollen nachschauen und verschwinden spurlos. Während die Hinterbliebenen Laura, Billy und Noah alle Mühe haben, die Situation der Polizei zu erklären, beginnt der Spuk von vorn: Heftig scharrende Geräusche, blendende Strahlen vom Himmel – eine unheimliche Kraft attackiert das Haus und versucht sich mit aller Macht Zutritt zu verschaffen. Doch zu welchem Zweck?
Prognose: Carl Strathie hatte 2018 mit seinem Debüt „Solis“ bewiesen, dass er zwar ein ganz guter Regisseur, aber kein allzu guter Drehbuchautor ist und so wie’s aussieht, bleibt in seinem zweiten Film, der sich an den Spielberg-Klassiker „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ anlehnt, alles beim Alten. Vertrauenswürdige Stimmen berichten jedenfalls, dass zumindest die ersten Zweidrittel ganz ok sind, der Film aber im Finale mit der Brechstange sämtliche Subtilitäten in Grund und Boden kloppt. Klarer mal-reingucken-wenn’s-im-Fernsehen-läuft-Kandidat also.
Dark Encounter • Großbritannien 2019 • Regie: Carl Strathie • Darsteller: Laura Fraser, Mel Raido, Sid Phoenix, Grant Masters, Spike White, Alice Lowe, Nicholas Pinnock

2. Das Monster von Tokio (1959)
Bei wem? Ostalgica/Studio Hamburg Als was? Mediabook (Blu-ray & CD)/DVD Wann? 06.03.2020 (Mediabook), 27.03.2020 (DVD)
Worum geht’s? Ein amerikanischer Reporter wird nach Japan geschickt, um einen exzentrischen Wissenschaftler zu interviewen und von diesem gleich mal als Testperson für ein geheimnisvolles Serum missbraucht, das den armen Mann in einen vergnügungssüchtigen und selbstvergessenen Draufgänger verwandelt, dem dank Nebenwirkungen ein zweiter Kopf aus den Schultern wächst …
Prognose: Immer wieder schön, dass selbst solche obskuren Perlen dank dem rührigen Einsatz diverse Fanlabels nicht in Vergessenheit geraten: Bei „Der Manster – Halber Mann, halbes Monster“, so der schönere deutsche Alternativtitel, handelt es sich natürlich nicht gerade um ein Stück Filmgeschichte, aber dafür um einen herrlich schrägen, kurzweiligen, stellenweise sogar noch aus heutigen Augen überzeugend gemachten B-Movie-Spaß, der sich für seine Zeit übrigens erstaunlich weit aus dem Fenster gelehnt hatte: Nicht nur, dass der Film – trotz allen trashigen Anflüge (die Musik! Ächz!) – an manchen Stellen erstaunlich nüchtern und kalt daherkommt, der Protagonist säuselt sogar am Telefon seiner Frau von der großen Liebe vor, um in der nächsten Szene mit Geishas rumzumachen! Und das in einer Zeit, in der aseptische Doris-Day-Fantasien das Kino beherrschten! Ob man jetzt die Single-Disc oder das dreimal so teure Mediabook braucht, liegt an den persönlichen Preferenzen: Schön ist jedenfalls, dass sich im Mediabook statt der üblichen DVD-Variante eine CD mit dem Hörspiel „Mit den Insekten kam das Grauen“ findet. Zudem gibt’s – neben den üblichen Beigaben wie Booklet und Trailer – einen drolligen Bonusfilm („The Werewolf von Washington“). Ordentliches Paket also.
Das Monster von Tokio • Japan/USA 1959 • Regie: George P. Breakston, Kenneth G. Crane • Darsteller: Peter Dyneley, Tetsu Nakamura, Terri Zimmern, Norman Van Hawley, Jerry Itô

3. Dead of Night – Nacht des Terrors (1974)
Bei wem? Subkultur Als was? Mediabook (DVD & Blu-ray) Wann? 13.03.2020
Worum geht’s? Für Familie Brooks bricht eine Welt zusammen, als ein Telegram bestätigt, das der geliebte Sohn in Vietnam gefallen ist. Die Trauer hält aber nicht lange, weil der Totgeglaubte plötzlich vor ihnen steht. Die Freude ist groß, aber mit seiner Ankunft beginnt auch eine grauenhafte Mordserie. Alles weist drauf hin, dass Andy der Täter ist. Seine Mutter, die den ganzen Horror unabsichtlich heraufbeschworen hat, hält trotz allem zu ihrem Sohn …
Prognose: Nix gegen George A. Romero, aber in einer besseren Welt hätte dieser wunderbare Film einen Platz direkt neben „Dawn of the Dead“. Regisseur Bob Clark war im ersten Karrieredrittel für eine Reihe von wirklich schönen Arbeiten verantwortlich, nur leider kam dann mit der Teenie-Klamotte „Porky’s“ 1981 der große finanzielle Durchbruch, der Rubel rollte und Ambitionen wurden weitgehend über Bord geworfen. „Dead of Night“ ist jedenfalls ein absolutes Karrierehighlight: Eine bitterböse Attacke auf die Mär vom kleinbürgerlichen Familienidyll im Gewand eines Zombiefilms, der sicherlich nicht unbedingt subtil ist, aber anders als so viele Genrekollegen nie in trashige Gefilde abdriftet, sondern mit starken Schauspielern, teilweise direkt aus der John-Cassavetes-Schule, und einer bitter-ernsten, zuweilen wirklich unheimlichen und dramatisch gut getakteten Geschichte punktet, die in einem wunderbaren Runterzieher-Finale mündet. Ganz großes Tennis!
Dead of Night – Nacht des Terrors • Großbritannien/USA/Kanada 1974 • Regie: Bob Clark • Darsteller: John Marley, Lynn Carlin, Richard Backus, Henderson Forsythe, Any Ormsby, Jane Daly

4. Miss Zombie (2013)
Bei wem? Donau Film/Wicked Vision Als was? Blu-ray Wann? 31.03.2020
Worum geht’s? Im Japan der Zukunft hält sich die Oberschicht Zombies als Haushaltshilfen. Die Untoten werden wie Tiere in Käfigen geliefert, mit Anleitung und Waffe. Erzählt wird von der Untoten Sara, die Tag für Tag nicht nur niedere Arbeiten verrichten muss, sondern zudem erniedrigt und missbraucht wird. Als der kleine Sohn der Familie bei einem Unfall stirbt und sie ihn als Zombie ins Leben zurückholt, wendet sich der Sohn immer mehr Sara zu, die dadurch immer menschlichere Züge bekommt, zugleich wird die Mutter immer mehr zum Monster …
Prognose: Da reicht im Prinzip nur ein Wort: Sabu. Der Regisseur, Drehbuchautor und Gelegenheitsschauspieler erfreut seit den 1990er-Jahren das Herz mit einem bunten Strauß von Arbeiten, die sich auf humorvoll-tragische Weise meist den „kleinen Leuten“ oder Außenseitern unserer Gesellschaft widmen und so ist es keine Überraschung, dass in diesem gesellschaftskritischen, im edlen schwarz-weiß gefilmten Horrordrama alle Sympathien bei der untoten Protagonistin liegen, deren Situation an reale Fälle illegal ausgebeuteter Haushaltshilfen erinnert. Muss natürlich ins Regal, eh klar – am besten zusammen mit „Dead of Night“ bestellen!
Miss Zombie • Japan 2013 • Regie: Sabu • Darsteller: Ayaka Komatsu, Makoto Togashi, Tôru Tezuka, Riko Ônishi, Tateto Serizawa, Tarô Suruga, Takaya Yamauchi

… und was gibt’s im TV & Internet?
• Supergirl, Staffel 5 – ab 06.03.2020, 7Fun: Fünfte Runde der ganz netten, aber auch etwas arg betulichen Comic-Adaption.
• The Protector, Staffel 3 – ab 06.03.2020, Netflix: Quasi Superman aus der Türkei. Klingt eigentlich reizvoll, aber bisheriges Feedback pendelt sich bei eher ungeil ein, vor allem wird der Serie vorgeworfen, aus dem exotischen Setting nichts zu machen.
• Star Wars Resistance, Staffel 2 – ab 14.03.2020, Disney: Okay, ich bin (mittlerweile) ein totaler Star-Wars-Muffelkopp, deswegen: Kein Kommentar.
• The Outsider, Staffel 1 – ab 20.03.2020, Sky Atlantic: … und die nächste Stephen -King-Adaption: Man darf sehr gespannt sein, denn mit Schriftsteller und Drehbuchautor Richard Price („The Wanderers“, „Clockers“, „Die Farbe des Geldes“) als Showrunner ist ein echter Könner an Bord!
• The Mandalorian, Staffel 1 – ab 22.03.2020, Pro 7 (nur die 1. Folge) und ab dem 24.03. auf Disney+: … und noch mal „Star Wars“. Muss ich erst recht nix zu sagen, hat eh schon jeder auf diesem Planeten gesehen (wir auch, hier geht’s zur Besprechung!)
• Hackerville, Staffel 1 – ab 24.03.2020, One: Cybercrime-Serie von den „Deutschland 83“-Machern, die eine Polizistin in ein rumänisches Dorf und ihre eigene Vergangenheit führt … geht in Ordnung!
• Black Lightning, Staffel 3 – ab 26.03.2020, Netflix: Die Serien-Alternative zu „Black Panther“ hat sich auf einem erstaunlich guten Level gehalten; Kritiker und Zuschauer sind zufrieden, was ja selten ist …
• Westworld, Staffel 3 – ab 30.03.2020, Sky Atlantic: Dritte Runde der verunglückten Verwurstung von Michael Crichtons Roman. Lieber noch mal die coole Verfilmung von 1973 anschauen!
Großes Bild ganz oben: „Miss Zombie“, Donau Film/Wicked Vision
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