15. November 2019

Einstiegsdroge

Disney+ beginnt mit dem Star Wars-Spin Off „The Mandalorian“

Lesezeit: 3 min.

Ob es wohl eine schwere Entscheidung für Disney war, als erstes Originalformat des hauseigenen Streaming-Kanals eine Star Wars-Serie zu produzieren? Sicherlich nicht, denn auch wenn sich die gut vier Milliarden Dollar, die das Maus-Haus 2012 für Lucasfilm zahlte, durch zwei Star Wars-Filme, zwei Ableger und die Rechte an den sechs Klassikern längst amortisiert haben dürften, schadet es natürlich nie, dem nach Content gierenden Publikum eine Variation des wohl bekanntesten Stoffs der Gegenwart bieten zu können.

Wie sehr dann schon die erste Folge von „The Mandalorian“ auf das Wissen um die Star Wars-Welt, ihre Figuren und Mythen baut, ist der große Vorteil gegenüber neuen Serien mit denen etwa der Konkurrent Apple in die Streaming-Wars eingestiegen ist. Während dort z.B. „See“ eine komplett neue (okay, mehr oder weniger neue) Welt etablieren muss, in der sich die Geschichte abspielt, muss „The Mandalorian“ einfach nur in einer Kantine beginnen, die von seltsamen, offensichtlich außerirdischen Kreaturen bevölkert ist, in die ein Kopfgeldjäger tritt, der die Maske trägt, die im Star Wars-Universum eben Kopfgeldjäger tragen: Und schon fühlt man sich heimisch.

Boba Fett heißt der Kopfgeldjäger zwar nicht, sondern bleibt zunächst namenlos. Gespielt wird er von Pedro Pascal, der aus Serien wie „Narcos“ bekannt ist, vor allem aber nicht so bekannt ist, dass er viel Geld kostet; ein weiterer Vorteil, wenn die meisten Figuren Masken tragen. Der bekannteste Akteur der ersten Folge ist ebenso lustiger- wie seltsamerweise Werner Herzog, der mit seiner typischen Werner-Herzog-Diktion Sätze wie „Please lower your blaster“ spricht und vermutlich keine Ahnung hat, in was er da für einen vermutlich guten Stundenlohn hineingeraten ist.


Kopfgeldjäger, blaue Boys …


… und Schurken aus München. „The Mandalorian“, Lucasfilm/Disney

Bevor man jedoch länger über die Anwesenheit von Herzog nachdenken kann, ist man schon zwei Szenen weiter, denn was man der von Jon Favreau entwickelten Serie absolut nicht vorwerfen kann, ist, dass sie langsam erzählt ist. Rasant bewegt sich der Mandalorian durch die Szenerie, bekommt den Auftrag, jemanden zu fangen, wobei töten auch im Sinne des Auftraggebers ist, zwei, drei Kämpfe mit der Laser-Kanone später ist man schon am Ende der kaum 40 Minuten langen Folge, die einen Cliffhanger bereit hält, der sein Ziel mehr als erfüllt: Man will weiterschauen, will wissen, was es mit diesem Baby, das an eine der berühmtesten Figuren aus dem Star Wars-Kosmos erinnert, auf sich hat, will also am liebsten sofort den Disney-Kanal abonnieren.

Eine Serie im klassischen Format, die Folge für Folge funktioniert, scheint „The Mandalorian“ nicht zu werden. Statt dessen eine Serie der Moderne: Eine sich über acht Folgen spannende Erzählung (eine zweite Staffel ist schon in Arbeit), gefilmt im TV unüblichen Breitwandformat, reich ausgestattet, aber in der ersten Folge noch mehr versprechend als zeigend. Auch das ein Vorteil der Star Wars-Marke: Ein paar Aufnahmen von Raumschiffen, Wüstenplaneten und anderen, „typischen“ Star Wars-Elementen reicht aus, um anzufixen und gespannt der Fortsetzung zu harren.

In Deutschland startet Disney+ voraussichtlich am 31. März 2020. Abb.: Lucasfilm/Disney

The Mandalorian • Showrunner: Jon Favreau • Darsteller: Pedro Pascal, Gina Carano, Omid Abtahi, Carl Weathers

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