28. Juni 2020

Das Ende ist der Anfang. Oder auch nicht.

Die dritte Staffel von „Dark“ endet befriedigend – relativ

Lesezeit: 2 min.

Uff. Ein hartes Stück Arbeit ist die dritte Staffel der deutschen Netflix-Erfolgsserie „Dark“, die vor einigen Wochen beim amerikanischen Portal Rotten Tomatoes von einem internationalen Publikum sogar zur besten Netflix-Serie überhaupt gewählt wurde! Ein bemerkenswerter Erfolg, der umso erstaunlich erscheint, als die Macher – Drehbuchautorin Jantje Friese und Regisseur Baran Bo Odar – es ihrem Publikum alles andere als leicht machen: Von Multiversen, Zeitreisen und den damit einhergehenden Paradoxien ist in der zeitgenössischen Populärkultur zwar mit schöner Regelmäßigkeit die Rede, doch so betont verwirrend wie „Dark“ sind Serien oder Filme selten.

Ob das allerdings bewusst geschieht und vor allem eine Qualität darstellt ist eine Frage, die sich im Lauf der achtteiligen dritten Staffel ein ums andere Mal stellt. Ganz ohne Frage kann man jedoch sagen, dass „Dark“ nichts für so nebenbei ist, keine Serie, bei der es reicht, wenn man ab und an vom Smartphone auf den Fernseher blickt. Ist man nicht bestens über die Figurenkonstellation, die zahlreichen Zeitebenen – die in der finalen Staffel noch ausgebaut werden – und die theoretischen Überlegungen, die dem Geschehen zu Grunde liegen informiert, braucht man gar nicht erst anzufangen.


Wo Dunkel draufsteht ist auch Dunkel drin. „Dark“, Netflix

Zur Erinnerung: Am Ende der zweiten Staffel hatte Jonas (Louis Hoffman) zunächst den Tod seiner großen Liebe Martha (Lisa Vicari) betrauert, nur um sie Momente später wiederzutreffen. Aus einer anderen Welt, einem Paralleluniversum schien diese Martha zu stammen, eine Idee, deren Möglichkeiten nun konsequent durchgespielt werden. War die Komplexität in den bisherigen Staffeln schon hoch, steigern die Macher die Zeitebenen noch einmal, führen neues Personal ein und verziehen dabei keine Miene.

Von bedeutungsschwerer Musik, ominösem Brummen und einer reduzierten Helligkeit, die weite Teile des Geschehens im Halbschatten versinken lässt, war „Dark“ vom ersten Moment an geprägt. Und so geht es weiter: Die großen Fragen der Menschheit werden verhandelt, Adam und Eva, Leben und Tod, schicksalshafte Entscheidungen, dazu im Minutentakt Sätze wie „Der Anfang ist das Ende und das Ende ist der Anfang“, die je nach Sichtweise tiefgründig oder banal klingen.

Zumal die dritte Staffel von Dark das hat, was die zweite nicht hatte und brauchte: Ein Ende. Durchaus zwingend gelingt es den Machern zwar, sämtliche offenen Enden einzufangen, praktisch jedes Rätsel zu erklären und zu einem Ende zu bringen, das sich irgendwo zwischen „Matrix“ und „Interstellar“, Multiversumtheorien und Esoterik verorten lässt. Je klarer jedoch alles erklärt wird, um so weniger geheimnisvoll wirkt die Welt von „Dark“ zwangsläufig. Doch allein die Tatsache, dass zwar nicht die ganze, aber doch der an Serien interessierte Teil der Welt auf diese finale Staffel gewartet hat, deutet an, welch spektakulärer Erfolg diese erste deutsche Netflix-Serie am Ende war.

Dark, 3. Staffel • Regie: Baran Bo Odar • Darsteller: Louis Hoffman, Lisa Vicari, Oliver Masucci, Karoline Eichhorn, u.v.a. • jetzt bei Netflix

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