8. Januar 2021

Dune: Die Graphic Novel

Der Auftakt zur Comicadaption des würzig-epischen SF-Klassikers

Lesezeit: 4 min.

Die Erfolgsstory des Wüstenplaneten aus Frank Herberts Science-Fiction-Klassiker „Dune“ alias „Der Wüstenplanet“ (im Shop) begann 1963 mit mehreren langen Fortsetzungsgeschichten im amerikanischen SF-Magazin „Analog“.1965 erschien nach vielen Ablehnungen von Seiten der Buchverlage schließlich eine erste „Dune“-Romanausgabe der massiv überarbeiteten Serials aus den Magazinen, allerdings war das Buch nach wie vor in drei Akte unterteilt. An diese Struktur von „Dune“ halten sich nun auch Herberts Sohn Brian Herbert und Kevin J. Anderson in ihrer dreibändigen Comicadaption des Genre-Meilensteins, dessen Kosmos Herbert Jr. und Anderson als Autorengespann seit 1999 in vielen neuen Büchern ausgebaut haben.

Frank Herbert’s Dune: Die Graphic Novel – Buch 1“ inszeniert in Wort und Bild ohne irgendwelche Mätzchen den ersten Abschnitt des ursprünglichen, grundlegenden Romans über den Wüstenplaneten Arrakis. Hierhin siedelt die galaktische Adelsfamilie des jungen Paul Atreides, dessen Vater zum Verwalter der von Sand, Technologie, Intrigen und Konflikten geprägten Welt wird. Dort dreht sich alles um das GewürzSpice im Original und in der deutschen Comicausgabe bei Splitter –, eine kostbare Wunderdroge. Paul und seine Familie werden umgehend in den brutalen Machtkampf auf Arrakis hineingezogen, wobei sich die Auseinandersetzungen nicht nur um höfische Politik und persönliche Habgier drehen, im Palast ebenso stattfinden wie in der Wüste und dabei mehr als zwei Parteien involvieren. Denn sowohl Frank Herbert als auch seine Nachfahren und Nachfolger geht es auch um Religion, Freiheit und nicht zuletzt Umweltbewusstsein.

„Dune“ kratzt mit seiner ungewöhnlichen Mischung seit jeher an der Space-Fantasy und zählt zu den unverwechselbaren und prägenden Überwerken der Fantastik. Die geplante Verfilmung von Comic- und Filmemacher Alejandro Jodorowsky („Der Incal“, „El Topo“) scheiterte in den 1970ern spektakulär, 1984 hatte David Lynch („Twin Peaks“) mehr Erfolg, in den 2000ern wurden noch zwei Fernsehminiserien nachgeschoben. Ende 1984 kam als „Marvel Super Special 36“ eine erste Comicadaption des Stoffes heraus, in der Autor Ralph Macchio (nicht zu verwechseln mit dem Darsteller aus „Karate Kid“ und „Cobra Kai“) und Zeichner Bill Sienkiewicz („Moon Knight“, „Daredevil/Elektra“) auf 68 Seiten im Verlag der Avengers die offizielle Adaption des Lynch-Streifens präsentierten. Künstlerlegende Sienkiewicz steuert zur aktuellen „Dune“-Comicfassung nach dem Roman von Frank Herbert heute die Cover bei: Die sehen wie zu erwarten ziemlich cool aus, und es schließt sich ein bisschen der Kreis innerhalb der neunten Kunst, so was gefällt einem immer.

Das Artwork der Innenseiten stammt unterdessen von den spanischen Künstlern Raúl Allén und Patricia Martín. Man geht aus Erfahrung ja mit einer gewissen Grundskepsis an solche Franchise-Adaptionen heran, doch Allén und Martín kleiden „Dune“ in ein ansehnliches Gewand. Zeichnerisch ist das nicht allzu markant oder gar innovativ, und zugegeben nie spektakulär oder unverkennbar, jedoch stets klar und ausdrucksstark – und obendrein überraschend grell koloriert. Nun könnte man natürlich darüber diskutieren, dass ein schmutzigerer Look Arrakis besser zu Gesicht gestanden hätte oder welchen bekannteren Künstler man gern als Zeichner des ersten Wüstenplaneten-Epos gesehen hätte. Aber das ist müßig, und rund 500 Seiten „Dune“ wollen erst mal als Langzeitprojekt über mehrere Jahre gestemmt werden. Ja, dieser Comic hätte anders aussehen können, aber auch viel schlechter. So führen Allén und Martín grafisch sicher (und auf Nummer sicher) durch Paul Atreides Abenteuer auf dem Wüstenplaneten, den und dessen Gefahren zwischen gnadenlosen Mordanschlägen und gigantischen Sandwürmern der Leser mit Paul Seite für Seite besser kennenlernt.

Diese Geschichte bietet so viele Elemente und Figuren, dass Herbert Jr. und Anderson genug mit der Eindampfung und Entfaltung des Originals in Panelform zu tun haben, sodass sie dem Plot und den Protagonisten nichts Neues oder Überraschendes hinzufügen, schon arg an der Buchvorlage kleben. Hier liegt immer die Krux bei Comicversionen von Romanen, zumal es Herbert und Anderson nie darum ging, eine überwältigend frische und gewagte Neuinterpretation zu schaffen – dafür sind sie letztlich viel zu sehr mit Frank Herberts Erbe verstrickt (und fairerweise muss man sagen, dass Fans zu radikale Ansätze oft gar nicht leiden können im Fall so einer Adaption).

Was nimmt der Liebhaber außerirdisch-futuristischer Geschichten, Gewürze und Graphic Novels nun als Fazit oder Empfehlung mit? Der Auftakt zur ersten „Dune“-Comictrilogie ist eine grundsolide, werkgetreue Romanadaption des Genre-Klassikers, bei der es nicht groß was zu meckern gibt. Sicherlich kommt es dem einen oder anderen ganz gelegen, vor der aufgrund von Corona verschobenen „Dune“-Neuverfilmung durch Regisseur Denis Villeneuve nun trotzdem bereits einen visuellen Zugang zum Wüstenplaneten geboten zu kriegen.

Abbildungen: © 2020 Herbert Properties LLC

Brian Herbert, Kevin J. Anderson, Raúl Allén, Patricia Martín: Frank Herbert’s Dune: Die Graphic Novel – Buch 1 • Splitter, Bielefeld 2020 • 176 Seiten • Hardcover: 25 Euro

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